Mond der Unsterblichkeit
Mini. Vor Erleic h terung rannen Amber die Tränen. Sie weinte, bis Dunkelheit sich wie ein Schleier über sie legte.
„Amber!“ Jemand tätschelte ihre Wange. Nein, sie wollte nicht auf R e venants Ruf hören und weigerte sich, die Augen zu öffnen.
„Amber! Hör mir zu! Ich bin’s!“
„Nimm mich, aber verschone die anderen.“ Lieber würde sie mit Revenant g e hen, als die Menschen, die sie liebte, zu opfern.
Plötzlich verpasste ihr jemand eine Ohrfeige. Amber riss die Augen auf und e r kannte ihre Mutter.
„Ich muss zu ihm, seinem Ruf folgen. Lass mich gehen.“
„Nein, das musst du nicht. Verstehst du denn nicht, dass er dich nur in die Schattenwelt locken will? Das wäre dein Verderben, das lasse ich nicht zu.“
„Wieso bist du schon wieder hier?“
„Ich habe mich nach meinen Kindern gesehnt. Kevin hat mir erzählt was hier los ist und …“
„Mom, du verstehst nicht! Er wird euch t ö ten, wenn ich ihm nicht folge.“
„Verdammt nochmal, Amber, reiß dich zusammen. Besinn dich auf deine Kräfte. Ich weiß, ich wollte nie wahrh a ben, dass es so etwas gibt und das tut mir leid. Aber jetzt bitte ich dich, dich daran zu erinnern.“
Amber spürte, wie ihre Lider immer schwerer wurden.
„Nein! Du wirst nicht wieder in diesen Zustand verfallen! Weil wir dich bra u chen! Kevin ist zurückgekehrt.“
Ein Hoffnungsschimmer flackerte in Amber auf, doch schon im nächsten Moment erschien ihr wieder alles gleichgültig.
„Aidan braucht dich! Er schwebt in Gefahr!“, schrie ihre Mutter sie an und schüttelte sie grob an den Schultern.
Der Nebel in ihrem Kopf lichtete sich etwas. „A i dan?“
„Er ist nicht mit Kevin zurückgekommen! Wenn er dir etwas bede u tet, dann folge mir jetzt ohne weiter zu fragen, oder er ist für immer verloren!“
„Was? Was ist mit Aidan? Verschweig mir nichts!“
Die eindringlichen Worte ihrer Mutter waren ein Donnerschlag. Aidan in G e fahr. Amber sprang auf. Ihre Finger krallten sich um die Oberarme ihrer Mu t ter. Sie taumelte, weil alles sich dre h te.
„Kevin hat gesagt, Aidan befindet sich in der Gewalt von Werwölfen. Hermit erwartet uns am Druidenaltar. Dein Bruder hat dieses Schwert mitgebracht. Ich hoffe, du weißt, wo der Altar sich befi n det.“
Die Worte ihrer Mutter rissen Amber aus der Lethargie, die ihren Geist ve r hüllte und ihren Körper lähmte. Doch noch war die Stimme der Dunkelheit, die ihren Namen rief, nicht ganz verklungen. Es fiel ihr u n glaublich schwer, diesem Ruf zu widerstehen. Aber die Angst um Aidan überwog und verlieh ihr die Kraft, sich der eindringlichen Stimme zu widersetzen.
„Ich muss sofort zu ihm. Wo ist er?“
Mom zuckte mit den Achseln. „Hermit hat nur gesagt, er bräuchte unsere E nergie, und wir sollten schnell zum Druidenaltar kommen. Wo Aidan ist, weiß ich nicht.“
„Druidenaltar? Wie …?“ Es fiel Amber noch immer schwer, sich zu konzen t rieren.
„Kevin und er haben irgendwas von einem Kreis oder so erzählt, der Aidan retten könne.“
„Der Bannkreis. Lass uns gehen, Mom. Es ist gut, dass du da bist.“ Amber drückte ihre Mutter an sich. Ihre Nähe verlieh ihr neuen Mut.
„Bist du sicher, dass du es kannst? Du bist noch immer so blass.“ Mom klopfte Amber liebevoll auf den Rücken.
„Mach dir keine Sorgen, es geht wieder. Ich habe nur schreckliche Angst um Aidan. Mom, ich liebe ihn.“
„Ich weiß das. Und ich glaube, er liebt dich auch, sonst hätte er nicht sein L e ben riskiert. Komm, Hermit wartet auf uns.“
Amber rannte mit Mom durch den Schlosspark zum Druidenaltar, der von zah l reichen Fackeln erhellt wurde. Auch Hermit trug eine we i ße Kutte und reichte Kevin Runensteine, die dieser nach dessen Anweisungen auf dem Altar um das Flamme n schwert legte.
Hermit drehte sich mit ernster Miene zu Amber und ihrer Mutter um. „Seid ihr bereit?“
Amber nickte. Hermit hob seine Hände und rief etwas in der fremden Sprache, deren sich auch Gordon Macfarlane bedient hatte. Seine Sti m me klang brüchig und zitterte vor Aufregung, ebenso seine knotigen Hände.
Amber blickte nach oben und sah den Wolken zu, die in rasanter Geschwi n digkeit dahinzogen. Auf dem Hügel leuchtete blutrot der Menhir, als wäre er g e schlachtet worden. Ein Schauer lief ihren Rücken entlang. Er wirkte wie das Wah r zeichen der Hölle.
Hermits Worte wechselten in einen monotonen Singsang, der das Mal auf i h rem Arm vibrieren ließ. Sie legte die Hand darauf und hoffte, das
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