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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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als er ihr lockiges Dreieck ertastete, schraken sie durch einen lauten Knall zusammen.
    „Was war das?“ Honeys zitternde Hand suchte die seine.
    „Vielleicht haben die Bengel von den McCormicks was ins Feuer g e worfen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das klang eher wie ein gewaltiger Trommelschlag, und kam aus der Nähe des Menhirs. Vielleicht der alte Hermit? Der besitzt eine Trommel. Lass uns nachsehen. Nicht auszudenken, wenn uns jemand beim Sex b e obachten würde!“
    „Ach, Quatsch. Und wenn schon? Gäbe doch den Kick! Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass da oben auf dem Hügel niemand ist. Die sind alle beim Fest“, wehrte er ab, und zog sie erneut in die Arme. Sie stemmte sich gegen seinen Brustkorb.
    „Ich möchte lieber nachsehen, ob es wirklich nur Hermit ist. Den werden wir schnell los, der verpfeift uns nicht. Nun sei kein Spielverde r ber, lass uns weitergehen. Wir haben noch die ganze Nacht Zeit. Meine Eltern glauben eh, dass ich bei Jenni übe r nachte.“
    „Na gut, aber danach gehen wir direkt zu meinem Lieblingsplatz, um endlich zur Sache zu kommen. Versprochen?“
    „Versprochen.“
    „Okay, lass uns nachsehen.“
    Er zog Honey hinter sich her. Sie erreichten den Walde s saum und überquerten die Wiese, auf der ein einzelner Menhir vom Mond bestrahlt wurde, als stünde er unter einem Spotlight.
    „Hier ist es irgendwie unheimlich.“ Honey blickte sich ängstlich nach allen Seiten um. Von Hermit war nichts zu sehen. Plötzlich hörten sie einen tiefen, monotonen Gesang. Wieder folgte ein Trommelschlag.
    „Vielleicht tanzen dort oben die Hexen auf den Steingräbern.“ Ihr Freund zog eine Grimasse, hüpfte mit einem imaginären Besen zw i schen den Beinen herum, und lachte dabei.
    „Oder Revenant ist zurück und will dein Blut aussaugen!“
    „Hör auf mit dem Blödsinn. Es gibt keine Hexen und Vamp i re.“ Sie stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.
    „Und es gibt sie doch! Meine Tante Cecilia ist eine Hexe“, behau p tete er.
    Honey winkte ab. „Das sagst du nur, um dich wichtig zu machen. Es gibt keine Hexen!“
    Der anschwellende, tiefe Gesang ließ sie innehalten.
    „Wir sollten doch lieber gleich zu deinem Lieblingsplatz gehen.“
    „Du wolltest wissen, ob es der alte Eremit ist. Jetzt kneif nicht, lass uns nachsehen, was er dort treibt. Ich bin neugierig geworden. Anscheinend ist er nicht allein. Vie l leicht macht er was Verbotenes?“
    „Ach, ich weiß nicht. Und wenn er uns erkennt und verrät?“
    „Eben hast du noch was anderes gesagt. Aber der wird uns nicht erw i schen. Ich kenne mich hier gut aus.“
    Ohne ein weiteres Wort folgte sie ihm. Als sie sich dem Stei n kreis näherten, sahen sie mittendrin ein offenes Feuer, viel beeindruckender als das Beltanefeuer. Ein Du t zend dunkler Kuttenträger scharten sich um einen Mann, der als Einziger unter ihnen eine weiße Kutte trug, und einen hölzernen Stab zum Himmel hob. In der anderen Hand hielt er eine dampfende Schale. Immer wenn er etwas daraus ins Fe u er goss, schlugen zwei die Trommel. Alle Gesichter lagen tief in den Kap u zen und waren nicht zu erkennen.
    „Das ist bestimmt nicht Hermit“, flüsterte Honey.
    Als sie anhob, mehr zu sagen, verschloss ihr Freund mit seiner Hand ihren Mund. Dann zog er sie in den Schutz der Bäume zurück. Wütend schob sie seine Hand fort.
    „Was soll das?“, zischte sie und stemmte die Hände in die Hüften.
    „Sei leise, sonst entdecken die uns. Ich möchte noch ein wenig näher ran und h ö ren, was da abgeht“, flüsterte er, und wollte sich an der Baumreihe entlang zum Steinkreis bewegen. Sie hielt ihn am Arm z u rück.
    „Sag mal, spinnst du? Dort erwischen die uns doch sofort, und zählen eins und eins zusammen. Da können wir gleich in Gealach erzä h len, dass wir die ganze Nacht z u sammen verbracht haben. Ich will mir gar nicht ausmalen, was alle dazu sagen werden.“
    „Die werden uns schon nicht erwischen, vertrau mir“, antwortete er voller Zuve r sicht, und lief weiter, sodass Honey nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen, denn sie kannte den Rückweg zum Belt a nefest nicht.
    Sie umrundeten den Steinkreis, und verbargen sich an der Stelle im Unterholz, der den besten Ausblick auf das Gesch e hen bot. Honey würgte, als sie erkannte, wie der in Weiß Gekleidete einem Raben mit bloßen Händen den Kopf abdrehte, und das Blut aus dem Rumpf in die dampfende Schale tropfen ließ. Vom Ekel überwältigt, barg sie ihren Kopf an der Schulter

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