Mond der Unsterblichkeit
einen Menschen verwande l te, so wie Amber es beschri e ben hatte.
„Honey?“
Fassungslos starrte Aidan auf die rothaarige Frau, die nackt vor ihm stand, und ihn aus schwarzen Augen fixierte. Aus ihrem Blick sprachen ungezügelte Wil d heit und Blutdurst, was ihn erschütterte. Sie atmete heftig, als hätte die Verwan d lung sie immense Kraft gekostet. Anstelle ihrer Fingernägel wuchsen Krallen, und unter ihrer weißen Haut zeichneten sich Muskeln ab, die von gutem Tra i ning zeugten. Obwohl ihr Körper auf den ersten Blick menschlich war, besaß er bei seinen Bewegu n gen mehr von einer Bestie.
„Man nannte mich Honey und Moira, als ich noch zu den Menschen gehörte. Doch nun lebe ich in der Schattenwelt. Dort ruft man mich Lupa, die Wölfin.“
Langsam trat sie auf ihn zu, während die anderen Wölfe ihn gierig beäugten und der Geifer aus ihrem Maul tropfte. Angespannt ließ Aidan keinen von ihnen aus den Augen. Er rechnete jeden Moment damit, dass sie sich auf ihn stürzen würden, und ging in Angriffsposition. Moira stellte sich vor ihn. Sie wirkte fremd und gleichzeitig ve r traut.
„Mit dieser Waffe kannst du nichts gegen uns ausrichten.“ Sie lac h te.
„Das werden wir ja sehen.“
Ehe Moira reagieren konnte, berührte die Klinge ihren Hals. In ihren Augen blitzte es drohend auf.
Im gleichen Augenblick sprang einer der Werwölfe gegen Aidan und riss ihn zu Boden. Der Säbel entglitt seiner Hand. Blitzschnell griff Moira nach der Wa f fe. Aidan fluchte.
„Nicht schlecht, aber nicht gut genug. Steh auf!“
Langsam erhob er sich. An seinem Arm klaffte eine tiefe Wunde, die der We r wolf mit seinen Klauen hinterlassen hatte. Der Ärmel seiner Jacke war zerfetzt und Blut tropfte auf den Boden. Die Werwölfe wu r den zunehmend unruhig und schnupperten in der Luft. Moira schleude r te den Säbel fort und trat einen Schritt näher.
Der hypnotische Blick aus ihren schwarzen Augen hielt den seinen fest.
„Warum zögerst du und tötest mich nicht einfach sofort, dann können wir uns die Spielchen ersparen“, sagte Aidan.
„Glaub mir, das würde ich nur zu gern. Unser Hunger ist groß, aber der Lord besitzt das Anrecht auf dich.“
Ihre scharfen Krallen strichen über sein Kinn und schnitten in seine Haut. Es brannte wie Feuer, doch er scherte sich nicht darum. Aidan versuchte, den Schmerz auch vor ihnen zu verbergen. Das Ve r gnügen, sich daran zu weiden, gönnte er ihnen nicht.
„Was hat der Lord mit mir vor?“
Er suchte in Moiras Miene eine menschliche Regung. Sie hatte doch einmal etwas für ihn empfunden. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, verschwand ta t sächlich das Schwarz in ihren Augen und wechselte in das Smaragdgrün ihrer Iris. Wie oft hatte er sich einst in diesen katzenhaften Augen verloren, die bei Leide n schaft Funken zu sprühen schienen.
„Er wird dich zu einem der Unsrigen machen.“ Sie lächelte wissend.
„Ach ja? Dann weißt du mehr als ich.“
Moira warf den Kopf lachend in den Nacken und die Bestie schrie laut auf. Es dröhnte in seinem Kopf. Die Wölfe stimmten mit e i nem Jaulen ein.
„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, wir lassen diesen Jungen weit kommen? Mein Rudel verfolgt und tötet ihn.“
Wenn Aidan Kevin in den Tod geschickt hatte, könnte er sich das nie verze i hen. Doch er klammerte sich an den winzigen Funken Hoffnung, der Junge möge es schaffen. Kevin war clever.
„Moira, du bist auch einmal ein Mensch gewesen. Hast du das ve r gessen?“
Irgendeine menschliche Regung musste doch im Verborgenen noch in ihr schlummern. Ihre Augen verengten sich und nahmen wieder die schwarze Farbe an, als sie sich zu Aidan vorbeugte. Sie schnupperte an ihm, wie ein Raubtier an einem Fleischbrocken. Dann fuhr ihre kalte Zunge über seine Lippen und über die brennenden Stellen in seinem Gesicht.
„Dein Blut ist köstlich. Ich bin froh, nicht mehr zu euresgleichen zu gehören, sonst wäre mir vieles verborgen geblieben. Das Werwol f leben hat schon was. Die Menschen ahnen nichts von der wahren Leide n schaft, die in unseren Adern pulsiert. Die Jagd ist die Würze unseres Daseins. Wir wählen unsere Beute, pa a ren uns mit ihr, und dann folgt die Krönung dieser kurzen Beziehung. Denn es gibt keinen schöneren Höhepunkt der Befriedigung, als nach dem Sex vom s ü ßen Fleisch des Partners zu kosten. Ich habe Paul genossen, seinen Kö r per, mit jeder Faser.“ Sie leckte sich über die Lippen. „Und dich begehre ich besonders.“ Sie knurrte
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