Mond der verlorenen Seelen
verrückt, weil sie mit einem Spiegelbild sprach.
„Mein Vater hat mich verprügelt, weil ich von dem Teller genascht habe. Hier.“
Er drehte sich um und zog die Wolldecke von seinen Schultern. Amber sog bei dem Anblick der tiefen Platzwunden auf dem zarten Kinderkörper geräuschvoll die Luft ein. Wer tat einem Kind so etwas Grausames an?
„Es tut so weh, und ich habe solchen Hunger“, jammerte das Kind, und die Tränen kullerten seine Wangen hinab.
Amber streckte tröstend die Hand nach ihm aus und stieß gegen das Spiegelglas. Die Situation war bizarr und gleichzeitig wirkte sie real, als könnte sie zu dem Kind gehen, um es tröstend in die Arme zu ziehen. Die Verzweiflung in den Augen des Jungen berührte sie tief.
„Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“ Er wischte sich die Tränen von den Augen und nickte.
„Kannst du nicht zu mir kommen? Bitte.“
Amber schüttelte den Kopf. „Nein, das geht nicht.“ Wie sollte sie ihm erklären, dass er in einer anderen Welt lebte?
„Doch, das geht. Du musst nur wollen.“ Er schniefte und spitzte seinen Mund.
„Wie heißt du denn?“, wollte Amber wissen.
„William. William Macfarlane.“
Blitze zuckten plötzlich über den Spiegel und Donner grollte. Der Junge kroch in eine dunkle Ecke und kauerte sich zusammen. Erschrocken wich Amber zurück und rannte aus dem Zimmer. Ihr Herz hämmerte in der Brust wie wild, als sie sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte. Sie rang nach Atem.
„Komm zu mir, Amber!“, rief der Junge.
Amber hielt sich die Ohren zu. Revenant war noch immer hier! Wann würde der Albtraum enden?
Wenn du ihn endgültig besiegt hast, Tochter des Windes , flüsterte eine Stimme.
- ENDE Band 2 -
Die Autorin
Elke Meyer wurde 1963 in Hamburg geboren. Bereits als Teenager verfasste sie Verschenktexte und Gedichte zu verschiedenen Anlässen. Seit ihrer Schulzeit beschäftigt sie sich intensiv mit Ägyptologie und den Kulturen Amerikas. Ihre Reisen rund um den Globus und ihre Begeisterung für wissenschaftliche Themen, auch Grenzwissenschaften, gaben ihr letztendlich den Anstoß einen Roman zu schreiben. Durch ihre weitläufige berufliche Entwicklung wurde der Gedanke leider immer wieder verschoben.
Sie erlernte den Beruf der Bankkauffrau und arbeitet heute als Teilzeitkraft in einem großen Kreditinstitut in Hannover. Mit ihrem Ehemann, ebenfalls ein „Banker“, teilt sie sich die Erziehung von zwei fast erwachsenen Söhnen.
Neben ihrem Beruf absolvierte sie eine Ausbildung in Operngesang und Schauspiel und konzertierte anschließend. Da die Kinderbetreuung sehr viel Zeit in Anspruch nahm, verabschiedete sie sich von der Bühne und erteilte mehrere Jahre privaten Musikunterricht.
Als passionierte Reiterin verwirklichte sie sich vor ein paar Jahren den Traum eines eigenen Reitstalls und verbringt Stunden auf dem Rücken ihrer Pferde.
2005 war es dann so weit. Endlich veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Das Versprechen aus der Vergangenheit“, ein Liebesroman. 2007 erschien „Kassandras Träume“ und „Im Feuer der Sterne“, 2009 „Mond der Unsterblichkeit“ im Sieben-Verlag.
In ihren Romanen spiegelt sich ihre Begeisterung für Historie und parawissenschaftliche Phänomene wieder.
Autorenhomepage: www.autorin-meyer.de
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