Mond der verlorenen Seelen
wollte sich wandeln, aber da öffnete er ihr mit einem Biss die Schlagader. Das Blut schoss in einem Schwall heraus. Aidan wusste, er hatte sie nur geschwächt und konnte sie nur besiegen, wenn er sie sofort tötete. Obwohl das Blut verlockend duftete, süßer noch als Menschenblut, und er seinen Durst kaum bezähmen konnte, durfte er nicht davon kosten. Dämonenverseuchtes Blut machte süchtig und verwirrte den Geist wie bei drogenabhängigen Menschen.
Die Besessene bäumte sich auf und versuchte, ihn von sich zu drücken, aber Aidan hielt sie fest. Dank des hohen Blutverlustes war es ihr nicht möglich, sich noch einmal zu verwandeln. Mit einer Handbewegung brach er ihr das Genick. Das Knacken zerriss die Stille und hallte von den Wänden. Der Kopf kippte auf ihre Brust. Ihr Körper hing schlaff in seinem Arm. Angewidert warf er sie auf den Boden, als es über ihm klackte.
Er sah auf. Cecilia stand nur wenige Stufen über ihm auf der Geschossplattform mit angelegter Muskete und zielte auf ihn.
„Jetzt schicke ich dich in die Hölle, Vampir!“, rief sie, während sie abdrückte.
Er drehte sich bereits, um zur Seite zu hechten, als er mit Erstaunen registrierte, wie die Blonde sich unbemerkt an Cecilia heranschlich und sich gegen sie warf. Die Hexe verriss die Muskete, die Kugel pfiff über seinen Kopf hinweg und bohrte sich hinter ihm in die Wand.
Vor Zorn bebend, rappelte Cecilia sich auf und stürzte sich auf die Blonde. Mit einem gellenden Schrei fiel diese die Stufen hinab, bis sie gegen die Wand schlug. Mit verrenkten Gliedern und weit aufgerissenen, starren Augen blieb sie reglos liegen.
Cecilia versuchte, zu fliehen, aber Aidan war schneller.
„Halt! Hier geblieben!“ Er presste sie mit dem Arm gegen die Wand.
„Lass mich los, Warrior, oder hast du schon vergessen, wie es sich anfühlt, über dem Feuer geröstet zu werden?“ Sie schürzte mokant die Lippen.
„Du willst mir doch nicht etwa drohen? Nur ein Biss, und ich sauge das Leben aus dir, Hexe.“
In Cecilias Augen tanzten kleine Flammen auf und ab. Aidan verspürte ein seltsames Kribbeln in seinem Körper, ihm wurde schwindelig.
„Du wirst mich gehen lassen, Warrior“, hörte er sie flüstern. Dann redete sie in Ogham auf ihn ein, der Sprache der Magie.
Cecilia begann, vor seinen Augen zu verschwimmen, und er verspürte eine ungewohnte Schwäche in seinen Beinen.
Aidan!
Ambers Stimme brachte ihn zur Besinnung. Fast hätte er sich von dem Hexenzauber verwirren lassen. Dabei wusste er doch genau, wie gefährlich es war, einer von ihnen in die Augen zu blicken. Aidan schüttelte den Kopf und blinzelte. Er fühlte sich noch etwas benommen.
Das Lächeln auf Cecilias Lippen gefror, als sie bemerkte, dass ihre Magie nicht mehr wirkte.
„Ich lasse dich erst gehen, wenn du mir sagst, wo Amber ist. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Er umspannte mit einer Hand ihre Kehle, während sein Arm sie noch immer an die Wand nagelte.
„Du wirst von mir nichts erfahren. Und finden wirst du sie auch nicht, denn die Dämonen verwischen ihre Spur. Da hilft dir auch nicht deine feine Nase“, krächzte sie und begann, zu würgen, als er noch fester zudrückte.
Cecilias Starrsinn schürte seinen Zorn. Am liebsten hätte er kurzen Prozess mit ihr gemacht, aber nur durch sie konnte er etwas über den Ort herausfinden, an dem Amber gefangen gehalten wurde. Amber in der Hand der Dämonen und Revenants zu wissen, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. Es galt, einen Haufen Gegner zu bekämpfen.
„Na, gut, wenn du nicht freiwillig hilfst, muss ich wohl nachhelfen.“ Fauchend präsentierte er ihr seine Reißzähne, bevor er sich über ihren Hals beugte.
Cecilia begann zu zittern. Er roch die Angst in ihrem Schweiß.
„Ich weiß, dass du dich fürchtest. Also sagst du es mir nun oder was? Ich rieche dein köstliches Blut.“ Er drückte die Spitzen seiner Zähne an ihren Hals.
Cecilia schrie erstickt auf. In ihren riesigen Augen lag Todesangst. „Ich sag es dir, aber lass mich los“, flüsterte sie.
Aidan nahm die Hand von ihrer Kehle. Cecilia röchelte, streckte die Zunge hinaus und hustete. Dann rieb sie mit der Hand über die roten Stellen an ihrem Hals, die Aidan hinterlassen hatte.
„Rede!“
„Er hat sie ... an die Stelle gebracht, wo er Satans ... Tochter zum ersten Mal begegnet ist“, stammelte sie.
„Verdammt, wo ist das?“ Er umfasste ihre Schultern und schüttelte sie. Krampfhaft vermied er, ihren Blick zu erwidern,
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