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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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hinweg und er verschaffte sich einen besseren Überblick. Er sah, wie die Fangzähne der Vampire vibrierten. Die Augen der Anwesenden richteten sich auf den Klumpen blutigen Fleisches, von dem Aidan nicht sagen konnte, ob es sich um einen Menschen oder ein Tier handelte. Doch noch schlug das Herz der Beute. Aidan zitterte vor Erregung und schwebte direkt über dem Fleisch, sog den süßen Duft auf. Die anderen grunzten und schnauften, aber stürzten sich nicht darauf, sondern schienen auf ein Kommando zu warten. Die Werwölfe hatten sich hinter die Vampire gruppiert und scharrten mit den Pfoten, während heiseres Knurren aus ihren Kehlen drang. Die hungrige Meute drängte sich Zentimeter um Zentimeter vor und war vor Gier kaum noch zu bändigen. Nur die Dämonen wirkten gelassen und standen abseits, um das Treiben amüsiert zu beobachten. Ihnen gebührte der Geist des Opfers, wenn das Herz zu schlagen aufhörte. Aidan konnte kaum noch an sich halten und glitt tiefer.
    Plötzlich teilte sich der Kreis. Die Umstehenden wichen fauchend zurück. Aidan ließ sich nicht beirren und stürzte sich auf den blutigen Kadaver. Gleich würde er das Blut in seinen Schlund schlürfen, bis sein Durst gestillt war. Doch in all seiner Gier vergaß er, dass sein Geistkörper das Begehrte zwar riechen und sehen, aber nicht berühren konnte. Fassungslos fuhren seine Hände immer wieder durch das Fleisch, als wäre es Luft. Weil er seinen Durst nicht stillen konnte, schlug seine Enttäu schung in Zorn um und er trommelte wie ein Besessener auf den Kadaver ein. Es war ihm gleichgültig, was die anderen von ihm dachten, wenn er nur endlich seinen Durst befriedigen konnte.
    Nach einer Weile bemerkte er die Stille, und als er aufsah, ruhten die Blicke auf ihm, voller Abscheu, bis er einem Paar schwarzer Augen begegnete, in denen Belustigung lag. Revenant!
    „Nun, Warrior, wie fühlt es sich an, wenn du deinen Hunger nicht wie alle anderen befriedigen kannst?“
    Die Stimme des Vampirlords schallte weit durch das Tal und echote von den Bergen. Das Geheul der Werwölfe folgte als Antwort, während die Mienen der Vampire versteinert wirkten.
    Aidan war nicht in der Lage, etwas zu erwidern, denn der Blutdurst quälte ihn schlimmer als je zuvor, so sehr, dass es schmerzte.
    „Komm näher.“ Revenant winkte ihn zu sich. „Ist der Duft nicht köstlich berauschend?“
    Aidan nickte. Sein Magen schien sich zu einem Klumpen zusammenzuballen.
    „Du müsstest es nicht nur riechen, sondern könntest davon kosten, wenn ...“ Revenant seufzte.
    Unwillen breitete sich unter den Vampiren und Werwölfen aus, die sich über die Beute hermachen wollten. Auf ein Zeichen lauernd verfolgten sie jede Geste des Vampirlords.
    „Ich vergaß, du willst ja nicht zu uns gehören.“ Revenant breitete die Arme aus und drehte sich im Kreis. Sein athletischer nackter Oberkörper glänzte, als wäre er eingefettet. „Könnt ihr das verstehen?“ Er wandte sich an die Vampire und Werwölfe, die ihre Zähne bleckten und unwillig die Köpfe schüttelten. Ihre Blicke ruhten voller Zorn auf Aidan. „Dabei wäre es so einfach. Er müsste nur an einem der Heiligen Tage durch das Schattentor treten und wäre einer von uns. Aber der Warrior hängt noch immer an seiner Menschlichkeit, anstatt seiner Bestimmung zu folgen. So ist es doch, oder?“ Die letzten Worte brüllte er mit verzerrter Stimme, dass alle sich duckten, als erwarteten sie einen Schlag.
    Was sollte Aidan erwidern? Während er krampfhaft nach einer Antwort suchte, wanderte Revenant vor den Vampiren auf und ab. Auf den ersten Blick hätte Aidan fast geglaubt, der Vampir wäre in Gedanken versunken, wenn da nicht diese leichten Vibrationen zu spüren gewesen wären. Es war Energie, die vom Vampirlord ausging und in ihn eindrang, als wenn er Aidan mit einem Röntgengerät durchleuchtete, um sein Inneres zu erforschen. Aidan fühlte sich ohne seinen Körper nackt und Revenant schutzlos ausgeliefert. Er ertappte sich, wie er immer wieder zu dem blutigen Kadaver schielte und sich über die Lippen leckte. Auch Revenant schien es bemerkt zu haben, denn es zuckte um seine Mundwinkel.
    „Ist es nicht so, Warrior?“
    Revenants Stimme klang trügerisch sanft, was im Gegensatz zu seiner Miene stand. Der Vampir blieb vor ihm stehen und hielt seinen Blick fest. Seine Augen waren schwärzer als jede Finsternis und der Blick daraus unerbittlich und kalt.
    „Ja“, murmelte Aidan.
    Hatte er tatsächlich Revenant zugestimmt?

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