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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Sofort umkreisten die Schatten die Astspitze, bis sie hineingesogen wurden. Amber keuchte vor Anstrengung. Der Magier warf den Ast in die Flammen und griff bereits nach dem der Esche. Sie rannte noch schneller, dennoch würde sie ihn nicht rechtzeitig erreichen, bevor er die Zeremonie abschloss. Wenn Sie jetzt nicht handelte, wäre vielleicht alles zu spät.
    Amber stoppte, breitete die Arme aus und rief: „Geister des Windes, tragt den Ast durch die Lüfte an einen sicheren Ort.“
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, drehte sich der Wind. Der Magier hatte es offensichtlich gespürt, denn er wirbelte herum und hob eine Hand, die die Geister aufhielt. Sie hörte ihr Klagen, weil sie seiner Macht nichts entgegensetzen konnten. Hermits Sohn besaß außergewöhnliche Fähigkeiten, die die seines Vaters übertrafen. Amber hatte mit Schwierigkeiten gerechnet, aber das überraschte sie.
    Der Magier sprang hoch und drehte sich mit dem Ast im Kreis, ehe Amber ihm Einhalt gebieten konnte. Sie war nicht schnell genug gewesen, denn jetzt schirmte ihn der Schutzkreis gegen Geister von außen ab. Im Schein des Feuers erkannte sie das boshafte Lächeln auf seinem Gesicht, das seine attraktiven Züge entstellte.
    „Du hast keine Chance gegen mich. Gib auf“, hörte sie seine Stimme im Kopf.
    Doch wenn er glaubte, sie würde aufgeben, hatte er sich geirrt. Noch war das Ritual nicht vollzogen. „Niemals!“, brüllte sie gegen den Sturm. „Niemals gebe ich auf!“
    Der Magier zeigte sich von ihrer Antwort unbeeindruckt und hob den Apfelbaumast an. Amber konzentrierte sich erneut auf ihre Kräfte. Es musste eine Möglichkeit geben, ihn zu stoppen. Sie rief die Geister des Feuers an, die den Ast verbrennen sollten. Die Flammen schlugen empor, doch eine Handbewegung des Magiers reichte, sie zu löschen. Sein hämisches Gelächter schürte ihren Zorn. Er schlug den Ast in Richtung Osten und machte eine Viertelumdrehung.
    Fieberhaft überlegte Amber nach einer weiteren Möglichkeit. Der Ast erstreckte sich schon gen Süden. Nur noch zwei Himmelsrichtungen und es wäre vollbracht. Amber rief in ihrer Verzweiflung die Geister der Erde an.
    „Tragt mich schnell an den verfluchten Ort!“
    Hände streckten sich aus der Erde empor, hoben sie hoch und trugen sie in Windeseile zum Schutzkreis. Der Ast zeigte bereits in den Westen. Endlich hatte sie den Hügel erreicht und rannte auf Colin zu, um ihm den Ast zu entreißen.
    Zu spät. Amber erstarrte.
    Hilflos musste sie zusehen, wie sich vor ihr die Luft teilte und der Himmel mit seinen Wolken an dieser Stelle in einem riesigen schwarzen Loch verschwand. Aus dem Tor zur Schattenwelt strömte Eiseskälte. Sie rechnete jeden Augenblick damit, dass Revenant erschien, aber dann erkannte sie, dass sich hinter dem Loch ein Tunnel langsam entfaltete.
    Colin warf den Kopf in den Nacken und streckte die Arme empor. „Es ist endlich vollbracht!“
    Amber rannte auf ihn zu und riss ihn zu Boden. Sie bestand nur noch aus Zorn, der die Energie in ihr bündelte und in Flammen wandelte, die aus ihren Fingerspitzen schossen und die Kutte des Magiers durchdrangen. Er brüllte vor Schmerz und Wut, rollte sich blitzschnell herum und schüttelte Amber ab. Durch den Schwung verlor sie das Gleichgewicht, taumelte rückwärts, fing sich jedoch ab. Sie zitterte vor Anspannung und Kälte. Er sprang auf und fixierte sie mit einem abweisenden Blick. Trotz des Altersunterschiedes war die Ähnlichkeit zwischen ihm und Hermit frappierend und erschütterte Amber. Die gleichen buschigen Brauen über dem breiten Nasenrücken. Doch die jüngere Ausgabe Hermits unterschied sich durch den zynischen Zug um seinen Mund und den stechenden Blick.
    „Dein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, was du getan hast und tun willst“, schleuderte sie ihm entgegen.
    Er musterte sie von Kopf bis Fuß. Die Mordlust in seinen Augen ließ sie frösteln. „Was kümmert mich der alte Narr, mein Erzeuger? Dann bist du Amber, sein Liebling? Mir klingt noch in den Ohren, wie er dich gelobt hat. Ich bin gespannt, was du von dem Alten gelernt hast.“ Seine Stimme troff vor Ironie. Er grinste.
    „Er hat mir viel beigebracht. Er war der Beste“, antwortete Amber, woraufhin sich die Züge des Magiers verhärteten.
    „Dann beweise es. Aber da musst du schon mehr bieten, als deine Geister herbeizurufen.“
    Obwohl er ein Mensch war, besaß er die gleiche kalte Ausstrahlung wie ein Geschöpf der Schattenwelt. Während Colins Arme

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