Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
um.
„Ich verstehe dich nicht. Erst willst du in der Dunkelheit da hoch und plötzlich heißt es anhalten. Du suchst da oben gar nicht deinen Freund, oder?“
Etwas Bedrohliches steuerte direkt auf sie zu. Ihr blieb keine Zeit für lange Erklärungen. „Doch, aber das kann ich jetzt nicht erklären. Du musst mir vertrauen.“
„Würde ich, wenn ich nur annähernd wüsste, worum es geht. Raus mit der Sprache.“ Er sah sie erwartungsvoll an.
„Du würdest mir nicht glauben. Da draußen ist etwas, das unser Leben bedroht. Vertrau mir und mach bitte das, was ich dir sage, wenn du nicht in Gefahr geraten willst.“
„Ob ich es glaube, ist nebensächlich. Ich hab keinen Bock auf Rätsel. Was ist los?“
Sie seufzte, denn Charles würde nicht eher locker lassen, bis er die Wahrheit kannte. Tochter des Windes, kehre um. Die Stimmen der Geister wurden eindringlicher, genau wie das Heulen des Windes.
„Ein dunkler Magier versucht, das Tor in eine andere, düstere Welt zu öffnen. Er bringt damit unser aller Leben in Gefahr.“
Charles hatte die Beleuchtung im Wageninnenraum angeschaltet, sodass sie seine Miene erkannte, in der Skepsis und eine Spur Belustigung lagen. „Ein Magier? Wie Harry Potter? Sorry, aber das klingt wirklich unglaublich.“
„Ich weiß, aber es ist so. Bitte vertrau mir. Ich muss da rauf und es verhindern. Du weißt doch, dass heute das Beltanefest gefeiert wird.“ Sie nahm seine Hand und drückte sie.
„Das ist doch nur eine Tradition. Es wird gesungen, gelacht und danach gesoffen. Ganz harmlos.“
„Nicht, wenn echte okkulte Dinge getan werden.“
Er runzelte die Stirn. „Okkultismus? Blutige Rituale? Das Landleben hat dir wohl sehr zugesetzt?“ Er grinste sie an.
„Hör auf mit dem Blödsinn, ich meine es ernst!“
„Okay, okay. Von alldem verstehe ich nichts, aber du anscheinend. Bist du etwa eine Hexe?“ Er lächelte, als ob er das eher sexy fand statt erschreckend.
„Nicht ganz. Ich verspreche, später alles zu erklären. Aber jetzt drängt die Zeit!“
Er nickte. „Okay. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als dir zu vertrauen. Solange du nicht vorhast, mich in eine Kröte zu verwandeln.“
Amber grinste. „Gut. Danke. Ich werde jetzt aussteigen und du fährst zurück nach Gealach Castle. Du musst Kevin informieren. Er weiß, was zu tun ist. Versprichst du mir das? Mir bleibt wirklich kaum noch Zeit.“
Charles holte tief Luft. „Ich lasse dich ungern mit diesen verrückten Zauberern allein.“
„Keine Sorge, mit diesem schwarzen Magier werde ich fertig. Ich kenne ihn. Bitte, fahr nach Gealach und sag Kevin Bescheid.“ Sie öffnete die Beifahrertür und sprang aus dem Wagen. Die Kräfte des Magiers und was sie aus der anderen Welt erwartete, verschwieg sie, um Charles nicht in Gefahr zu bringen.
„Amber!“, rief er ihr hinterher, aber sie ignorierte ihn und eilte gegen den Sturm den Pfad zum Hügel hinauf. Hoffentlich würde Charles ihre Bitte befolgen.
Gefahr. Gefahr. Die Worte der Geister erklangen im gleichen Rhythmus ihres Herzschlages.
Ambers Anspannung wuchs mit jedem Schritt. Aidan war nicht hier, sie hätte seine Nähe sofort gespürt. Es war noch nicht zu spät, ihn zurückzuhalten. Es hatte aufgehört zu regnen, nur der Sturm zerrte an Kleidung und Haaren. Mit gesenktem Kopf kämpfte sie sich voran. Die Wolkendecke riss für wenige Sekunden auf und gab den Blick auf den Blutmond frei. Die Schattenwelt war näher als je zuvor. Ein Feuer auf dem Hügel flammte auf. Ihm entstiegen schwarze Schatten, die durch die Luft schwebten. Die Seelen der Opfer. Amber erschauderte. Sie konnte die Todesschreie der Geopferten hören und deren Schmerz fühlen wie im Turm. Der Magier hatte sein teuflisches Werk längst begonnen. Zorn und Verzweiflung trieben sie voran. Sie kannte das Ritual durch Hermit, der es ihr in allen Details geschildert hatte. Wenn die Seelen der Opfer in die Luft stiegen, würde der Magier drei Äste der heiligen Bäume nutzen, die nur bei Vollmond abgeschlagen werden durften, um das Ritual zu beenden. Der Ast einer Eiche, um die Seelen aufzunehmen, der Ast der Eberesche, der jede Störung von Geistern fernhielt. Zum Schluss besiegelte er mit dem Ast des Apfelbaums, den er in jede Himmelsrichtung streckte, das Ende des magischen Rituals.
Als sie die Hälfte des Hügels erklommen hatte, sah sie, wie der Schwarzmagier bereits einen Ast in die Hand nahm und ihn in die Höhe hob. Seine beschwörenden Worte wurden vom Wind verschluckt.
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