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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Negativ, Portland Center. Im Augenblick kein grünes Licht. Aber auch kein rotes Licht. Ende.
    Kontrolleur: Roger, Delta Eagle zwo-sieben-neun. Kennen Sie Vorgehen, wenn Sie nicht ausfahren können?
    Dave: Positiv, Portland Center.
    Kontrolleur: Ausgezeichnet, Delta Eagle zwo-sieben-neun. Wie ist das Vorgehen? Ende.
    Dave: Vorgehen ist folgendes, Portland: S.E.E.S.U.S.E.A.L.
    Kontrolleur: Bitte wiederholen, Delta Eagle zwo-sieben-neun. Wir haben nicht verstanden. Ende.
    Dave: Negativ, Portland. Bin beschäftigt. Ende.
    Kontrolleur: Roger, Delta Eagle. Bitte lassen Sie sich sagen … äh … lassen Sie sich sagen, dass Ihre momentane Höhe zwo vier acht zwo beträgt; in Ihrer Flugbahn befinden sich Kuppen bis fünfzehnhundert Meter. Wiederhole: Kuppen bis eins fünf doppel zero. Ende.
    Dave: Roger. Sinke jetzt unter zweitausendeinhundert Meter. Berggipfel voraus bis eins fünf doppel zero. Danke, PC.
    Sechzehn Sekunden vor dem Absturz.
    Dave: Komme jetzt bei zweitausend aus den Wolken, Portland Center. Kann rechts ein paar Lichter sehen. Okay, jetzt …
    Dann nichts mehr.
    Baedecker hörte sich das Band dreimal an, und beim dritten Mal hörte er das abschließende »Okay, jetzt … « anders.
    Da war ein triumphierender Unterton. In den letzten Sekunden hatte Dave gedacht, dass etwas gut für ihn lief.
    Die Stimmaufzeichnung erinnerte Baedecker an eine andere Zeit, einen anderen Flug. Er dachte an das Datum der alten Zeitung am Morgen von Daves Beerdigung – 21. Oktober 1971. Das war möglich. Es musste Ende Oktober gewesen sein, nicht lange vor der Mission.
    Sie flogen mit einer T-38 vom Cape nach Houston, Baedecker auf dem Vordersitz. Sie befanden sich über dem Golf, aber das einzige sichtbare Meer war das Wolkenmeer neunhundert Meter unter ihnen, das im Licht eines nicht ganz vollen Mondes milchigweiß von Horizont zu Horizont leuchtete. Sie flogen eine Zeit lang schweigend, als Dave sich über Bordfunk meldete. »In ein paar Wochen fliegen wir da rauf, Amigo.«
    »Nicht, wenn du beim nächsten Mal die Pings-Highgate-Sequenz im Simulator wieder nicht richtig hinkriegst«, sagte Baedecker.
    »Wir fliegen«, sagte Dave. »Und nichts wird mehr sein wie vorher.«
    »Warum nicht?«, fragte Baedecker und schaute auf. Das Licht brach sich auf der Cockpitkuppel und verzerrte den Mond.
    »Weil«, erwiderte Dave, »wir nicht mehr dieselben sein werden. Menschen, die heiligen Boden betreten haben, verändern sich dabei, mein Freund.«
    »Heiligen Boden?«, sagte Baedecker. »Herrgott, wovon redest du?«
    »Vertrau mir«, sagte Dave.
    Baedecker hatte eine Zeit lang geschwiegen und das konstante Pochen von Maschinen und Sauerstoff auf sich wirken lassen. Dann hatte er gesagt: »Ich vertraue dir.«
    »Gut«, sagte Dave. Dann: »Überlass mir den Steuerknüppel, bitte.«
    »Nimm ihn.«
    Dave jagte die T-38 in einen steilen Aufwärtsflug und gab beim Steigen Schub, bis Baedecker auf dem Rücken lag und direkt auf den Mond blickte, während sie himmelwärts sc hossen. Das Gebiet des Mariusgebirges würde bei Sonnenaufgang auf dem Mond deutlich angestrahlt werden. Dave blieb im Steigflug, bis sich die Maschine auf über neunzehn Kilometer hochgequält hatte – achtzehnhundert Meter über ihrer offiziellen Leistungsgrenze –, dann zog er den Knüppel zurück, statt einzuschwenken, bis sie vertikal im Raum standen, nicht in der Lage, weiter zu steigen, nicht bereit zu sinken. Die T-38 hing senkrecht zwischen dem Weltraum und dem achtzehntausend Meter tiefer liegenden Wolkenmeer, die Schwerkraft war nicht überwunden, sondern ausgeglichen, alle Kräfte im Universum in harmonischem Einklang. Das konnte nicht von Dauer sein. Einen Augenblick, bevor das Flugzeug vom Stauflug ins Trudeln geraten konnte, riss Dave hart nach links, und die Übungsmaschine erschauerte wie ein Hund, das an der Leine zurückgezerrt wird, dann schwenkten sie in den zweiundsiebzig Kilometer langen Sturzflug, der sie nach Houston und nach Hause führen würde.
    Baedecker erreicht Lonerock eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, aber aus dem Grau ist bereits jedes Licht gewichen . Er fährt zu Kinks Ranch, parkt den Toyota und trägt den bellenden Welpen ins Haus. Er füttert ihn mit Milch, platziert die Kiste neben dem noch warmen Ofen in der Küche und vergewissert sich, dass das Haus bis zu seiner Rückkehr warm genug für den Hund bleiben wird.
    Draußen, im kalten Wind, der von Norden weht, entfernt Baedecker die Halteseile des Huey. Er braucht dreimal

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