Monde
Mustang verkündeten: RICHARD M. BAEDECKER – GLEN OAKS GESANDTER AUF DEM MOND. Unter den Buchstaben war mit Leuchtstiften das Symbol aufgemalt, das den gesamten Einsatz begleitet hatte. Die Sonne hinter dem Kommandomodul mit seinen Sonnensegeln erinnerte Baedecker an den Eidotter, den Ackroyd heute Morgen so begeistert aufgetunkt hatte.
Die Parade streifte den Park bei der West Fifth Street und marschierte stolz die Hauptstraße entlang. Der grünweiße Plymouth von Sheriff Meehan machte den Weg frei. Menschen drängten sich auf den hohen, dreischichtigen Gehwegen, die förmlich dazu geschaffen schienen, als Aussichtsplattformen zu dienen. Kleine amerikanische Flaggen waren allerorten zu sehen, und Baedecker stellte fest, dass zwischen zwei Laternenpfosten ein Transparent über der Straße hing: GLEN OAK FEIERT W CHARD-M.-BAEDECKER-TAG – OLD-SETTLERS-PARADE – PREISSCHIESSEN DES JUBILEE GUN CLUB, SAMST. 8. AUG.
Die Kapelle der Highschool bog an der Second Street links ab und einen Block östlich beim Schulhof wieder links. Kinder, die auf dem Galgengebilde aus Holz spielten, winkten und johlten. Ein Junge formte mit der Hand eine Pistole und begann zu schießen. Ohne zu zögern, deutete Baedecker mit dem Finger und feuerte zurück. Der Junge riss die Hände an die Brust, verdrehte die Augen, machte einen Salto von seinem Balken und landete eineinhalb Meter tiefer auf dem Rücken im Sandkasten.
An der Fifth Street bogen sie rechts ab, nur einen Block von ihrem Ausgangspunkt entfernt, und wandten sich nach Osten. Baedecker bemerkte ein kleines weißes Gebäude zur Rechten und war sicher, dass es sich dabei einmal um die Bibliothek gehandelt haben musste. Er erinnerte sich an den heißen Geruch nach Speicher an Sommertagen und an das verhaltene Stirnrunzeln der Bibliothekarin, wenn er zum achten, zehnten oder fünfzehnten Ma l John Carter vom Mars auslieh.
Die Fifth Street war so breit, dass die Parade hindurchziehen konnte und trotzdem links noch zwei Spuren für den Straßenverkehr blieben. Allerdings gab es überhaupt keinen Verkehr. Baedecker spürte wieder das Fehlen der großen Ulmen, ganz besonders, da jetzt die Sonne auf das geschmückte Pflaster herabbrannte. Kleine chinesische Ulmen wuchsen bei den grasbewachsenen Drainagekanälen, aber im Vergleich zu der grotesk breiten Straße, den riesigen Rasenflächen und gewaltigen Häusern wirkten sie winzig und unscheinbar. Menschen saßen auf Veranden und Gartenstühlen und winkten. Kinder und Hunde liefen neben den Pferden her und hüpften der Kapelle voraus. Hinter Baed e ckers Mustang hatte sich eine formlose Prozession aus Leuten auf Fahrrädern, Kindern mit Handwagen und einigen fröhlichen Zuschauern auf Rasenmäher gebildet und fügte der Parade einen fünfzehn Meter langen Rattenschwanz hinzu.
Das Auto des Sheriffs bog auf der Catton Street rechts ab. Sie kamen wieder am Schulhof vorbei. Vor Baedeckers früherem Haus schor ein Mann ohne Hemd, dem der Bauch über die Shorts hing, seinen Rasen. Er sah auf, als die Parade vorüberzog, und salutierte mit zwei Fingern in Richtung von Baedeckers Mustang. Drei uralte Leutchen hockten auf der schattigen Veranda, wo Baedecker einst Pirat gespielt und eine Angriffswelle japanischer Banzai nach der anderen abgewehrt hatte.
Zwei Blocks nach Baedeckers altem Haus passierte die Parade die Highschool und bewegte sich auf eine Mauer aus Mais zu. Kurz davor schwenkte die Kapelle nach links auf die Landstraße und führte die Prozession um die Highschool herum zu einem viele Morgen großen offenen Feld, wo der Old-Settlers-Jahrmarkt aufgebaut worden war. Jenseits des Parkplatzes erhoben sich ein halbes Dutzend große Zelte, doppelt so viele Buden und verschiedene Jahrmarktkarussells, die reglos in der Mittagssonne brieten. Das hohe, braune Gras des Feldes war abfallübersät und von den Menschenmassen der Nacht zuvor niedergetrampelt worden. Weiter nördlich lagen die Baseballfelder, die bereits von bunt gekleideten Spielern bevölkert und von johlenden Zuschauern bedrängt wurden. Noch weiter nördlich, fast an der Stelle, wo der Garten von Baedeckers ehemaligem Haus an die Felder grenzte, bildeten Gruppen von Feuerwehrautos rot-grüne Winkel im Gras.
Die Kapellen hörten auf zu spielen, und die Parade löste sich auf. Das Jahrmarktsgelände war so gut wie verlassen, nur wenige Leute beobachteten, wie die Mitglieder der Kapellen und die Pferde durcheinanderliefen. Baedecker blieb noch einen Moment
Weitere Kostenlose Bücher