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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ich Jesus Christus meinen ganzen Glauben schenken. Meinen ganzen Glauben. Und das tat ich … an diesem Morgen … ich sank auf beide Knie und akzeptierte Christus als meinen persönlichen Herrn und Erlöser. Und ich habe es seither nicht bereut, Dick. Nicht einen einzigen Tag. Nicht eine Minute.«
    Baedecker nickte. »Und das hat zu dem hier geführt?«, fragte er und schloss das Büro und alles ringsum in sein Nicken ein.
    »Ganz genau!« Gavin lachte, aber sein Blick war immer noch stechend und ungerührt auf Baedecker gerichtet. »Selbstverständlich nicht auf einmal. Komm mit, ich zeig dir alles, stell dich einigen der Kinder vor. Wir haben sechs Vollzeitkräfte und etwa ein Dutzend Freiwillige.«
    »Vollzeitkräfte wofür?«, fragte Baedecker.
    Gavin stand auf. »Hauptsächlich um Anrufe entgegenzunehmen«, sagte er. »Apogee ist ein nicht gewinnorientiertes Unternehmen. Die Kinder vereinbaren meine öffentlichen Auftritte, koordinieren die Aktivitäten mit lokalen Gruppen – normalerweise Priester und studentische Missionswerke –, bringen unsere monatliche Zeitschrift heraus, geben auch christliche Beratungen, leiten ein Drogenrehabilitierungsprogramm – dafür haben wir speziell ausgebildete Mitarbeiter – und erfüllen ganz allgemein den Willen des Herrn, wenn ER ihn uns offenbart.«
    »Hört sich nach einem vollen Terminplan an«, sagte Baedecker. »Irgendwie wie in alten Zeiten, als wir uns für das Unternehmen vorbereitet haben.« Baedecker wusste nicht, warum er das gesagt hatte; es klang selbst in seinen Ohren albern.
    »Fast genau wie bei dem Unternehmen«, sagte Gavin und legte einen Arm um Baedecker. »Derselbe dichte Terminplan . Dasselbe Gefühl von Hingabe. Dieselbe Notwendigkeit zur Disziplin. Nur ist dieses Unternehmen weitaus wichtiger als unser Flug zum Mond.«
    Baedecker nickte und wollte ihm aus dem Büro folgen, aber Gavin blieb unvermittelt stehen und drehte sich zu ihm um. »Dick, du bist kein Christ, oder?«
    Baedecker spürte, wie seine Überraschung in Wut umschlug. Er war das schon früher gefragt worden, und die Frage erboste ihn jedes Mal aufs Neue dank ihrer seltsamen Kombination aus Aggressivität und selbstgefälligem Provinzialismus. Und doch entzog sich ihm die Antwort, wie immer. Baedeckers Vater war ein abtrünniges Mitglied der Reformierten Kirche gewesen, seine Mutter, wenn überhaupt irgendetwas, dann Agnostikerin. Joan war katholisch, daher hatte Baedecker, während Scott aufwuchs, jahrelang jeden Sonntag die Messe besucht. Im vergangenen Jahrzehnt war er … was gewesen? »Nein«, sagte Baedecker, verbarg seinen Zorn, hielt aber Gavins Blick stand. »Ich bin kein Christ.«
    »Das hatte ich auch nicht erwartet«, sagte Gavin und drückte wieder Baedeckers Arm. Gavin lächelte. »Ich will dir von vornherein sagen, ich werde beten, dass du zum Christen wirst«, sagte er. »Und das meine ich voller Liebe, Dick. Wirklich.«
    Baedecker nickte und schwieg.
    »Komm mit«, sagte Gavin. »Ich möchte dich unseren wunderbaren Kindern vorstellen.«
    Nachdem die Kochtöpfe und andere Utensilien mit über dem Lagerfeuer gewärmtem Wasser gespült worden waren, schlenderten Baedecker, Maggie, Gavin und Tommy zu den anderen Campern hinüber, um mit ihnen zu reden. Die Gruppe saß ums Lagerfeuer und blickte auf, als die anderen näher kamen.
    »Howdy«, sagte Gavin.
    »Hi«, sagte der rothaarige Junge. Das Mädchen und der dicke junge Mann schwiegen. Lude starrte weiter ins Feuer. Die Flammen beleuchteten alle Gesichter von unten.
    »Möchten Sie über den Pass und die Hochebene zum Hanson Creek?«, fragte Gavin.
    »Wir werden den Uncompahgre besteigen«, erwiderte der gedrungene Bursche.
    Gavin und die anderen kauerten sich beim Feuer nieder. Maggie zupfte einen Grashalm aus und kaute darauf. »Da wollen wir morgen auch hin«, sagte sie. »Laut Karte sind es nochmal rund fünfzehn Kilometer bis zum Südhang vom Uncompahgre. Stimmt das?«
    »Ja«, sagte der bärtige Rothaarige. »Kommt hin.«
    Baedecker deutete auf die langen, in Segeltuch gewickelten Metallstangen. »Eine ziemliche Last, die Sie da mit hochschleppen«, sagte er.
    »Rogallo«, sagte das Mädchen namens Maria.
    »Ah«, sagte Tommy unerwartet. »Hätte ich mir gleich denken können. Abgefahren.«
    »Was ist ein Rogallo?«, fragte Maggie.
    »Ein Drachen«, sagte der blonde Junge. »Ein Gleiter.«
    »Von welcher Firma?«, fragte Baedecker.
    »Phoenix IV«, sagte der Rothaarige. »Kennen Sie die?«
    »Nein«, sagte

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