Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie
sein.“
„Wann?“
„Oh, ich würde sagen, während des kommenden Monats. Die Fische haben angebissen. Es ist nur eine Frage der Zeit.“
Fast eine Stunde später stand Kate von dem Felsen auf, auf dem sie gesessen hatte, und ging langsam zurück. Sie würde jetzt wohl wieder einschlafen können, obwohl ihr Körper immer noch durcheinander zu sein schien.
Und nicht nur ihr Körper. Ihr Verstand war ebenfalls verwirrt.
Sie hatte am dunklen Strand lange über Jason Hawthorne nachgedacht, obwohl sie wirklich nicht wusste, warum. Der Mann war eindeutig nicht ihr Typ.
Der Mann, nach dem sie sich sehnte, existierte sowieso nur in ihren Träumen, ihren Büchern. Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie diesem Fantasiehelden nie wirklich begegnen würde. Sie hatte sogar Witze darüber gemacht, dass sie ihn wahrscheinlich gar nicht leiden könnte, wenn sie ihn tatsächlich träfe. Er wäre zu arrogant, zu stolz, viel zu sehr ein Macho für eine Frau des beginnenden einundzwanzigsten Jahrhunderts.
Als Kate sich mit neunundzwanzig dafür entschieden hatte, sich zu verlieben und zu heiraten, hatte sie sich bewusst die Art von Mann ausgesucht, die angeblich zu modernen Frauen passte. Harry war ihr gefühlvoll und intellektuell anregend erschienen. Es gab Gedichte, Kerzenlicht, künstlerische Filme und ein gemeinsames Interesse am Schreiben. Was konnte eine Frau mehr verlangen?
Aber die Dinge waren immer mehr schiefgegangen, und nach der Scheidung war Kate erfüllt von Schuldgefühlen und dem Bewusstsein des Versagens. Sie hätte Harry nie heiraten sollen. Es war für sie beide ein Fehler gewesen.
Um die Dämonen aus der Erinnerung zu vertreiben, hatte sie sich der einzigen Liebe zugewandt, auf die sie immer zählen konnte: dem Schreiben. Sie wusste jetzt, dass Sarah und Margaret recht hatten, wenn sie meinten, Kate hätte sich in den letzten Jahren von ihrer Arbeit auffressen lassen. Man musste ein ausgewogenes Leben führen, wenn man gesund bleiben wollte.
Kate lächelte darüber, wie erstaunlich klar ihr das plötzlich war. Vielleicht hatte sie tatsächlich Urlaub nötig gehabt.
Mit den Sandalen in der Hand ging Kate durch den Sand zum Weg hinauf. Wenn sie diesem gut beleuchteten Pfad folgte, konnte sie in einer Viertelstunde wieder in ihrem Zimmer sein.
Aber das tat sie nicht, weil sie zu einer Abzweigung kam. Der eine Weg war mit einer schweren Kette gesichert. Ein Schild warnte davor, ohne einen Führer weiterzugehen.
Kate wusste sofort, dass sie gerade den Weg zu der geheimnisvollen Burg gefunden hatte. Sie konnte nicht widerstehen, einen Blick auf das alte Gemäuer zu werfen. Natürlich würde sie nicht ihren Hals riskieren, indem sie bei Nacht allein die Ruinen erforschte, aber es konnte unmöglich etwas schaden, sich die Burg kurz von außen anzusehen. Eine alte Piratenfestung im Mondlicht war etwas, das eine Autorin historischer Liebesgeschichten unmöglich versäumen konnte.
Kate schlüpfte unter der Kette durch und war schon ein paar Schritte den steilen Pfad hinaufgegangen, als sie hinter sich leise Männerstimmen hörte. Sie erstarrte, da sie die eine sofort erkannte.
Diskretion ist manchmal besser als Mut. Kate duckte sich hinter einen Busch. Sie hatte im Moment keine Lust, ihre Gründe zu verteidigen, warum sie das Verbot missachtet hatte.
Der betäubende Duft des Dschungels hüllte Kate ein, während sie bewegungslos im hohen Farnkraut kauerte. Sie lächelte, als Jason und ein übergewichtiger Mann in Weiß kaum einen Meter von ihr entfernt vorbeigingen. Der Dicke atmete schwer. Kate grinste. Sie fühlte sich plötzlich, als wäre sie in ein kleines, wunderbares Abenteuer verwickelt.
Erst als die beiden Männer verschwunden waren und Kate wieder auf dem Weg zurück zum Hotel war, fragte sie sich, warum Jason seine eigenen Regeln missachtete.
Sie konnte sich keinen vernünftigen Grund vorstellen, warum der Besitzer des Crystal Cove Hotels irgendjemanden mitten in der Nacht den dunklen, verbotenen Pfad zu der Burg hinaufführen sollte.
3. KAPITEL
Kate rückte die Maske zurecht, die die obere Hälfte ihres Gesichts verdeckte, und betrat die beleuchtete Hotelhalle. Sofort befand sie sich in einer
Zeit, die sie in ihrer Fantasie oft gesucht hatte.
In einem wunderschönen Ballsaal, der so geschmückt war, wie es am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts üblich gewesen war, tanzten Männer im Frack zu den Klängen eines Walzers mit Damen in tief ausgeschnittenen, schulterfreien Ballroben. Hier
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