Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie
spöttisch.
„Natürlich. Sie ist bei jedem wichtig.“
„Auf was für einer Wolke lebst du eigentlich? Schau, jeder mochte Leanna, und wenn ich mich recht erinnere, mochte sie Tiere, also war sie wohl nicht unfreundlich, oder? Sie war außerdem sehr intelligent, sehr attraktiv und sehr weltgewandt.“ „Oh.“
Grant lächelte grimmig. Sarah schien enttäuscht zu sein. Offenbar hatte sie gehofft, dass Leanna ein Biest gewesen war. Aber Leanna war nur eine unglückliche, verwirrte junge Frau gewesen, die sich an einem Tiefpunkt ihres Lebens Grant zugewandt und dann gemerkt hatte, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
„Und sie hat auch einiges veröffentlicht“, fügte er hinzu. Ihm war nicht klar, warum er die Wunde noch vergrößern musste. Vielleicht wollte er Sarahs blauäugigen Optimismus aus dem Weg schaffen, um zu entdecken, was darunterlag.
„Sie hat geschrieben?“ Sarah klang, als wäre sie am Boden zerstört. „Wie ich?“
„Nein, nicht wie du. Sie war Assistenzprofessorin an einem College. Sie schrieb Artikel über Archäologie.“
„Ich verstehe. Wichtiges, gelehrtes Zeug.“ Sarah wurde anscheinend immer deprimierter.
Grant fühlte sich plötzlich, als würde er einer Fliege die Flügel ausreißen. „Das einzige Problem, das Leanna und ich miteinander hatten, war, dass sie nicht in mich verliebt war. Sie dachte es nur eine Weile.“
„Was ist passiert, Grant?“
„Wir haben uns getrennt, als sie merkte, dass sie jemand anders liebte. Der Kerl, in den sie sich verliebt hat, konnte keiner Frau lange treu sein. Aber sie dachte, sie könnte ihn ändern.“
„Sie hat ihn geheiratet?“
„Nein. Sie haben sich verlobt, sobald unsere Scheidung ausgesprochen war, aber er kam ums Leben, bevor sie heiraten konnten.“
„Wie traurig für euch alle. Aber vielleicht musste Leanna auf diese Weise nie herausfinden, was für eine Laus er in Wirklichkeit war.“
Grant zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Sie hat vor ein paar Jahren einen College-Professor geheiratet. Mit etwas Glück hat sie diesmal den richtigen Mann erwischt.“
„Das ist sehr großzügig von dir“, sagte Sarah mit offensichtlicher Bewunderung. „Heißt das, dass du ihr nicht mehr nachtrauerst?“
„Das wäre Zeitverschwendung. Ich habe vor langer Zeit gelernt, niemals zurückzuschauen.“
Sarah schwieg. Grant konnte spüren, wie sie nachdachte. „Dieser Mann ...“, sagte sie schließlich. „War er zufällig ein Freund von dir?“
Grant rührte sich nicht. „Ich kannte ihn.“
„Aha, er war also ein Freund von dir. Ein guter Freund?“ Grant mochte das nicht. „Es ist nicht so, wie du denkst, Sarah.“
„Sicher ist es das. Deine Frau hat dich mit deinem besten Freund betrogen. Sehr einfach. Tragisch, aber einfach. Es erklärt alles, besonders deine Unfähigkeit, mir zu vertrauen.“ „Zum Teufel, ziehst du immer so voreilige Schlüsse?“ „Manchmal. Grant, es ist nichts Geringfügiges, wenn deine Frau dich mit deinem besten Freund betrügt. Es wurden schon Kriege wegen weniger wichtigen Dingen angefangen.“
„Ich habe nicht vor, in den Krieg zu ziehen. Außerdem ist der Kerl tot und Leanna wieder verheiratet. Es gibt nichts mehr zu kämpfen, selbst wenn ich das wollte.“
„Und du willst nicht. Das ist ein gutes Zeichen. Okay, ich weiß jetzt, dass du viel Zeit brauchst, um mich kennenzulernen, damit du sehen kannst, dass ich ganz anders bin als dein Freund und deine Exfrau.“
„Du hast keinen von beiden je getroffen.“
„Trotzdem kann ich sicherlich herausfinden, was für Probleme sie hatten.“
„Was soll das sein? Psychoanalyse im Schnellverfahren?“ „Gesunder Menschenverstand und etwas Gefühl.“ Sarah wirbelte am anderen Ende des Raums herum und kam mit fliegendem Morgenrock an Grant vorbeigestürmt. „Lass uns zuerst Leanna betrachten: neurotisch, mit Problemen, die sie von ihrem Ehemann lösen lassen wollte.“
Grant blinzelte. Er war verblüfft, wie genau Sarah ins Schwarze getroffen hatte. „Du weißt nicht, worüber du redest“, knurrte er.
„Es reicht, wenn ich dich kenne. Jede Frau, die nicht sehen kann, was für ein fabelhafter Ehemann du wärst, ist unreif und neurotisch.“
Grant schüttelte ungläubig den Kopf. Wenn Sarah noch einmal am Bett vorbeigestürmt kam, würde er sie sich greifen und zu sich herunterziehen. „Sarah, ich weiß nicht, was dir durch den Kopf geht, aber ich denke, du solltest besser ins Bett zurückgehen.“
Sie drehte sich zu ihm um.
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