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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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kann. Die besagten vier Sätze Krallen f uhren an seinen Armen hoch und runter und fetzten ihm die Haut auf wie ein Bündel Rasiermesser.
    Coin hielt ihren mageren Körper fest umklammert. Er versuchte ihren Hals zu erreichen, um sie zu erwürgen. Gleichzeitig hatte er Angst, auch nur einen Finger von dem verzweifelt kämpfenden Tier zu lösen, weil es sich dann vielleicht befreien konnte. Schließlich ließ er seine Hände zu ihren Hinterläufen gleiten, um sie zu fassen und die ganze Katze auf den Boden zu schlagen. Aber als er ihre Schenkel schon erreicht wähnte, langte ihm das um sich schlagende Tier mit den Vordertatzen ins Gesicht. Instinktiv ließ Coin los, um mit seinen Händen die bedrohten Augen zu schützen, und fort war sie. Wieder legte sich Stille auf das uralte Gewölbe. Coin hörte sein Blut auf den Boden tropfen. Vorsichtig, die Hände vorgestreckt, tastete er sich in Richtung Wand vor. Da sprang ihn die Katze, die sich offenbar in die Ecke gedrängt fühlte, an. Sie sprang gegen seinen Brustkorb, schlug ihm die Krallen in die Schläfen und biss in seine rechte Wange.
    Coin taumelte und stürzte. "Meine Augen", schrie Coin immer wieder. Die Katze ließ blitzschnell von ihm ab und tauchte in die Dunkelheit des Raumes. Coin lag auf dem Steinfußboden, und sein Schreien ging ins Wimmern über. Wie zum Teufel war er in diese Situation geraten? Sein Gesicht brannte, als wäre es in siedendem Öl gebadet worden. Er spürte die Katze in seinem Rücken. Diesmal krallte sie sich von hinten an seinem Hals entlang und biss ihn ins Ohr. Es gab einen Laut, als zerdrücke man einen Plastikbecher.
    Coin versuchte die Katze mit seinen Händen zu erreichen, aber sie saß an der Stelle seines Rückens, die keiner ganz erreicht. Coin richtete sich halb auf und ließ sich blindlings nach hinten fallen. Er spürte die Katze zwischen sich und dem Boden. Coin rutschte über die Steine, bis er sich den Kopf heftig an der Wand stieß. Er stemmte sich an der Wand hoch, um die Katze abzuschütteln. Aber sie hielt sich fest. Mit aller Kraft klemmte er die Katze zwischen sich und der Wand ein. Seine Turnschuhe schürften mit pfeifenden Lauten über den Steinboden. Die Katze schrie erbarmungswürdig. Dann knackte irgendetwas ganz entsetzlich. Die Katze begann zu wimmern. Vorsichtig begann Coin sich umzudrehen, umfasste mit beiden Händen den Hals des Tieres und drückte solange zu, bis es sich nicht mehr rührte. Coin zog sich erschöpft sein T-Shirt aus, zerriss es und begann es notdürftig um seine Arme zu wickeln, in der Hoffnung, die Blutung, die er mehr fühlte als sah, damit stillen zu können. Dann sank er auf dem Boden des Gewölbes zusammen. Erschöpft dämmerte er vor sich hin. Alptraumartig durchzogen sein Gehirn immer wieder Bilder einer Katze, die ihn ansprang. Als Coin sein Bewusstsein zurück gewann, lag er auf einem weißen Laken. Blacklord stand vor ihm. Eine Gestalt im ärztlichen Weiß hantierte an Coins Armen herum.
    "Ich bin sehr stolz auf dich", sagte Blacklord, und seine Stimme hatte wieder diesen tiefen, feierlichen Klang.
    Coin liefen Tränen über die Wangen. Ich will nach Hause, dachte er, aber wo ist das?
    "Du warst sehr tapfer", stellte Blacklord fest. "Wenn der Arzt dich verbunden hat, werde ich dich in mein Wochenendhaus im Sauerland fahren. Da erholst du dich für ein paar Tage. Dann bringe ich dich zurück zur Feier deiner Namensgebung. Es handelt sich um einen Namen, der deiner Tapferkeit entspricht und den du mit deinem Blut bezahlt hast. Dein neuer Name wird dir auf deine Schulter tätowiert."
    Ich habe mit meinem und mit dem Blut der Katze bezahlt, dachte Coin. Und was soll der Blödsinn mit der Tätowierung, so vergesslich bin ich doch gar nicht?
    "Ich fühle mich jetzt schon total tätowiert", murmelte Coin und seine Stimme klang ausgesprochen zittrig in seinen Ohren.
    "Ist er nicht phantastisch?", sagte Blacklord zu jemandem, der hinter Coin stand, so dass er ihn nicht sehen konnte. Der Fremde flüsterte etwas. Coin spürte, wie der Arzt begann, die Hautfetzen in seinem Gesicht wieder zusammenzunähen.
    "Im Blut", begann Blacklord zu dozieren, "steckt die einzig wirksame Magie, die es gibt. Dein Blut hat sich mit dem der Katze vermischt. Ihr Überlebenswille fließt jetzt durch deine Adern. Jetzt ruh' dich noch etwas aus. Dann werden wir aufbrechen."
    Coin fand es nicht so gut, dass irgendetwas durch seine Adern floss, was nicht sein eigenes Blut war. Ganz skurrile Gedanken gingen ihm

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