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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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durch den Kopf. Was passiert, dachte er, wenn ihr Blut mich nicht mag?
    Coin wurde wieder in den Wagen gebracht. Diesmal verdeckte kein modriges schwarzes Tuch sein Gesicht, sondern ein steril riechender weißer Verband. Kaum saß Coin in dem weichen Polster und hörte das tiefe beruhigende Brummen des Motors, als er einschlief. Er wurde erst wieder wach, als das Fahrtziel offenbar erreicht war und Blacklord ihm die Wagentüre öffnete. Frische Luft strömte ein, die stark nach Tannenwald roch. Blacklord stützte Coin auf dem Weg zum Blockhaus. Sie traten ein und Coin wurde auf das große Sofa an der Wand verfrachtet.
    Blacklord stellte Coins Rucksack auf den Boden der Hütte und sagte: "Ich komme heute Abend wieder vorbei und bringe weitere Medikamente mit. Im Kühlschrank findest du alles, was du brauchst. Wirst du zurechtkommen?“
    Coin nickte schwach. Er hörte die Türe ins Schloss fallen und kurz darauf den Wagen anspringen und fortfahren. Coin richtete sich auf, öffnete seinen Rucksack und zog Murmel, sein Schmusetier, heraus. Er setzte es auf seinen Schoß, und zum ersten Mal, seit er es besaß, wurde ihm klar, dass Murmel eine Katze war. Einer plötzlichen Eingebung folgend wollte er sie von seinem Schoß stoßen, als er spürte, wie scharfe Krallen den Stoff seiner Jeans durchbohrten. Murmel saß auf seinem Schoß, als sei sie dort angeschraubt. Ihre kalten Augen glitzerten Coin an. Dann begann sich ihr Maul zu öffnen. Dort, wo immer weiches Schmusefell gewesen war, sah Coin nur das weiße Gebiss eines Raubtieres. Ihr wilder Atem fuhr ihm ins Gesicht. Coin zuckte zurück. Dann zerbiss ihm Murmel die Kehle.
     
    *****
     
    "Und kein Mensch weiß, was nun wirklich mit ihm passiert ist", nuschelte Schimmel hervor, der gerade die fünfte Dose Bier leer trank.
    Die Zeitungen wussten es natürlich, die einschlägigen Websites auch. Es war der Fluch der Sechmeth. Claudias Wert für die Gruppe stieg. Allerdings wurde DEATHVILLE immer kleiner.
    "Es ist nicht zu fassen. Erst Olly und dann Coin."
    Er schüttelte traurig den Kopf. Den Tod besingen und ihn erleben sind eben zwei verschiedene Dinge.
    DEATHVILLE machte eine Erholungstour. Claudia war mit von der Partie. Herbie war der Meinung gewesen, dass sie nach der erfolgreichen Tournee und den beiden traurigen Todesfällen etwas Entspannung verdient hätten. Deshalb hatte er seiner Band eine HELLTOUR verschrieben. Der Bus war im strengen, teuflischen Rotschwarz gehalten, außen wie innen. Herbie fuhr jetzt selber. Schimmel war ihm schon zu abgefüllt. Aus den Lautsprechern dröhnte " Invisible Horizons" von RAGE.
    Die meisten im Bus waren noch sehr jung, bis auf drei oder vier greisenhafte Erscheinungen, echte Senioren.
    Kurz hinter Koblenz, gegen 18.00 Uhr, wurde es immer nebliger. Gerade recht, dachte Herbie, ohne vom Gaspedal zu gehen: HELLTOURS forever! Er fuhr immer am Nachmittag los, dann erreichte er den verschwiegenen Zielort gegen Abend.
    In der Auffahrt zur Burg musste er doch noch vom Gaspedal gehen. Die Zweige der riesigen Bäume peitschten den Bus, als wollten sie ihn strafen. Herbie konnte keine zwei Meter weit sehen. Er stieg voll in die Bremse. Schreie aus dem Fahrgastraum belohnten ihn für seine heftige Tat. Claudia schimpfte. Ihre helle Stimme war gut aus den Männerstimmen der HELLTOURER herauszuhören.
    Hier musste er richtig sein. Er gab das Signal mit der Fernbedienung.
    "Da...Da..." , stammelte er und zeigte mit schwankendem Arm nach vorne. Auf der Fahrbahn vor dem Bus erhob sich ein riesiger Dämon. Breitbeinig stand er auf der Straße. Sein Oberkörper schien sich schwarzgolden funkelnd in den Wolken zu verlieren.
    Neugierig stürmten die HELLTOURER nach vorne, um gleich darauf wieder entsetzt zurückzuweichen. Herbie rieb sich innerlich die Hände. Die Wirkung von 10 mal 2 Meter schwarzgoldenem Tuch, das er durch unsichtbare Helfer, Freddy und Marc, mit Hilfe von zwei akkubetriebenen Elektromotoren zwischen den beiden Pappeln hatte hochziehen lassen, war immer wieder beeindruckend. Auch die Anschaffung des Gelbstrahlers, der die Szene in jenes diffuse Licht tauchte, das für Geistererscheinungen offenbar unerlässlich ist, hatte sich gelohnt. Der Dämon schien jetzt nach oben zu entschweben.
    "Weiter, verdammt noch mal, fahr endlich weiter!" , wurde er von hinten angeschrien. Herbie ließ sich noch ein bisschen Zeit, stocherte scheinbar ziellos im Getriebe herum, als hätte ihn die große Panik gepackt. Das Entsetzen anderer ließ er

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