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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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sich gerne auf der Zunge zergehen.
    Erregt diskutierten die Mitfahrer das Erlebnis, Herbie mitten drin. Jetzt war er in seinem Element. Geistererscheinungen waren sein Metier.
    Einer von den Alten sagte gerade: "Wenn es ein Dämon war, wovon ich noch nicht ganz überzeugt bin..." Großes Protestgeschrei, der notorisch Überzeugten, "dann hat ihn auch jemand herbeigerufen."
    Es wurde plötzlich still in der Runde. So hatte man das noch gar nicht gesehen. Da schien ja jemand Ahnung von diesen unsäglichen Dingen zu haben. Selbst die professionellen Geisterbahnfahrer und die HELLTOURER merkten das.
    Kevin drehte sich zu dem Alten um. Er hatte etwas von van Helsink, Bra m Stokers Vampirjäger in "Dracula". Wenn es hier irgendwo einen Vampir gab, würde er gut daran tun, so schnell wie möglich nach England zu entkommen. Kevin grinste Herbie an, der durch den kompetenten Alten etwas von seinem rhetorischen Schwung verloren hatte.
    "Und wie erklären Sie sich dieses diffuse Licht. Es kann doch auch ein Zeichen für die Verschmelzung zweier verschiedener Dimensionen sein?" Wenn Herbie unsicher wurde, ließ er besonders gerne New Age Floskeln ab. Herbie ließ den Bus anrollen.
    Der Alte ließ sich nicht verwirren: "Wenn es allerdings kein Dämon ist, sollten wir mal die Umgebung der Erscheinung, die wir viel zu schnell verlassen haben, genauer inspizieren. Ich bin sicher, dann würden wir Nylonfäden, Tücher und auch Metallrollen finden. Ganz sicher auch einen Scheinwerfer."
    "Nun, äh!", Herbie räusperte sich. " Es ist schon ziemlich spät. Wir müssen weiter."
    Der Alte lächelte. Plötzlich erklang so etwas wie ein irres Lachen aus dem Wald. Alle sahen sich an. Aber es war keiner von den HELLTOURERN gewesen, der sich da einen dummen Scherz erlaubt hätte. Das Lachen wurde zum Schrei. Der Schrei wurde zum Fauchen. Der Alte hörte auf zu lächeln.
    Herbie ließ den Bus immer noch rollen. Zum einen war da dieser Nebel, zum anderen war die Auffahrt zur Burg sehr schmal und uneben und zum dritten hatte er diesen unglaublichen Laut nicht veranlasst. Er wusste beim besten Willen nicht, was da geschah. Das verunsicherte Herbie zunehmend.
    Das Fauchen erklang immer intensiver, so dass sich die HELLTOURER die Ohren zu halten mussten. Das Schreien und Fauchen brandete gegen den Bus wie Sturmbrecher gegen ein Schiff. Der ganze Bus schien in diesen urtümlichen Schwingungen mitzuvibrieren. Und es wurde immer lauter. Etwas Ungeheures kam auf sie zu. Und Herbie war ganz klar, dass dieses Ungeheure ganz bestimmt nicht an dünnen Nylonfäden gezogen wurde. Die Schwankungen zwischen ganz tiefen Tönen und Tönen, die so hoch anschwollen, dass sie dem menschlichen Ohr kaum zugänglich waren, allerdings einen ungeheuren Druck ausübten, wurden unerträglich. Was immer da kam, es nahm ihnen mit seiner gefräßigen Wildheit schon den Atem, bevor sie es erblickt hatten.
    Herbie sah angespannt durch die Panoramafrontscheibe auf die Fahrbahn. Er schüttelte den Kopf. Herbie kannte den Weg zur Burg hinauf wie seine Westentasche. Er schlängelte sich in Serpentinen durch den Wald hinauf bis zur Bergspitze. Jetzt hätte eine Kurve kommen müssen. Hätte..., aber da kam keine. Schnurgerade verlor sich die Straße in der Finsternis. Außerdem war es da draußen viel dunkler, als es eigentlich hätte sein dürfen. Vielleicht zog ein Gewitter auf?
    Herbie konnte erkennen, dass sie auf eine Wand zufuhren. Es sah aus, als hätte sich die Straße an dieser Stelle um neunzig Grad nach oben geklappt und zeigte nun direkt in den Himmel. Herbie wurde unsicher und trat die Kupplung. Sofort verringerte der Bus seine Fahrt. Herbie nahm den Gang raus, zog die Handbremse und winkte Schimmel nach vorne. Schimmel sah, was los war, wirkte plötzlich erstaunlich nüchtern und übernahm das Steuer.
    Herbie sagte eiskalt: "Mach` die Türe auf!"
    Hydraulisch zischend ging die Bustüre auf. Totenstille umhüllte den Wald. Das infernalische Fauchen war mit einem Schlag völlig erloschen. Herbie sprang auf die Straße und wandte sich langsam der senkrecht stehenden Straße zu, die er für eine Luftspiegelung hielt, zu. Schimmel kaute auf seinen Lippen.
    "Der hat verdammt Mut!", stieß er hervor, und die anderen murmelten beifällig.
    Herbie stand vor der scheinbar hochgeklappten Straße und streckte vorsichtig seinen Arm aus. Der Arm drang ein und war verschwunden. Herbie zog ihn zurück: Der Arm war wieder da. Herbie ging einen Schritt vor. Sein linkes Bein verschwand.

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