Mondgeschöpfe (Phobos)
Lederjacke herunter, so dass sie nur noch in ihrem heißen, roten Mieder dastand. Claudia fühlte sich leicht in die Rolle der Sechmeth ein. Der Verführun gsteil stand ihr gut zu Gesicht. Sie ließ ihren Charme - oder was auch immer sie darunter verstand - auf den verdutzten Olly los. Sie sah richtig gefährlich aus, wie sie über Olly herfiel und ihre lange rote Mähne schüttelte, die gestylt war wie bei den Mitgliedern der Gruppe VIXEN.
In der zweiten Strophe erzählte Kevin, wie Sechmeth den Soldaten nicht nur zu ihrem Liebhaber, sondern auch zu ihrem erfolgreichen General macht e.
Claudia ließ sich aus dem Publikum militärische Abzeichen reichen, mit denen sie Olly überhäufte. Das Publikum tobte und ging völlig auf das Spiel ein.
Kevin erzählte weiter, dass der General dann aber einen entscheidenden Fehler machte. An dem Tag, an dem ihm zu Ehren für einen überragenden Sieg über seine Feinde eine Triumphfeier am Fuße der Cheopspyramide stattfinden sollte, vergaß er am Morgen der Göttin zu opfern. Aus Rache ließ Sechmeth mitten in den Lobesreden einen Feuerball von der Spitze der Pyramide rollen und verbrannte den General zu einem Häuflein Asche, das sie vor dem versammelten Heer mit einem schrecklichem Lachen in die Wüste pustete. So erzählte Kevin singend und schreiend die Geschichte.
Claudia hatte es mit ihrem Schauspiel offenbar etwas übertrieben, es zu ernst genommen, die Rolle mit der Realität vertauscht. Sie knallte den schweren Olly auf die Bühne, als sei er aus Pappe. Geifernd riss sie sein T-Shirt in langen Streifen von seinem muskulösen Oberkörper. Olly begann sich zu wehren, schlug Claudia ins Gesicht, gegen die Brust, in den Magen. Aber sie schien keinen Schmerz zu spüren. Ihre langen roten Fingernägel wurden zu Krallen und sie schlug damit zu. Ihr Gesicht erstarrte zu maskenhafter Härte. Sie war nicht mehr sie selbst. Aber so konnte man sich Sechmeth gut vorstellen. Olly, der schon tiefe Schrammen von der Auseinandersetzung mit dem Schnüffler hatte, begann wieder zu bluten und das nicht zu knapp. Schimmel fiel plötzlich aus dem Hardrock in einen merkwürdig eintönigen Rhythmus, den keiner kannte und der null abgesprochen war. Örmel ließ mit seinem YAMAHA- Synthesizer Glassbells ertönen, mystisch und doch von unverkennbarer Härte.
Kevin dachte entsetzt daran, was er gelesen hatte, nämlich dass Sechmeth ausgesprochen geil auf Blut war.
Während Olly sich drehte und wand, um sich aus ihrem Griff zu befreien, begann Claudia mit einer irre langen Zunge das Blut aus seinen Wunden zu lecken.
Kevin fand es jetzt doch mehr erschreckend. Er fuhr nicht so gut auf die Sado Masche ab, zumal das hier offenbar kein Spiel mehr war. Coin wollte sogar dazwischen gehen, aber Kevin hielt ihn noch zurück: The Show must go on.
Olly stöhnte jetzt. Es wurde langsam Zeit für ihn, der schrecklichen Umarmung zu entkommen. Aber irgendwie hielt ihn die banale Tatsache, dass Claudia eine Frau war, von einem wirklich harten Schlag ab. Frauen schlägt man nicht, jedenfalls nicht ernsthaft. Der Blutverlust begann ihn zu schwächen. Ihm wurde schwindelig. Plötzlich stach Claudia Olly mit ihren furchtbaren Fingernägeln ins Gesicht. Olly schrie wie am Spieß.
Kevin nahm den Ton auf und begann mit seiner verzerrten Melodiegitarre noch höher und schriller zu klingen. Olly begann zu zucken. Claudia saß ihm irgendwie am Hals. Biss sie ihn?
Plötzlich ein Blitzlichtgewitter. Herbie hatte offenbar die Presse eingeladen . Das tat er bei jedem Konzert, und heute waren Fotoreporter gekommen. Ausgerechnet. Vielleicht hatten sie einen sechsten Sinn für Sensationen.
Jetzt ließ sich Coin nicht mehr halten. Während die Zuschauer rasten, versuchte Coin Claudia von hinten zurückzureißen, nur um sich einen bösen Hieb ihres Ellbogens im Gesicht einzufangen. Sofort schoss ihm das Blut aus der Nase.
Dann stürzte Stan, der zweite Roadie, herbei und kämpfte mit der rasenden Claudia. Er schlug sie brutal, aber sie blieb ihm keinen Hieb schuldig. Aus der Schmusekatze war ein Panther geworden.
Kevin stellte sich hinter Schimmel, der immer noch diesen unbekannten Rhythmus schlug und schrie ihn an: "Weiter!"
Schimmel wachte auf wie aus einem tiefen, düsteren Traum. Nur zögernd fand er zum Hardrock zurück.
Endlich konnten Kevin und Coin die vierte Strophe singen. Coin sang sie näselnd. Sie beschrieb das Ende des ägyptischen Generals im Feuerball.
Kaum hatte der Rhythmus gewechselt, gab Claudia
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