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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Sein rechtes Bein folgte, dann der Körper und der Kopf. Herbie war verschwunden. Atemlose Stille im Bus. Dann trat Herbie wieder aus der Straße heraus und lachte.
    "Alles klar!", sagte er. Er sprang in den Bus und stellte sich neben Schimmel. "Fahr' los! Die Straße ist okay."
    Schimmel fuhr sachte an. Der Wagen drang schrittweise in die aufragende Schicht ein, durchdrang sie und fuhr langsam weiter. Kaum waren sie hindurch, gellte wieder dieser infernalische Laut auf.
    "Halt an!", befahl Herbie. "Das ist nicht mehr die Straße."
    Jetzt erkannten es die anderen auch. Der Bus stand nicht mehr auf Asphalt, sondern auf meisterhaft glatt gearbeiteten, übermannsgroßen Steinplatten. Diese Straße war keine Straße, sondern eher so etwas wie eine Rampe, die sanft anstieg. Links und rechts war sie von riesigen Katzenskulpturen flankiert, die auf ihren Hinterläufen saßen. Jede hatte ihre Raubtierzähne in eine Beute geschlagen, in Rehe, Rinder. Die Katze rechts vor ihnen hielt ohne Frage einen Menschen zwischen ihren Zähnen. Eine Tragetasche baumelte herab, die Herbie zu erkennen glaubte. Freddy, einer der unsichtbaren Helfer, die für Herbie Dämonen im Wald zu montieren pflegten, trug in einer solchen Tasche immer sein Werkzeug mit. Wo war Marc?
    "Das ist kein Trick", brachte der Alte hervor, der eben noch mit seinem magischen und esoterischen Wissen geglänzt hatte.
    Alle HELLTOURER verhielten in ohnmächtig angespannter Stille, die jeder Zeit in rasende Panik umschlagen konnte.
    Die Stimme des Alten klang ruhig. Aber alle spürten, wie tief er von dem Geschehen beeindruckt war. "Das ist die intensivste Beschwörung, die ich je miterlebt habe."
    "Sie ist nicht von mir!", gab Herbie trocken zurück und fuhr, an Schimmel gewandt, fort: "Knall' den Rückwärtsgang 'rein und versuch' wieder 'rauszukommen!"
    Schimmel setzte zurück, vielleicht in der Aufregung etwas hastig. Das Getriebe krachte schrecklich. Er kam nicht in den Rückwärtsgang. Stattdessen machte der Bus einen Satz nach vorn. Die Mitfahrer wurden in ihre Sitze zurückgeschleudert: Es kreischte irrsinnig. Dann blieb der Motor stehen. Verbissen versuchte Schimmel wieder zu starten. Vergeblich.
    "Wir können nur noch nach vorne. Die Beschwörung lässt uns nicht los." Der alte Mann schien ganz in seinem Element zu sein. "Ich bin jetzt sicher, das ist eine ägyptische Angelegenheit. Die Katzen gehören nach Ägypten. Es sind gleich mehrere Götter, deren Symbol die Katze..."
    "Ach halten Sie doch Ihren Mund!", fuhr ihn Herbie an. "Das sieht doch wohl jedes Kind, dass hier etwas völlig außer der Reihe passiert."
    "An einer planmäßigen HELLTOUR bin ich auch nicht interessiert", konterte der Alte. "Da könnte ich mich auch in eine Geisterbahn setzen. Das hier ist etwas völlig Anderes."
    "Da kommt einer auf uns zu!", schrie Schimmel, und seine Stimme driftete ins Hysterische. Seine Hände umklammerten das Steuerrad, als sei es ein Rettungsring. Herbies und Schimmels entsetzte Augen nahmen auf den bläulich schimmernden Steinquadern eine hohe, schlanke Gestalt wahr, die ihnen zuwinkte.
    "Wir sollen fahren." Herbies Stimme klang, als sei er schwer erkältet.
    Schimmel legte den ersten Gang ein und startete. Der eben noch blockierte Motor sprang an. Schimmel ließ den Bus anrollen. Er näherte sich der Gestalt auf ein paar Schritte. Dann aber hielt dieses Wesen auf eine gespenstische Weise von dem Bus Abstand, indem es völlig bewegungslos vor ihm herschwebte. Der Steinquaderweg, der lückenlos von den riesigen Katzenskulpturen gesäumt war, endete vor einem Tempel, dessen Übergröße jedes menschliche Maß überstieg. Seine unzähligen Säulen schienen sich in den Wolken zu verlieren. Sie trugen ein sehr flachgiebeliges Dach, das aus purem Gold gegossen schien. Die Gestalt vor ihnen hob die Hand.
    "Sollen wir aussteigen?", fragte Herbie.
    "Du bist wohl nicht ganz dicht!", entgegnete Schimmel.
    Er hatte Angst. Der Schweiß lief ihm in den Nacken. Dann hörten sie wieder dieses schreckliche Fauchen und Schreien. Der Bus begann zu schwanken, wie von einer Riesenfaust gepackt. Metall knirschte, Scheiben zerbrachen und barsten in den Bus hinein.
    "Raus hier!", schrie Herbie, riss die Bustür auf und sprang auf den Steinweg. Die anderen folgten.
    Das Fauchen verebbte, bis nur noch ein dumpfes Grollen zu hören war, wie bei einem Gewitter, das noch nicht weiß, ob es abziehen soll oder neu ausbrechen. Wie sie da so verloren auf den Steinplatten standen, wirkten der

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