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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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es erst gar nicht. Ich glaube, hier müssen wir links. »Was tut dir leid?«
    »Dass ich dich im Stich gelassen habe.«
    Eine schmerzhafte Woge der Liebe steigt in mir auf. Ich wünsche mir so sehr, ich könnte ihn trösten, aber an die Wunden, die ihm zugefügt wurden, komme ich nicht ran. Tränen brennen in meinen Augen. »Das hast du nicht. Du bist doch hier, oder? Du hättest gehen können, aber du bist geblieben, und das sagt mir, dass du tief in dir drinnen hoffst, dass ich dich wieder hinkriege.«
    Seine Stimme klingt rau wie Mühlsteine. »Das hoffe ich nicht . Wovon ich träume, Jax, ist töten. Ich wache auf und wünsche mir nichts mehr als das. Aus dem kleinsten Anlass werde ich rasend vor Wut – das ist das einzige Gefühl, das ich überhaupt noch spüre – und möchte alles kurz und klein schlagen. So habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich Hon eins auf die Fresse gehauen habe und mit seinem Schiff von Nicuan geflohen bin.«
    Irgendwie schaffe ich es, nicht zu sagen: »Genau das habe ich dir prophezeit.« Ich konnte förmlich sehen, wie die Dunkelheit ihn verschlang, als ich Lachion verließ, aber er wollte unbedingt bleiben. Er hatte das Gefühl, es wäre seine Pflicht. Um Mairs Andenken zu ehren, glaubte er, Keri in diesem Krieg beistehen zu müssen. Seit dem Tod ihrer Großmutter müht sie sich damit ab, das Überleben der Dahlgrens zu sichern.
    Die Klans nehmen es nicht so genau mit dem Gesetz. Selbstbestimmung ist ihnen das Allerhöchste. Aber nichts im Universum ist umsonst. Auf Lachion lässt man sie zwar in Frieden, und dort können sie tun, was sie wollen, weil niemand sonst sich dort ansiedeln will, doch die Machtkämpfe zwischen den Klans sind gnadenlos. Von den dort lebenden Raubtieren ganz zu schweigen. Der Planet ist nicht gerade mein Lieblingsort. Aber Marsch hat nun mal einen Teil seiner Wurzeln dort.
    Wir biegen rechts ab. Ich verlasse mich einfach auf meinen Instinkt. Außerdem scheint uns das seltsame Pulsieren in den Wänden, das sich beinahe anhört wie ein Herzschlag, magisch in diese Richtung zu ziehen. Ich hoffe nur, hier entlang geht es auch wirklich zum Ausgang, und wir laufen nicht geradewegs dem ithorianischen Sicherheitsdienst in die Arme, der uns dann unangenehme Fragen stellen wird. Ich gehe weiter und überlege, wie ich zu Marsch durchdringen könnte.
    »Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast, als ich mir in völliger Panik wegen dieser unsichtbaren Viecher die Seele aus dem Leib geschrien habe?«, frage ich schließlich.
    Marsch geht ein paar Schritte hinter mir, und ich kann sein Gesicht nicht sehen, aber ich weiß, sein Schweigen bedeutet, dass er nachdenkt. »Ich werde immer ein Auge auf dich haben, Jax.«
    Ich lächle. »Genau. Und jetzt bist du hier. Weißt du, was mir das sagt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dass du deine Versprechen hältst.« Es fällt mir schwer, meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. »Dass ich mich auf dich verlassen kann, egal, was passiert.« Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. Ich rede nicht gern über solche Dinge, weil ich mich dann schwach fühle, verwundbar und nackt. »Es sagt mir, dass du wie ein Fels in der Brandung bist, dass du für mich da bist. Es tut mir entsetzlich leid, dass du das alles ein zweites Mal durchmachen musst, Marsch, aber du bist nicht allein. Ich werde dich nicht fallen lassen.«
    Der Korridor endet in einem großen Glastique-Foyer. Links sehe ich den Tunnel, der zum Raumhafen führt. Wir können den Zug nehmen; er fährt komplett unterirdisch. Alles hier ist blitzsauber, ganz anders als auf Terra Nova. Als hätte ich nichts Besseres zu tun, frage ich mich, was die Ithorianer wohl von einem Ort wie Wickville halten würden, mit all seinen Lastern und der ständigen Gewalt. Bestimmt würden sie es nur als Bestätigung nehmen, dass uns Menschen nicht zu trauen ist.
    In dem Glastique sehe ich Marschs Spiegelbild. Er sieht fremd aus, wie von Geistern verfolgt, doch als ich mich zu ihm umdrehe, hat er seine Mimik wieder im Griff, die Augen dunkel wie ein sternenloser Himmel. Ich weiß nicht, was ich tun soll, aber ich werde ihn nicht aufgeben.
    »Danke«, bringt er schließlich hervor. »Könnte ich noch normal empfinden, wäre ich jetzt wahrscheinlich froh, dass du so stur bist.«
    »Verdammt richtig.«
    Die Tür vor uns gleitet in die Wand, und wir betreten den abschüssigen Tunnel. Wieder diese glänzenden aquamarinblauen Blätter. Wahrscheinlich sorgen sie für frische, saubere Luft, und ich habe das

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