Mondglanz
ich habe mich nie voll und ganz akzeptiert gefühlt. Ich war immer ein Fremder, ein Alien.«
Endlich begreife ich. »Genauso wie hier.«
Vel nickt, eine Geste, die er sich von uns Menschen abgeschaut hat und die mich daran erinnert, wie sehr er sich in den letzten Monaten an mich gewöhnt hat. Ganz gleich, ob er meine Ansicht teilt, für mich ist er ein Freund geworden. Der Einzige, auf den ich mich bedingungslos verlassen kann. Und jetzt weiß ich, das gilt auch hier auf Ithiss-Tor. Er steht auf unserer Seite, nicht auf der seines Volkes. Damit gilt er als Verräter oder Schlimmeres, und ich kann nachempfinden, wie sehr ihn mein Verhalten verletzt haben muss. Wahrscheinlich hat es das bisschen Zugehörigkeit, das er verspürt, bis in die Grundfesten erschüttert, auch wenn Ithorianern Seelenschmerz, wie wir ihn kennen, fremd ist.
»Es tut mir leid«, sage ich leise. »Ich werde dich nie wieder auf diese Weise übergehen. Du bist ein wichtiges Mitglied dieser Gruppe, das ist mir jetzt erst so richtig klar …«
Bevor ich den Satz beenden kann, ertönt ein Knistern aus dem Com, dann erfüllen Klicken und Zirpen das Fahrzeug. Nur Vel wird daraus schlau, aber mir genügt, was ich durchs Fenster sehe. Wozu Marsch und ich eine halbe Ewigkeit gebraucht hätten, hat Vel mit ein paar Worten erledigt: Wir sind am Raumhafen angekommen.
Wir steigen aus und gehen eine Rampe hinauf zur Raumhafenverwaltung. Auch hier ist es kalt, und überall rennen bizarr aussehende Droiden mit sechs Beinen umher. Ein San-Bot kommt angelaufen und befummelt meine Schuhe.
Aufdringlicher kleiner Bastard . Ich hebe die Füße und lasse ihn den Dreck von meinen Sohlen kratzen, während ich mit einiger Erleichterung unser Schiff ausmache. Es sieht ganz anders aus als die ithorianischen, die den Eindruck erwecken, als wären sie nur mit einigem Arbeitsaufwand wieder flugtüchtig zu machen. Sie sind lang und schmal, scheinen dafür umso mehr Decks zu haben und sind entsprechend hoch. Die Triumph ist breit und flach, hat gerade mal zwei Decks.
Vel spricht noch einmal mit den Friedenshütern, die wohl so etwas wie die örtliche Polizei darstellen. Mir wird bewusst, wie sehr ich es hasse, wenn ich an einem Gespräch nicht beteiligt werde, und ich beschließe, Vel von dem Übersetzungschip zu erzählen, sobald wir an Bord sind. Das schulde ich ihm. Einen Vertrauensbeweis, um den Schaden zu reparieren, den ich angerichtet habe, indem ich ihm nicht gleich Bescheid gesagt habe.
Wir haben so viel zusammen durchgemacht, und ich komme mir unendlich dumm vor, weil ich geglaubt habe, er könnte all das vergessen, nur weil wir uns jetzt auf seinem Heimatplaneten befinden. Wenn ich mich entscheiden müsste, Vel zu helfen oder einer Gruppe Menschen, die ich gar nicht kenne, würde ich mich sofort auf Vels Seite stellen. Ich bin nicht jemand, der das Wohl von Vielen über das eines Einzelnen stellt.
Marsch und ich warten, bis der Kopfgeldjäger die Unterhaltung mit den Ithorianern beendet hat. »Dass der Rat von dem Zwischenfall erfährt, können sie nicht verhindern«, erklärt Vel schließlich, »aber sie werden selbst keinen Bericht einreichen, auch wenn ich den Verdacht habe, dass sie damit nur den Schreibkram vermeiden wollen. Außerdem wären sie sehr daran interessiert, unser Schiff zu sehen. Mit Ihrer Erlaubnis könnte ich sie herumführen.«
Klingt nach einem angemessenen Dank für unsere Rettung, also nicke ich. »Klar, sie können mitkommen. Halte sie nur eine Weile von der Med-Station fern, in Ordnung?«
»Ich werde sie bis zum Schluss aufheben – und Sie rechtzeitig über das Intercom wissen lassen, wenn wir kommen. Ebenfalls in Ordnung?«
»Absolut.«
Dann können wir jetzt endlich zu Doc gehen.
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<>OmniNewsNet: Sonderbericht –
die Wahrheit über das Syndikat
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[Eine junge Brünette blickt in die Kamera und macht es sich in ihrem Stuhl bequem. Über die Bildschirme flimmern die Konterfeis all der wichtigen Persönlichkeiten, die sie im Lauf der Jahre interviewt hat. Eine Frau mit dunklem Haar kommt herein. Sie ist älter als Lili, sieht aber irgendwie zeitlos aus.]
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Lili Lightman: Falls Sie sich gerade erst eingeklinkt haben, herzlich willkommen zu Lili Lightman live! Nach meinem Bericht über die giftigen Verunreinigungen des Trinkwassers auf Saleris habe ich nun die Ehre, einen Gast im Studio begrüßen zu dürfen, der normalerweise keine Interviews gibt,
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