Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
Vom Netzwerk:
Hunyadis ausrufen.«
    Michael schnaubte. Seine Lippen zuckten, er bleckte die Zähne, doch dann brachte er sich mühsam wieder unter Kontrolle. Seine Augen wurden heller, sein Wolf zog sich zurück, und auch Gábor ließ einen Teil seiner Anspannung weichen.
    »Cilli muss sterben.« Michaels Stimme war sachlich und klar. »Nicht jetzt, aber auf dem Weg zurück nach Buda.«
    »Einverstanden«, sagte Gábor, und sein Herz pochte dumpf in seiner Brust. »Aber erst in Buda. Und keine Spur darf zu uns führen.«
    Michael zögerte kurz, doch dann nickte er. »In Buda. Ich werde einen meiner Männer schicken.«
    »Nein.« Gábor holte tief Atem. »Ich werde das erledigen.«
     
    Die Fackeln in Michaels Gemächern brannten herunter, bis ihr Glimmen kaum mehr die Dunkelheit durchdrang, doch keiner der beiden Werwölfe machte Anstalten, sie zu ersetzen. Das Mondlicht, das durch die Fenster von außen hereinfiel, reichte ihnen. Gábor und Michael waren allein, und sie planten einen Mord.
    Gábor war nicht glücklich über seine neue Aufgabe, doch er gestattete sich kein Bedauern. Wenn Cillis Tod in seinen Händen lag, konnte er wenigstens Stümperei vermeiden. Er hob den Kopf, als sich hastige Schritte auf dem Gang näherten. Es war Miklos, der von ihm den Auftrag erhalten hatte, Laszlo im Auge zu behalten. Außer Atem stürmte er herein.
    »Laszlo hat seine Kammer verlassen«, rief er. »Er will in die Kapelle im Burggarten, hat er gesagt. Ich bin ihm gefolgt und habe gehört, wie er einen Bediensteten zu Ulrich Cilli geschickt hat. Er will sich mit ihm zu einem privaten Gespräch in der Kapelle treffen.«
    »In welcher Stimmung war er?«, fragte Gábor beunruhigt.
    »Er war sehr gefasst.« Miklos zögerte. »Als hätte er eine Entscheidung getroffen. Und er trug sein Schwert umgürtet.«
    Michael riss die Augen auf und griff nach seiner Waffe. »Verflucht!«
    Gábor erhob sich zugleich, und er wusste, sie fürchteten alle drei dasselbe. Wehe, wenn Laszlo ihnen zuvorkam und Cilli im Jähzorn tötete. Er würde damit seine ganze Familie ins Unglück stürzen.
    Wortlos eilten sie durch die Gänge der Festung, und der Ernst ihrer Mienen ließ jeden vor ihnen zurückweichen. Gábor hob die Nase, als er eine Seitentür aufschob. Deutlich heftete Cillis Geruch an dem Türholz.
    »Er ist nicht weit vor uns.«
    Sie hetzten über den Hof und durch eine schmale Pforte zu den Burggärten. Wachmänner schauten ihnen beunruhigt nach.
    Endlich kam die Kapelle in Sicht, Lichtschein drang aus ihren Fenstern hervor. Das Laub zu ihren Füßen raschelte, als sie darauf zueilten, ein Nachtvogel pfiff erschrocken über ihren Köpfen, und in einem Gebüsch wisperte ein aufgeschrecktes Liebespaar. Doch die Werwölfe hatten nur Augen und Ohren für die Kapelle.
    Stimmen drangen heraus, von den Mauern gedämpft, doch klar genug, um sie identifizieren zu können. Laszlo brüllte, Cilli lachte als Antwort. Dann klirrte ein Schwert, das aus der Scheide gezogen wurde. Cilli schrie auf, und seine Stimme klang schrill vor Schock. In dem Moment, als sich Michael gegen die Tür warf, polterte es, und Cillis Schrei brach abrupt ab.
    Sie stürmten in die Kapelle. Der metallische Geruch von Blut erfüllte den Raum. Laszlo hielt sein Schwert erhoben, rot glänzte die scharfe Schneide. Cillis wuchtiger Körper lag zu seinen Füßen. Sein Kopf rollte auf die drei Werwölfe zu, dunkle Schlieren auf dem Marmor ziehend, bis er mit einem entsetzlich schmatzenden Geräusch zum Stehen kam. Blicklos starrten ihnen weiß verdrehte Augen entgegen. Gábor verschlug es die Stimme. Er hörte Miklos keuchen, während Michael zu brüllen begann.
    »Du dummer Kerl«, donnerte er. Im nächsten Moment war er über Cillis Kopf hinweggesprungen und riss Laszlo das Schwert aus der Hand. »Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Es war meine Pflicht«, sagte Laszlo leise. Seine Miene war blass, aber entschlossen. »Er durfte nicht weiterleben. Er hätte meine Familie zerstört.«
    »Und jetzt hast du sie zerstört!« Michaels Kiefer mahlten, während er seinen Neffen anstarrte, als wolle er ihn fressen. »Kaum zu glauben, dass Hunyadi und meine Schwester einen solchen Dummkopf wie dich zeugen konnten!« Er schleuderte das Schwert zur Seite, wo es mit lautem Klirren auf dem Marmorboden landete. »Der König wird dich hinrichten lassen.«
    Gábor war wütend und enttäuscht. Das hier hätte nicht geschehen dürfen. Doch sein Verstand arbeitete so rasch wie niemals zuvor. »Hol die beiden

Weitere Kostenlose Bücher