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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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gleichzeitig am Königshof weilen würden.
Schützt sie vor Cilli,
hatte er sie gebeten.
Niemals darf er sie beide in seine Gewalt bekommen.
Gábors Herz wurde kalt. Ulrich Cilli war tot, doch vielleicht verbarg sich hinter dem feinen Antlitz des Königs eine noch größere Gefahr.

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    17 . Kapitel
    Temeschburg, Februar 1457
    O bwohl das neue Jahr immer weiter voranschritt, schien der Winter nicht weichen zu wollen. Schwarz und knorrig duckten sich die Bäume unter der Kälte. Selbst die Sonne schien die grauen Mauern Temeschburgs nicht mehr besuchen zu wollen.
    Veronika spürte jedoch, dass die Tage wieder länger wurden, und hielt sich so oft wie nur möglich außerhalb ihrer Kammer auf. Manchmal besuchte sie Paulo, den Roma, der in der Burg als Pferdeknecht arbeitete. Nachts schlief er im Stall zwischen den Tieren, doch tagsüber war er oft draußen auf den Koppeln, wo die Pferde Grashalme aus dem gefrorenen Boden rupften. Die anderen Bediensteten mieden ihn, doch das schien ihn nicht zu stören. Wenn Veronika ihn auf den Koppeln besuchte, spielte er meist auf seiner Flöte. Seine Melodien schwebten wie einsame Irrlichter über die Äcker und Moore. Er sprach es nicht aus, so wie er überhaupt nicht viel sprach, aber aus seinen Melodien las sie seine Unruhe. Er mochte es nicht, an einem Ort auszuharren.
    Ihr fiel wenig ein, um ihn aufzumuntern, und sie fühlte sich schuldig, weil sie der Grund war, warum er bleiben musste. Meist schien er nicht allzu viel Wert auf ihre Nähe zu legen. Er gab ihr aber immerhin das Gefühl, nicht ganz allein auf der Welt zu sein. In der Gräfin fand sie dagegen weniger Unterstützung denn je.
    Aus Michaels Briefen hatten die Burgbewohner von Ulrich Cillis Ermordung erfahren. Veronika hatte mit ihm ihren letzten Blutsverwandten verloren. Obwohl sie ihn kaum vermissen würde, fühlte sie doch die Last, mit niemandem darüber reden zu können. Gleichgültig, wie schlecht ihr Onkel gewesen sein mochte, einen solchen Tod hatte er nicht verdient. Die Gräfin sorgte sich dagegen einzig um ihre Söhne. Von Graf Cilli sprach sie nur in verächtlichen Worten. Eines Abends hielt Veronika das nicht mehr aus.
    »Es ist nicht recht, hämisch über einen Toten zu sprechen, dessen Blut an den Händen des eigenen Sohnes klebt«, entfuhr es ihr, ehe sie sich zügeln konnte. Ein Wutausbruch der Gräfin war die Folge, Geschrei, Gepolter und Verbannung in ihre Kammer. Seitdem sprachen sie kaum mehr miteinander, und Veronika hatte mehr denn je das Gefühl, dass die Einsamkeit sie aufsog wie ein Strudel aus Kälte und Dunkelheit.
    Oft dachte sie an Miklos, und noch öfter an Gábor. Zärtlichkeit und Sorge durchfluteten sie bei jedem Gedanken an ihn, und manchmal schien es ihr, als ob diese Gefühle ihre ganze Welt wären. Mehr denn je klammerte sie sich an der Hoffnung fest, dass er sie bald aus den kalten Mauern Temeschburgs befreien würde. Immerhin hatte der König Laszlo verziehen und ihn sogar zum Feldherrn erhoben. Laszlo war anschließend mit seinem Gefolge nach Buda gereist, um dort dem Reichstag beizutreten. Gábor und Miklos begleiteten ihn, das hatte ihr der treue Miklos geschrieben.
    Wie gerne hätte sie an ihrer Seite die Königsstadt besucht. In den unruhigen Nächten der Frühjahrsstürme überkamen sie jedoch immer mehr Zweifel, ob Gábor überhaupt noch an sie dachte. Wenn sich der Mond hinter Wolken versteckte und sogar die Nachttiere sich verborgen hielten, erinnerte sie sich daran, wie unberechenbar er sein konnte und wie wenig sie eigentlich über ihn wusste. Vielleicht war sie nicht mehr als ein Stolperstein am Rande seines Weges gewesen, und er hatte sie längst vergessen.
     
    Es war zwei Wochen nach Mariä Lichtmess. Kraftlos dämmerte der Morgen an einem wolkenverhangenen Himmel herauf, als Lärm am Burgtor Veronika aus dem Schlaf riss. Sie beugte sich aus dem Fenster zum Innenhof hinunter. Unrat bedeckte wie ein schmutziger, aufgeweichter Teppich das Pflaster zwischen den Stallungen, und sie sah Ratten aufgescheucht davonhuschen. Ein Reiter begehrte Einlass am Tor. Er trug einen Umhang mit Hunyadis Wappen, und sein Pferd zitterte vor Erschöpfung.
    »Ich muss die Gräfin sprechen, ich habe Nachricht für sie«, rief er, »sofort!«
    Besorgt zog Veronika einen Mantel über und eilte hinunter in den Hof. Auch andere kamen aus der Burg geströmt, und wie ein Bienenschwarm umschwirrten sie den Neuankömmling, der sein Pferd am Zügel hielt. Ihre Fragen summten durch die Luft,

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