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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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sie besuchen.«
    Ihre Augen weiteten sich, als wäre das ein völlig abwegiger Vorschlag. »Ich glaube nicht, dass sie sich darüber freuen würde«, erwiderte sie. »Und ich möchte lieber nicht wissen, was sie dazu sagt, dass ich jetzt den Haushalt ihres Bruders führe.«
    Sie schmunzelte, und Gábor spürte erneut den Stich der Eifersucht. Wie wenig wusste er wirklich über sie! Er sagte nichts mehr, sondern zog es vor, sich auf das Essen zu konzentrieren. Weitere Schüsseln aus getriebenem Silber wurden hereingetragen, fein ziselierte Senftöpfchen und Schälchen mit schwarzem Pfeffer und Salz. Nach dem Fisch gab es Wildbret und Fasan, und Gábors Wolf stürzte sich voller Freude auf die Speisen. Je mehr sich sein Magen füllte, desto mehr entspannte er sich.
    Veronika lachte, bevor sie sich den Mund mit einem Zipfel des Tischtuchs abwischte. »Wenn wir uns weiter so vollstopfen, werden euch die Diener verdächtigen, dass ihr das Essen unter euren Mänteln hinausschmuggeln wollt.« Sie blinzelte in Richtung der zwei Mägde, die gaffend an der Tür standen und auf weitere Anweisungen warteten. »Kein Mensch kann so viel essen wie wir.«
    Miklos kicherte, das Gesicht vergraben in einer Wildschweinkeule. Gábor grinste versonnen. »Es wäre zu schade um das gute Fleisch.«
    Er griff sich ebenfalls eine der Keulen, die in Salbeibutter gegrillt worden waren. Schließlich hatten sie alles vertilgt, was auf dem Tisch gestanden hatte. Veronika rief nach Honigkuchen und neuem Wein, dann schickte sie alle Bediensteten hinaus.
    Gábor sah, dass sie ihren Wein mit Wasser verdünnte. Trotz der gelösten Stimmung wollte sie also einen klaren Kopf behalten. Das ernüchterte ihn. Er schloss den Schnürkragen seiner Tunika wieder, den er während des Essens geöffnet hatte, und richtete sich auf. »Es freut mich, dass du bei Michael so gute Aufnahme gefunden hast«, sagte er bedächtig. »Doch ich finde es schade, dass du nicht zu uns gekommen bist.«
    Miklos’ Hand, die soeben nach einem Honigkuchen greifen wollte, verharrte. Besorgt schaute der junge Mann zu Veronika hinüber. Sie lehnte sich zurück. Ihre grauen Augen blickten nachdenklich. Gábor spürte, wie sich ihre Wölfin dahinter aufrichtete.
    »Kannst du dir nicht denken, warum ich lieber Abstand zu dir halte, Gábor?«, fragte sie mit trügerisch sanfter Stimme. »Ich möchte keine alten Wunden öffnen.« Sie legte ihre Hände offen auf den Tisch, als wolle sie zeigen, dass sie nichts zu verbergen hatte. »Ich bin nur hier wegen Viktor und wegen dieses elenden Schlächters und Verräters Drăculea. Ich will ihn tot sehen.«
    Sie hatte sich tatsächlich verändert. Ihre Entschlossenheit brachte in Gábor eine halbvergessene Saite zum Klingen. Genauso hatte er damals gegen Dracul gewütet, Drăculeas verstorbenen Vater. Als sie ihn endlich aufgestöbert und seine Männer besiegt hatten, hatte Gábor voller Befriedigung zugesehen, wie Johann Hunyadis Klinge den Verräter durchbohrt hatte. Er verstand Veronika nur allzu gut.
    »Drăculea wird sterben«, bekräftigte er. »Michael versteht sein Handwerk als Feldherr.« Er zuckte die Achseln. »Obwohl er und Drăculea sich damals am Hof von Kaiser Friedrich gut verstanden haben.«
    »Er kennt ihn? Und du auch?« Veronikas Augen weiteten sich.
    Gábor nickte. »Nur flüchtig. Drăculea ist in seinem Exil weit herumgekommen. Wir reisten damals mit Graf Hunyadi nach Wien, um den jungen König Ladislaus zu besuchen, der an Kaiser Friedrichs Hof erzogen wurde. Drăculea weilte ebenfalls dort.« Er hatte den Woiwoden, der wie er noch ein junger Bursche gewesen war, auf Anhieb unsympathisch gefunden, großspurig und gewissenlos. Michael hatte sich allerdings schon immer gerne mit solchen Typen umgeben.
    Veronika nickte nur. Anscheinend schien ihr die kurze Antwort zu genügen. Stattdessen schien etwas anderes ihre Gedanken zu beschäftigen. Endlich sprach sie, und ihr Ton war klar und bestimmt. »Michael war nicht begeistert von seiner neuen Aufgabe, doch seine Bekanntschaft mit Drăculea war nicht der Grund.« Sie beugte sich vor. Ihr Haar fiel ihr über die Schulter, und mit einer strengen Handbewegung warf sie es zurück. »Du hast den König dazu gebracht, ihn wegzuschicken. Du wolltest ihn aus dem Weg haben.«
    »Sagt er das?« Gábor hob die Augenbrauen. »Das stimmt nicht ganz. Der König
und
ich wollten ihn aus dem Weg haben.«
    »Was ist nur in dich gefahren?«, rief sie. »Eigentlich gehen mich eure Streitereien nichts

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