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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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mehr an, aber ihr seid doch wirklich zwei Holzköpfe. Er ist dein Wolfsbruder!«
    Es geht dich sehr wohl etwas an,
dachte Gábor, aber das sagte er nicht. »Michael«, sagte er langsam, »ist nicht mehr mein Bruder. Er hat sich gegen Mathias’ Willen zum Regenten ernannt, und vorher hat er gemeinsam mit Pavel Ladislaus ermordet. Sie haben damit alle Regeln des Bundes gebrochen.«
    Veronika wurde blass. Fassungslos schlug sie die Hand vor den Mund. »Das kann ich nicht glauben«, flüsterte sie.
    »Ich habe Viktor einen Brief geschickt, der ihm davon berichtete«, erwiderte Gábor aufgewühlt. »Hat er dir nichts davon gesagt?«
    Ihre Schultern sanken nach vorne. »Nein«, murmelte sie. »Aber ich wusste, dass er mir was verschwieg. Dieser dumme alte Tor. Er wollte sich um nichts anderes kümmern als um seinen Kampf gegen Drăculea!« Sie fuhr hoch. »Warum hast du den Mord nicht verhindert? Du warst doch auch in Prag.«
    Gábor schüttelte den Kopf. »Ich wusste nichts davon. Mir war klar, dass die beiden irgendein finsteres Spiel trieben, aber was hätte ich unternehmen sollen?« Er ballte die Fäuste, doch am liebsten hätte er nach ihrer Hand gefasst. »Michael ist genauso stark wie ich, und Pavel ist ein Ältester. Nur andere Älteste können gegen ihn etwas ausrichten. Und Menschen. Mathias weiß, was die beiden getan haben. Noch ist er seinem Onkel nicht ebenbürtig. Aber bald wird er stark genug sein, um sich gegen ihn zu wehren. Um ihn bis dahin zu schützen, musste Michael gehen.«
    Er erzählte ihr, wie Michael selbst zur Regentschaft gegriffen, wie er Mathias gegängelt und die Krönungszeremonie geändert hatte.
    Irgendwann sprang sie auf und schritt im Zimmer hin und her. »Wie konnte sich Michael nur mit Pavel einlassen!«, rief sie. »Ich wohne bei einem Königsmörder.« Sie barg das Gesicht in ihren Händen.
    »Du kannst zu uns ziehen«, bot Gábor ihr an, obwohl er wusste, dass es vergebens war.
    »Nein.« Sie nahm die Hände vom Gesicht. »Bis Michael zurückkehrt, wohne ich hier. Ich hatte ohnehin nicht vor, länger als bis zu Drăculeas Vernichtung in Buda zu bleiben.«
    »Wo willst du hin?«, fragte Miklos aufgeschreckt.
    Gábor war froh, dass Miklos fragte, denn er brachte im Augenblick keinen Ton heraus.
    »Ich werde mit den Roma reisen«, erwiderte sie, und es schien ihm, als sehnte sich ihr aufgewühltes Gemüt bereits jetzt weit fort von hier.
    »Ich kann dich nicht gehen lassen«, stieß er hervor.
    »Warum nicht?« Sie verschränkte die Arme.
    »Du bist immer noch mein Mündel.« Er bemühte sich, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Dies ist keine Welt, in der Frauen tun können, was sie wollen. Du gehörst zu uns.«
    »Das stimmt nicht!«, widersprach sie heftig. Er sah plötzlich Tränen in ihren Augen. »Nach alldem nicht mehr.«
    »Aber zu den Zigeunern gehörst du auch nicht.« Gábor atmete tief durch. »Was willst du tun, wenn sie schneller alt werden als du? Wenn ihre Kinder an Kälte oder an Krankheiten sterben?«
    Sie funkelte ihn an. »Was weißt du schon davon«, fauchte sie. »Du hast dein Herz nie an einen Menschen gehängt, außer an deinen Dienstherrn.«
    »Und das aus gutem Grund«, erwiderte er. Er musste sie um jeden Preis überzeugen. »Du bist eine Werwölfin, du wirst bei ihnen niemals glücklich sein.« Er sah, wie sie zweifelte, doch er spürte auch, dass sie noch nicht wirklich verstanden hatte, was ihre Entscheidung bedeutete. Er ballte die Fäuste. Wenn sie sich von ihm lossagte, würde er sie nicht mehr schützen können. Glaubte sie wirklich, dass sie so einfach ihr Schicksal ändern konnte? Dass sie die Welt der Wölfe so einfach hinter sich lassen konnte?
    »Wenn die Ältesten erfahren, dass du dich ihnen widersetzt, werden sie dich suchen. Bisher haben sie aus Respekt vor Viktor und vor allem aus Unwissen noch nichts unternommen. Doch wenn Pavel zu Ohren kommt, dass du dich von mir losgesagt hast und geflohen bist, dann wird er dich hetzen lassen. Er wird dich mit allen Mitteln zwingen, die Prophezeiung zu erfüllen.«
    »Ich wusste es!« Sie stampfte mit dem Fuß auf, und er erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. »Ich wusste, dass du die Prophezeiung ansprechen würdest. Nur darum geht es dir in Wirklichkeit.« Ihre Augen blitzten vor Wut. »Dein Pflichtbewusstsein macht dich blind. Viktor ist tot, Pavel und Michael sind Königsmörder. Glaubst du wirklich, dass dein Bund und seine Prophezeiung noch irgendeinen Sinn erfüllen?«
    »Aber

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