Mondkuss
mitbekommen, da sie so sehr mit sich selbst beschäftigt waren.
Vor ihrem Kinobesuch waren sie beim Italiener, hatten dann einen langen Spaziergang gemacht und Arm in Arm dagestanden, um den Sternenhimmel zu beobachten. In Gedanken versunken, eins mit sich und glücklich.
„Bist du schon müde, oder habe ich die Chance auf eine Ausdehnung dieses Abends?“
Zärtlich strich ihr Rafael eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „An was hast du gedacht?“ Tausend Teufelchen tanzten in seinen Augen, als er erwiderte: „Ich würde mir gern deine
Briefmarkensammlung ansehen.“
Sie wurde rot, als sie seinem anzüglichen Blick begegnete. Dann musste sie lachen, erwiderte keck: „Hast du dabei irgendwelche Hintergedanken? Wenn ja, dann lass mich das wissen. Ich mag Hintergedanken.“
„Hintergedanken?“ Rafael grinste. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Er setzte eine unschuldige Miene auf, flüsterte ihr dann ins Ohr: „Habe ich dir eigentlich schon mal erzählt, dass ich ebenfalls zugänglich für Hintergedanken bin?“
„Bisher nicht.“ Lachend hakte sie sich bei ihm unter.
Marleen wohnte im Westend, einer vornehmen Wohngegend Frankfurts, in einer prachtvollen Stadtvilla mit Erkern und Wandfiguren. In diesem Haus lebten drei Parteien, und sie hatte die Dachwohnung.
Der Eingangsbereich des Hauses war umwerfend. Die Wände des Hausflurs bestanden aus feinstem Marmor, der Boden war mit sehr stilvollen Fliesen ausgelegt. Ein weißes verschnörkeltes Geländer komplettierte eine schon in die Jahre gekommene Holztreppe. Beim Betreten der Stufen knarrten diese beständig auf.
Mein dickes Fell ist weg. Abgescheuert, dachte sie mit klopfendem Herzen, als sie ihre Wohnungstür öffnete und ihn hineinließ. Bis es nachwächst, bin ich ausgeliefert – nicht wirklich stark. Auch wenn es nach außen hin den Anschein haben mag. Worauf habe ich mich eingelassen? Sie seufzte leise. Genug gegrübelt. Schließlich muss man nicht immer genau wissen, worauf man sich einlässt. Besteht das Leben nicht manchmal auch aus unvorhergesehenen Dingen – ja, sind es nicht gerade diese Dinge, die das Leben erst interessant machen?
Sie beschloss, den Moment zu genießen. Rafael folgte ihr in eine geräumige Diele mit hohen Decken. An einer Wand hing ein riesiger Messingspiegel. Eine antike Truhe, ein antiker Schrank, der als Garderobe diente, und eine Eisenbank rundeten das Bild ab. Lachend begrüßten sie Orpheus und Ludmilla, die ihnen entgegengestürmt kamen. Dann zog Rafael sie in seine Arme, presste seine Lippen auf die ihren, um ihren Geschmack und ihren Mund in sich aufzunehmen. Sie erwiderte seinen Kuss bereitwillig, spielte mit seiner Zunge, drang tief in seinen Mund ein. Für sie versank die Welt in einem Meer aus rosa Wolken. Lange standen sie da, hielten sich eng umschlungen und küssten sich zärtlich. Ihre Herzen schlugen im Gleichklang, während ihre Zungen sinnlich miteinander tanzten. Als Rafaels Hände wellenförmig an ihrer Wirbelsäule entlangfuhren, meinte sie unter Strom zu stehen. Ihre Küsse wurden wilder … leidenschaftlicher. Stürmisch rissen sie sich gegenseitig ihre Jacken vom Leib, entledigten sich ihrer Schuhe und ließen alles achtlos auf den Boden fallen. Rafael umfasste ihr Gesäß, löste seine Lippen von den ihren und zog mit seiner Zungenspitze eine heiße Spur quer über ihren Hals. Dann schob er sie mit dem Rücken gegen die nächstliegende Wand, öffnete das Oberteil ihres Kleides und leckte spielerisch über ihr Dekolletee. Aufstöhnend warf sie den Kopf in den Nacken. „Ich werde dich verführen“, flüsterte er in ihr Ohr, „bis du nicht mehr weißt, ob es draußen blitzt und donnert oder aber in deinem Kopf … deinem Körper … deiner Seele. Werde dich küssen, bis deine Lippen prickeln, bis sie brennen … lichterloh … und werde dich lieben, bis die Flut kommt … die Flut der Leidenschaft, die dich mitnimmt und ins Reich der Sünde schwemmt.“ Marleen seufzte leise auf. Dann wisperte sie: „Ich mag es, wenn du so schöne Dinge zu mir sagst. Wenn du sie mir ins Ohr flüsterst – mit heißem Atem und Lust in der Stimme.“ „Tatsächlich?“ „Oh, ja.“ Ihre Stimme war nur noch ein Hauchen, ein atemloses Wispern inmitten ihres keuchenden Atems, der ihre Brust hob und senkte. Er küsste sich ihren Hals hinab bis zum Ansatz ihrer Brüste, die sich ihm nun mit rosig aufgerichteten Spitzen entgegenreckten. Und dann begann seine Zunge mit ihnen zu spielen. Geschickt. Gierig.
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