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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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Parkettboden sorgfältig mit Plane und Zeitungspapier aus und klebte Steckdosen, Lichtschalter, Fußbodenleisten und Türrahmen mit Kreppband ab, damit sie später zügig mit dem kleinen Pinsel vorstreichen konnte, ohne aufpassen zu müssen. In Gedanken war sie bei dem nächsten Date mit Rafael. Sie konnte es nicht erwarten, sein Gesicht zu sehen, wenn sie ihm mitteilte, dass sie tatsächlich eine interessante Immobilie für seine zukünftige Bar gefunden hatte. Sie zog den Farbeimer zu sich und musste laut lachen. Orpheus und Ludmilla lagen in der Diele und beäugten ihr Vorgehen mit kritischem Blick. „Hey, ihr Süßen. Keine Angst, ich sorge bald wieder für die vertraute Ordnung.“ Sie musste lachen, denn selbst Orpheus, der sonst überall mit der Nase dabei war, zog es vor, auf Sicherheitsabstand zu gehen. Schmunzelnd schaltete sie das Radio ein, nahm einen Schraubenzieher zur Hand und öffnete mit seiner Hilfe den Farbtopf. Sie hatte sich einen himbeerfarbenen Ton ausgesucht, der zwar gewagt war, aber gut zu ihrem momentanen Lebensgefühl passte und ein perfekter Hintergrund für das Bild „Todsünde“ sein würde. Marleen strich zunächst die Ecken des Zimmers mit Farbe vor. Nach einer kurzen Kaffeepause griff sie zur Malerrolle, tauchte sie in die Farbe, rollte sie mehrmals über das Abstreifgitter, bis nur noch so viel Farbe darauf haftete, dass nichts mehr tropfte. Sie arbeitete so intensiv, dass die Zeit wie im Flug verging. Erst als sie nagenden Hunger spürte, legte sie die Rolle beiseite, ging in die Küche, um sich eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben. Als sie eine halbe Stunde später zufrieden ihren satten Magen rieb und sich mit neuem Schwung in die Arbeit stürzen wollte, klingelte das Telefon. „Hallo, schöne Frau. Was machst du?“ „Rafael“, freute sie sich. „Ich versuche meine Wände zu streichen. Es ist aber wohl eher so, dass ich mich streiche.“ „Zu gern würde ich mich an diesem Anblick ergötzen.“ Rafaels dunkles Lachen fand seinen Weg zu ihrem Ohr und umschmeichelte von dort ihre Sinne. „Ich komme vorbei. Sofern du nichts dagegen hast.“ „Nein … nein, ganz und gar nicht. „Marleens Herz klopfte zum Zerspringen. „Solltest du es allerdings wagen mich auszulachen, während ich im Schweiße meines Angesichts den Pinsel schwinge, könnte es sein, dass man meine Rache am nächsten Tag ganz deutlich von deinem Gesicht ablesen kann.“ „Hm, lass mich nachdenken. Du sprichst von einem Knutschfleck? Prima, ich beeile mich. Ich weiß sanfte Bisse durchaus zu schätzen.“ „Oh, ich rede nicht von zärtlichen Spuren.“ „Nicht? Eher befreienden, lustvollen Spuren?“ „Ich meine viel eher die Spuren meiner fünf Finger, die von der Backpfeife herrühren, die du dir, solltest du mich tatsächlich auslachen, einhandeln würdest.“ „Da die Sehnsucht nach dir mein Herz schmerzen lässt, es über und über mit Narben bedeckt, wäre der Abdruck deiner fünf Finger in meinem Gesicht lediglich ein sanftes Streicheln meiner Seele. Hast du ein Fenster in der Nähe?“ „Ja.“ „Was siehst du, wenn du hinausschaust?“ „Einen grauen Himmel, doch einige weiße Wolken lockern ihn auf.“ „Magst du den Himmel, so, wie er heute ausschaut? „Jeder Himmel hat seinen Reiz, auch dieser. Aber ich verhehle nicht, ich würde mir derzeit mehr Blau darin wünschen.“ „Ich werde auf dem Weg zu dir mit allen Kräften pusten. Vielleicht treibt mein Atem dabei ja die Wolkenbänke auseinander, und ein schüchternes Blau blinzelt dir entgegen. Auf jeden Fall werde ich versuchen, die Wolken zu überreden, warme, kleine Sonnenstrahlen auf deiner Haut tanzen zu lassen. Wenn du ein wohliges Prickeln spürst, so denk an mich. Denn jeder Sonnenstrahl, jedes Blau, welches vom Himmel blitzt, ist ein kleiner Gruß von mir.“ „Das hast du schön gesagt. Und weißt du was? Mein Körper prickelt jetzt schon, denn deine Worte gehen mir unter die Haut.“ „Ich kann es nicht erwarten, mich mit eigenen Augen und Sinnen davon zu überzeugen. Deshalb werde ich mich jetzt von dir verabschieden, um dir ein Stück näher zu kommen. Bis gleich, Prinzessin.“ „Bis gleich.“ Manchmal mutieren nicht nur Songs zu Ohrwürmern, sondern auch Namen. Bei mir ist es der Name Rafael, der mir ständig durch den Kopf geht. Ach, ich freue mich auf ihn. Rasch lief sie ins Bad, um ihr Aussehen zu überprüfen. Okay, mit ihrer Kleidung konnte sie nicht trumpfen, aber schließlich arbeitete sie ja auch. Sie

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