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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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er verschwunden.
»Ich geb dir noch eine zweite Chance, Neil«, sagte sie jetzt laut. »Wenn du mich liebst, dann weißt du, daß ich dich brauche, und dann findest du mich auch.«
»Vierhundertneunundneunzig … fünfhundert!«
Sie begann wieder laut um Hilfe zu rufen. Diesmal schrie sie, bis ihre Kehle wund war. Es hatte keinen Sinn, ihre Stimme zu schonen, entschied sie. Die Zeit lief ab.
Trotzdem fing sie von neuem resolut zu zählen an: »Eins … zwei … drei …«
Ihre Hand bewegte sich im Rhythmus der Zahlenfolge: ballen … strecken …
    Mit jeder Faser ihres Wesens kämpfte sie gegen das Bedürfnis zu schlafen an. Sie wußte, wenn sie einschliefe, würde sie nie mehr aufwachen.

86
    Während sein Vater die Treppe hinunterging, um beim Polizeirevier anzurufen, zögerte Neil noch kurz und schaute sich eingehend das Bild an, das er an das Schwarze Brett geheftet vorgefunden hatte.
    Die Beschriftung auf der Rückseite lautete: Gedächtnisfeier zu Squire Moores Geburtstag. 20. September. Earl Moore Bateman – Nuala Moore – Liam Payne Moore.
    Neil betrachtete Batemans Gesicht. Das Gesicht eines Lügners, dachte er mit Bitterkeit. Der letzte Mensch, der Maggie gesehen hatte, als sie noch am Leben war.
    Entsetzt über das, was ihm sein Unbewußtes, wie er fürchtete, zu sagen schien, warf er die Aufnahme neben die Glocken und lief hinter seinem Vater her.
    »Ich hab Chief Brower am Apparat«, sagte Robert Stephens. »Er will mit dir reden. Ich hab ihm schon von den Glocken erzählt.«
    Brower kam unverzüglich zur Sache. »Wenn das zwei von denselben Glocken sind, von denen Bateman behauptet, daß sie im Lagerraum seines Museums weggeschlossen sind, können wir ihn zu einem Verhör herholen. Problematisch ist dabei, daß er sicher schlau genug ist, sich zu weigern, irgendwelche Fragen zu beantworten, und daß er bestimmt einen Anwalt anruft und alles sich dann verzögert. Unsre beste Chance ist, ihn mit den Glocken zu konfrontieren und darauf zu hoffen, daß er irgendwas sagt, womit er sich verrät. Als wir heute vormittag mit ihm über diese Dinger geredet haben, ist er ausgeflippt.«
    »Ich möchte dabeisein, wenn Sie ihn zur Rede stellen«, sagte Neil.
»Ich hab einen Streifenwagen abgestellt, der das Museum vom Parkplatz des Bestattungsunternehmens aus überwacht. Falls Bateman von dort weggeht, bleibt jemand an ihm dran.«
»Wir machen uns sofort auf den Weg«, sagte Neil und fügte dann hinzu: »Einen Moment noch, Chief, ich weiß, daß Sie ein paar Teenager befragt haben. Haben Sie aus denen irgendwas rausgekriegt?«
Er hörte das Zögern in Chief Browers Stimme, bevor er antwortete. »Etwas schon; ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es glaube. Wir reden dann darüber, wenn ich Sie sehe.«
»Ich will es jetzt hören«, sagte Neil barsch.
»Dann bedenken Sie bitte, daß wir dieser Geschichte nicht unbedingt Glauben schenken. Aber einer der Jungs hat zugegeben, daß sie gestern abend in der Nähe des Museums waren, oder genauer gesagt, daß sie auf der anderen Straßenseite davon waren. Um etwa zehn Uhr, behauptet dieser Junge, hätte er zwei Fahrzeuge gesehen – einen Leichenwagen, gefolgt von einem Kombi –, wie sie vom Parkplatz des Museums runtergefahren sind.«
»Was für ein Kombiwagen?« drängte Neil.
»Der Junge weiß nicht genau, welche Automarke, aber er schwört, daß er schwarz war.«

87
    »Beruhige dich doch, Earl«, sagte Liam Moore Payne zum zehntenmal innerhalb einer Stunde.
    »Nein, ich beruhige mich nicht! Ich weiß doch, wie sehr sich diese Familie über die Batemans lustig gemacht hat, und besonders über mich.«
    »Niemand hat sich über dich lustig gemacht, Earl«, redete Liam ihm gut zu.
Sie saßen im Büro des Museums. Es war fast fünf Uhr, und der altmodische, kugelförmige Kronleuchter verbreitete ein trübes Licht im Zimmer.
»Schau mal«, sagte Liam, »du brauchst einen Drink.«
»Du meinst, du brauchst einen Drink.«
Ohne zu antworten, stand Liam auf, ging hinüber zu dem Küchenschrank über dem Spülbecken, holte die Flasche Scotch und Gläser heraus, dann noch den Eiswürfelbehälter und eine Zitrone aus dem Kühlschrank.
»Doppelter Scotch auf Eis mit einem Stück Zitronenschale, bereits unterwegs für uns beide«, erklärte er.
Besänftigt wartete Earl, bis ihm der Drink hingestellt wurde, und sagte dann: »Ich bin froh, daß du vorbeigekommen bist, Liam.«
»Als du vorhin angerufen hast, hab ich gemerkt, wie aufgeregt du warst. Und natürlich bin ich mehr als

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