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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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»Ich bin so was von sauer auf mich. Ich wünschte bei Gott, ich hätte sie gestern, als ich wieder herkam, dazu genötigt, zu uns zu ziehen.«
Das Eßzimmer und das Wohnzimmer sahen ordentlich aus. Neil musterte die Vase mit den Rosen auf dem Couchtisch und fragte sich, von wem sie wohl stammten. Von Liam Payne vermutlich, dachte er. Sie hatte ihn ja bei ihrem gemeinsamen Abendessen erwähnt. Neil war Payne nur ein paarmal begegnet, aber er war möglicherweise der Bursche gewesen, den er flüchtig dabei beobachtet hatte, wie er sich am Freitag abend von Maggie verabschiedete.
Im ersten Stock war dem kleinsten Schlafzimmer deutlich anzusehen, daß Maggie die persönlichen Habseligkeiten ihrer Stiefmutter zusammengepackt hatte: Fein säuberlich etikettierte Plastiktüten mit Kleidern, Taschen, Unterwäsche und Schuhen standen dort gestapelt. Das Schlafzimmer, das sie anfangs benutzt hatte, sah noch genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, als sie die Fensterschlösser repariert hatten.
Sie betraten das große Schlafzimmer. »Sieht für mich ganz so aus, als ob Maggie vorhatte, letzte Nacht hier zu bleiben«, bemerkte Robert Stephens und zeigte auf das frisch bezogene Bett.
Ohne zu antworten, machte sich Neil auf den Weg zum Atelier im obersten Stockwerk. Das Licht, das er am Abend zuvor gesehen hatte, als er vor dem Haus im Wagen saß und auf Maggies Heimkehr wartete, war noch an, und es war auf ein Bild gerichtet, das an das Schwarze Brett geheftet war. Neil konnte sich daran erinnern, daß diese Aufnahme am Sonntag nachmittag noch nicht dagewesen war.
Er wollte schon den Raum durchqueren, als er plötzlich stehenblieb. Ein kalter Schauer durchlief ihn.
Auf dem langen Arbeitstisch sah er im gleißenden Strahl der Leuchte zwei Metallglocken.
So sicher, wie er wußte, daß dem Tag die Nacht folgt, wußte er auch, daß dies zwei der Glocken waren, die Earl Bateman bei seinem berüchtigten Vortrag im Latham Manor benutzt hatte – der Glocken, die hastig weggeschafft worden waren, um nie mehr aufzutauchen.

85
    Ihre Hand schmerzte und war mit Erde bedeckt. Sie hatte die Schnur auch weiterhin regelmäßig hin und her bewegt, da sie hoffte, die Röhre dadurch offenzuhalten, doch jetzt schien keine Erde mehr durch das Lüftungsrohr zu fallen. Auch das Wasser hatte aufgehört herabzutröpfeln.
    Und auch das Trommeln des Regens konnte sie nicht mehr hören. Wurde es kälter, oder fühlte sich nur die Feuchtigkeit in dem Sarg so durchdringend kalt an? fragte sie sich.
    Doch in Wirklichkeit fing es an, ihr warm zu werden, zu warm sogar.
    Ich kriege Fieber, dachte Maggie schläfrig.
Sie fühlte sich so benommen im Kopf. Das Rohr ist verschlossen, dachte sie. Es kann nicht mehr viel Sauerstoff übrig sein.
»Eins … zwei … drei … vier …«
Inzwischen flüsterte sie die Zahlen hörbar, weil sie sich zwingen wollte, wach zu bleiben, um wieder mit ihren Hilferufen zu beginnen, sobald sie bei fünfhundert angelangt war.
Was machte es schon für einen Unterschied aus, wenn er zurückkam und sie hörte? Was konnte er ihr noch mehr antun, was er nicht bereits getan hatte?
Ihre Hand ballte und streckte sich noch immer.
    »Mach eine Faust«, sagt sie laut. »Gut, jetzt wieder entspannen.« Das war es, was die Krankenschwestern damals, als sie noch klein war, zu ihr gesagt hatten, wenn sie eine Blutprobe abnahmen. »Das ist, damit’s dir gleich viel besser geht, Maggie«, hatten sie gesagt.
    Nachdem Nuala zu ihnen gezogen war, hatte sie aufgehört, Angst vor Kanülen zu haben. Nuala hatte ein Spiel daraus gemacht. »Wir bringen das erst hinter uns, und dann gehn wir ins Kino«, pflegte sie zu sagen.
    Maggie dachte an ihre Ausrüstungstasche. Was hatte er damit gemacht? Ihre Kameras. Sie waren ihre Freunde. Es gab so viele Aufnahmen, die sie damit noch hatte machen wollen. Sie hatte so viele Ideen, die sie ausprobieren wollte, so viele Dinge, die sie fotografieren wollte.
    »Einhundertfünfzig … einhunderteinundfünfzig …«
    Damals im Kino hatte sie gewußt, daß Neil hinter ihr saß. Er hatte ein paarmal gehustet, ein eigenartiges kleines
    trockenes Husten, das sie erkannt hatte. Sie wußte, daß er sie gesehen haben mußte, gemerkt haben mußte, wie unglücklich sie war.
    Ich hab einen Test draus gemacht, dachte sie. Wenn du mich liebst, dann verstehst du auch, daß ich dich brauche – das war der Gedanke, von dem sie gewollt hatte, daß er ihn hörte und danach handelte.
    Doch als der Film zu Ende war und die Lichter angingen, war

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