Mondlicht steht dir gut
jemandem zu erkennen gegeben, auf welche Weise sie bestattet werden wollte? fragte sich Maggie. Vielleicht wußte ja Malcolm Norton, der Rechtsanwalt, darüber Bescheid.
Das Ertönen der Türklingel ließ alle aufhorchen. Der Polizeichef, dem Maggie in Nualas Haus gefolgt war, betrat jetzt das Zimmer. »Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie festgehalten habe«, sagte er. »Mehrere meiner Männer nehmen jetzt Ihre einzelnen Aussagen auf, also werden wir Sie so schnell wie möglich hier raus haben. Als erstes aber habe ich noch ein paar Fragen, die ich Ihnen als Gruppe stellen möchte. Mr. und Mrs. Woods, ich möchte Sie bitten, ebenfalls noch hierzubleiben.«
Die Fragen des Polizeichefs waren allgemeiner Natur, wie zum Beispiel: »Hatte Mrs. Moore die Angewohnheit, ihre Tür unverschlossen zu lassen?«
Die Woods’ berichteten, daß sie ihre Tür stets unverschlossen gelassen habe, daß sie sogar Witze darüber gemacht habe, sie würde ständig ihren Hausschlüssel für den Vordereingang verlegen, aber sie wüßte schließlich, daß sie sich immer hinten reinschleichen könnte.
Er fragte, ob sie in letzter Zeit beunruhigt gewirkt habe. Einmütig erzählten alle, Nuala sei glücklich und voller Elan gewesen und habe sich auf Maggies Besuch gefreut.
Maggie spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Und dann wurde ihr bewußt: Aber sie war doch beunruhigt.
Erst, als Chief Brower erklärte: »So, wenn Sie jetzt nur noch ein paar Minuten Geduld für uns aufbringen, solange meine Leute jedem von Ihnen einige Fragen stellen, dann verspreche ich Ihnen, daß wir Sie bald nach Hause entlassen«, meldete sich Irma Woods schüchtern zu Wort.
»Da ist bloß noch eine Sache, die wir vielleicht erklären sollten. Gestern kam Nuala zu uns rüber. Sie hatte per Hand ein neues Testament geschrieben und wollte, daß wir ihre Unterschrift bezeugen. Sie hat uns auch gebeten, Mr. Martin, einen Notar, anzurufen, damit er es offiziell beglaubigt.
Sie schien ein bißchen bekümmert zu sein, weil sie ja wußte, wie sie uns gesagt hat, daß Mr. Norton wahrscheinlich enttäuscht darüber ist, daß sie von dem Verkauf ihres Hauses an ihn wieder Abstand nimmt.«
Irma Woods schaute Maggie an. »In Nualas Testament steht, Sie möchten doch ihre Freundin Greta Shipley im Latham Manor so oft Sie irgend können besuchen oder anrufen. Bis auf ein paar Verfügungen für Wohltätigkeitszwecke hat sie ihr Haus und alles übrige, was sie besaß, Ihnen vermacht.«
MONTAG, 30. SEPTEMBER
12
Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Theorie, ein Einbrecher habe Nuala ermordet, Maggie Holloway nicht zufriedenstellte. Er hatte das in der Leichenhalle gesehen. Jetzt bei der Totenmesse beobachtete er mit schmalen Augen, wie sie ungläubig den Kopf schüttelte, als der Priester über die blinde Gewalttätigkeit sprach, die heutzutage so viele unschuldige Opfer fordere.
Maggie war viel zu gewitzt, zu wachsam. Sie konnte leicht zu einer Bedrohung werden.
Doch als sie aus der Kirche St. Mary’s hintereinander wieder heraustraten, tröstete er sich mit dem Gedanken, daß sie nun zweifellos nach New York zurückkehren und Nualas Haus zum Verkauf auf den Markt geben würde. Und wir wissen ja, wer sich noch vor ihrer Abreise mit einem Angebot vordrängeln wird, dachte er.
Er war froh darüber, daß Greta Shipley von einer Krankenschwester begleitet worden war, als sie zur Messe erschien, und sich dann praktisch umgehend wieder hatte zurückziehen müssen. Maggie würde ihr vermutlich noch einen Höflichkeitsbesuch im Seniorenheim abstatten, bevor sie abfuhr.
Er regte sich voller Unruhe. Wenigstens war die Messe fast vorüber. Die Solistin sang gerade »Hier bin ich, Herr«, und der Sarg wurde langsam den Gang entlang gerollt.
Er hatte wirklich keine Lust, jetzt zum Friedhof zu gehen, obwohl er wußte, daß er nicht darum herumkam. Später. Später würde er dorthin gehen … und zwar allein. Genau wie bei den anderen würde sein besonderes Geschenk ein privates Vermächtnis an sie sein.
Er verließ die Kirche mit den etwa dreißig übrigen Besuchern, die Nuala zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten. Es war der Friedhof, auf dem viele der prominenteren langjährigen katholischen Einwohner Newports begraben lagen. Nualas Grab war neben dem ihres letzten Ehemannes. Die Inschrift auf dem Marmor würde bald vollendet sein. Neben dem Namen und den Geburts- und Todesdaten von Timothy James Moore waren ihr Name und Geburtsdatum bereits eingemeißelt. Bald schon würde
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