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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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freute sich, daß von den Gästen erwartet wurde, sich für das Abendessen umzuziehen, so als speise man in einem Country Club. Greta war von einer strengen Großmutter aufgezogen worden, die mit einem einzigen Blick das unglückliche Individuum vernichten konnte, das unangemessen gewandet war.
    Wer immer unter den Hausbewohnern nicht geneigt war, sich entsprechend zu kleiden, würde seine Mahlzeit in seinen Räumen serviert bekommen.
    Es gab auch eine besondere Abteilung für langfristige Pflege, falls diese erforderlich sein sollte.
Der Beitrag für die Aufnahme war natürlich saftig. Er begann bei zweihunderttausend Dollar für ein großes Privatzimmer mit Bad und kletterte bis auf fünfhunderttausend für eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern, deren es vier im Hause gab. Und während der Bewohner volle und exklusive Nutzung des jeweiligen Apartments zu Lebzeiten erhielt, fiel das Besitzrecht zum Zeitpunkt des Todes wieder an das Seniorenheim zurück, das dann die Räume dem nächsten Bewerber zum Kauf anbot. Darüber hinaus mußten die Gäste eine Betriebsgebühr von zweitausend Dollar pro Monat zahlen, die natürlich teilweise durch Rentenzahlungen gedeckt war.
Die Gäste wurden gebeten, ihre Räume selbst mit Möbeln zu bestücken, allerdings nur mit dem Einverständnis der Heimleitung, was die Auswahl dieser Gegenstände betraf. Die Modellräume und -wohnungen waren äußerst behaglich und von untadeligem Geschmack.
Da sie damals erst seit kurzem verwitwet war und sich allein nicht sicher fühlte, hatte Greta ihr Haus in Ochre Point gern verkauft, war ins Latham Manor gezogen und fand seither, daß sie eine gute Entscheidung getroffen hatte. Als eine aus dem Kreis der ersten Bewohner hatte sie ein besonders schönes Ein-Zimmer-Apartment. Geräumig, mit einer separaten Wohnbereichsnische, bot es all ihren liebsten Einrichtungsgegenständen Platz. Und am allerbesten war, daß sie, sobald sie die Tür hinter sich schloß, dies mit dem sicheren Gefühl tun konnte, nachts nicht allein zu sein. Es war stets ein Wachmann in der Anlage, eine Schwester im Dienst und eine Klingel zur Hand, mit der sie im Notfall Hilfe herbeirufen konnte.
Greta hatte Freude an der Gesellschaft der meisten der übrigen Bewohner und vermied problemlos die anderen, die ihr auf die Nerven gingen. Sie hielt auch ihre langjährige Freundschaft mit Nuala Moore aufrecht; sie gingen häufig miteinander zum Mittagessen aus, und auf Gretas Aufforderung hin erklärte sich Nuala bereit, zweimal die Woche in dem Seniorenheim Kunstunterricht zu geben.
Nach Timothy Moores Tod hatte Greta einen Feldzug begonnen, um Nuala dazu zu bewegen, ebenfalls ins Heim zu ziehen. Als Nuala sich mit den Worten dagegen sträubte, sie komme ganz gut allein zurecht, und im übrigen könne sie nicht ohne ihr Atelier leben, bedrängte Greta sie, sich doch wenigstens auf die Warteliste setzen zu lassen, damit sie in der Lage wäre, ihre Meinung zu ändern, falls eines Tages eine der größeren Wohneinheiten zur Verfügung stand. Nuala hatte schließlich zugestimmt, wobei sie einräumte, ihr Anwalt habe sie zu genau demselben Schritt ermutigt.
Nun aber würde es nie mehr dazu kommen, dachte Greta traurig, während sie in ihrem bequemen Sessel saß, das Tablett mit dem praktisch unberührten Abendessen noch vor sich.
Es regte sie noch immer auf, daß sie bei Nualas Beerdigung früher am Tag diesen Schwächeanfall erlitten hatte. Noch heute morgen hatte sie sich völlig wohlauf gefühlt. Vielleicht wäre es ja nicht dazu gekommen, wenn sie sich genug Zeit für ein anständiges Frühstück genommen hätte, überlegte sie.
Sie durfte es sich einfach nicht erlauben, krank zu werden. Besonders jetzt wollte sie so aktiv wie möglich bleiben. Beschäftigt zu sein war die einzige Methode, sich durch Trauer durchzuarbeiten; das hatte ihr das Leben beigebracht. Sie wußte auch, daß es nicht einfach sein würde, denn sie würde Nualas fröhliche Gegenwart sehr vermissen.
Es war tröstlich zu wissen, daß Nualas Stieftochter Maggie Holloway sie bald besuchen würde. Gestern hatte Maggie sich ihr im Bestattungsinstitut vorgestellt und gesagt:
»Mrs. Shipley, ich hoffe, Sie erlauben mir, Sie an einem der nächsten Tage aufzusuchen. Ich weiß, Sie waren Nualas engste Freundin. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch meine Freundin werden.«
Jemand klopfte an die Tür.
Greta fand es angenehm, daß die Angestellten dazu angehalten wurden, das Zimmer eines der Gäste nur auf Anforderung hin zu

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