Mondlicht steht dir gut
öffnete.
Was der wohl will? fragte sie sich. Er war gepflegt gekleidet, sah auf eine Yuppie-Weise gut aus, so daß sie kein Gefühl der Unsicherheit überkam. Trotzdem störte sie seine aggressive Anwesenheit.
»Miss Holloway«, sagte er, »ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt. Ich bin Douglas Hansen. Ich hatte versucht Sie zu erreichen, aber ihre Telefonnummer steht nicht im Telefonbuch. Da ich heute sowieso einen Termin in Newport hatte, dachte ich mir also, ich schau eben vorbei und hinterlasse Ihnen eine Nachricht. Sie steckt an der Tür.«
Er griff in seine Brusttasche und reichte ihr seine Visitenkarte: Douglas Hansen, Finanzberater. Die Adresse war in Providence.
»Einer meiner Kunden hat mir von Mrs. Moores Ableben erzählt. Ich habe sie nicht richtig gekannt, bin ihr aber bei verschiedenen Anlässen begegnet. Ich wollte Ihnen mein Mitgefühl aussprechen, Sie aber auch fragen, ob Sie sich mit der Absicht tragen, dieses Haus zu verkaufen.«
»Danke, Mr. Hansen, aber ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte Maggie ruhig.
»Der Grund, weshalb ich mit Ihnen persönlich sprechen wollte, ist der, daß ich – bevor Sie einem Makler den Auftrag geben, falls Sie sich in der Tat zu dem Verkauf entschließen –, daß ich also eine Kundin an der Hand habe, die an dem Erwerb über mich interessiert wäre. Ihre Tochter will sich scheiden lassen und möchte etwas haben, wohin sie ziehen kann, bevor sie ihren Mann mit dem Entschluß konfrontiert. Ich weiß, daß man hier noch eine Menge Arbeit reinstecken muß, aber die Mutter kann sich das leisten. Ihr Name dürfte Ihnen bekannt sein.«
»Wahrscheinlich nicht. Ich kenne nicht viele Leute in Newport«, erwiderte Maggie.
»Dann sagen wir mal, daß viele Leute den Namen kennen würden. Deshalb hat man mich gebeten, als Vermittler zu fungieren. Diskretion ist sehr wichtig.«
»Woher wissen Sie denn überhaupt, daß mir das Haus gehört und ich es verkaufen kann?« fragte Maggie.
Hansen lächelte. »Miss Holloway, Newport ist eine kleine Stadt. Mrs. Moore hatte viele Freunde. Einige von ihnen sind meine Kunden.«
Er rechnet offenbar damit, daß ich ihn hereinbitte, so daß wir diese ganze Sache besprechen können, dachte Maggie, aber das werde ich nicht tun. Statt dessen erklärte sie, ohne sich weiter festzulegen: »Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, habe ich noch keine Entscheidung gefällt. Aber danke für Ihr Interesse. Ich habe ja Ihre Karte.« Sie drehte sich um und begann auf das Haus zuzugehen.
»Lassen Sie mich noch hinzufügen, daß meine Kundin sich bereit erklärt hat, zweihundertfünfzigtausend Dollar zu zahlen. Ich glaube, dieser Betrag ist bedeutend höher als das Angebot, das Mrs. Moore akzeptieren wollte.«
»Sie scheinen ja eine Menge zu wissen, Mr. Hansen«, stellte Maggie fest. »Newport muß eine sehr kleine Stadt sein. Nochmals vielen Dank. Ich werde mich melden, falls ich mich zum Verkauf entschließe.« Wiederum wandte sie sich dem Haus zu.
»Nur noch eine Sache, Miss Holloway. Ich muß Sie bitten, niemandem gegenüber etwas von diesem Angebot zu erwähnen. Zu viele Leute würden erraten, um wen es sich bei meiner Kundin handelt, und es könnte zu einem echten Problem für ihre Tochter werden.«
»Keine Sorge. Ich habe nicht die Angewohnheit, meine geschäftlichen Angelegenheiten mit irgend jemandem zu besprechen. Leben Sie wohl, Mr. Hansen.« Diesmal ging sie entschlossen auf das Haus zu. Aber offenbar hatte er die Absicht, sie aufzuhalten. »Das ist ja ein ziemlich dicker Stapel Fotos«, erklärte er und zeigte dabei auf das Päckchen unter ihrem Arm, während sie sich erneut umdrehte. »Wie ich höre, sind Sie Fotografin. Diese Gegend hier muß das reinste Wunderland für Sie sein.«
Dieses Mal antwortete Maggie nicht, sondern wandte sich mit einem abschließenden Nicken entschieden um und überquerte die Veranda zur Haustür.
Die Notiz, die Hansen erwähnt hatte, war neben dem Türgriff hineingeklemmt worden. Maggie nahm sie an sich, ohne sie zu lesen, bevor sie den Schlüssel ins Schloß steckte. Als sie dann zum Wohnzimmerfenster hinausschaute, sah sie Douglas Hansen wegfahren. Mit einemmal kam sie sich schrecklich töricht vor.
Fange ich allmählich an, vor meinem eigenen Schatten zu erschrecken? fragte sie sich. Dieser Mann da muß mich ja für eine Idiotin gehalten haben, wie ich hier hineingehuscht bin. Und definitiv kann ich sein Angebot nicht ignorieren. Wenn ich mich tatsächlich dazu entschließe, zu verkaufen, dann sind das
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