Mondlicht steht dir gut
würdest. Sie heißt Laura Arlington. Vielleicht kannst du dir ihr übriges Portefeuille zusammen mit ihr ansehen und überlegen, was sie unternehmen kann, um ihr verbliebenes Einkommen aufzubessern. Ich hab ihr von dir erzählt, und sie hat gesagt, daß sie gerne mit dir reden würde.«
»Mach ich gern, Dad. Ich hoffe bloß, daß es nicht schon zu spät ist.«
Um halb sieben saßen sie, nachdem sie sich zum Essen umgezogen hatten, hinten auf der überdachten Veranda, tranken Cocktails und blickten auf die Narragansett Bay hinaus.
»Du siehst großartig aus, Mom«, sagte Neil liebevoll. »Deine Mutter war schon immer eine hübsche Frau, und
all die Liebe und Zärtlichkeit, die sie in den letzten dreiundvierzig Jahren von mir erhalten hat, hat ihre Schönheit nur noch erhöht«, sagte sein Vater. Als er ihre amüsierten Gesichter wahrnahm, fragte er: »Worüber lächelt ihr beiden denn?«
»Du weißt sehr wohl, daß ich dich genauso von oben bis unten bedient hab«, erwiderte Dolores Stephens.
»Neil, gehst du eigentlich noch mit diesem Mädchen aus, das du im August mit hergebracht hast?« fragte sein Vater.
»Wer war das denn?« überlegte Neil kurz. »Ach so, Gina. Nein, um ehrlich zu sein, nicht.« Es schien der richtige Zeitpunkt zu sein, um sich nach Maggie zu erkundigen. »Da gibt es eine Frau, mit der ich mich öfter treffe und die gerade in Newport ein paar Wochen bei ihrer Stiefmutter zu Besuch ist. Sie heißt Maggie Holloway; dummerweise ist sie von New York weggefahren, bevor ich mir ihre Telefonnummer hier besorgt habe.«
»Wie heißt denn die Stiefmutter?« fragte seine Mutter. »Ich weiß ihren Nachnamen nicht, aber ihr Vorname ist ungewöhnlich. Finnuala. Ich glaube, er ist keltisch.«
»Kommt mir bekannt vor«, sagt Dolores Stephens langsam, während sie sich zu erinnern versuchte. »Dir auch, Robert?«
»Ich glaube nicht. Nein, der Name ist mir neu«, sagte er. »Ist doch wirklich komisch. Ich hab das Gefühl, als hätte ich den Namen erst vor kurzem gehört«, sagte Dolores nachdenklich. »Ach, was soll’s, vielleicht fällt’s mir ja wieder ein.«
Das Telefon läutete. Dolores erhob sich, um an den Apparat zu gehen.
»Jetzt aber keine langen Gespräche«, rief Robert Stephens seiner Frau ins Gedächtnis. »Wir müssen in zehn Minuten los.«
Der Anruf galt jedoch ihm. »Laura Arlington ist dran«, erklärte Dolores Stephens, während sie ihrem Mann das drahtlose Telefon reichte. »Sie klingt furchtbar aufgeregt.«
Robert Stephens hörte eine Minute lang zu, bevor er mit tröstlicher Stimme das Wort ergriff: »Laura, Sie machen sich noch ganz krank wegen dieser Sache. Mein Sohn Neil ist zu Besuch. Ich hab ihm von Ihnen erzählt, und morgen vormittag geht er alles mit Ihnen durch. Jetzt versprechen Sie mir, daß Sie sich wieder beruhigen.«
35
Earl Batemans letzte Vorlesung vor dem Wochenende hatte um ein Uhr mittags stattgefunden. Er war noch mehrere Stunden in seiner Wohnung auf dem Unigelände geblieben und hatte Seminararbeiten korrigiert. Gerade als er dann nach Newport aufbrechen wollte, klingelte das Telefon.
Es war sein Cousin Liam, der von Boston aus anrief. Er war überrascht, von Liam zu hören. Sie hatten noch nie viel gemeinsam gehabt. Worum geht es da bloß? fragte er sich.
Er reagierte auf Liams angestrengte Versuche, eine allgemeine Unterhaltung in Gang zu bringen, mit einsilbigen Antworten. Es lag ihm schon auf der Zunge, Liam von der Fernsehserie zu erzählen, aber er wußte, daß es doch nur zu einem weiteren Familienulk werden würde. Vielleicht sollte er Liam einladen, zu einem Drink rüberzukommen, und den letzten Dreitausend-DollarScheck von der Vortragsagentur dort liegenlassen, wo er Liams Blick nicht entgehen konnte. Gute Idee, fand er.
Doch dann merkte er, wie er anfing wütend zu werden, als Liam nach und nach zu dem Anlaß seines Anrufs kam, wobei es im wesentlichen darum ging, Earl solle doch, falls er übers Wochenende nach Newport fuhr, Maggie Holloway nicht einfach unangemeldet überfallen. Sein Besuch neulich bei ihr hätte sie aufgeregt.
»Wieso?« platzte Earl heraus, der immer ärgerlicher wurde.
»Schau mal, Earl, du denkst immer, du könntest die Leute analysieren. Also, ich kenne Maggie jetzt seit einem Jahr. Sie ist ein phantastisches Mädchen – ehrlich gesagt, hoffe ich, daß ich ihr bald klarmachen kann, was sie tatsächlich für mich bedeutet. Aber ich kann dir versichern, sie gehört nicht zu den Leuten, die sich an der Schulter von
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