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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ich wirklich noch was Schlaf abkriegen.«
»O Liebling, tut mir so leid. Ich weiß, wie müde du bist, und wie anstrengend dieser Tag war.« Odile legte die Bürste nieder und zog ihren Morgenrock aus.
Ganz die Reklameschönheit, dachte William Lane, während er die Vorbereitungen seiner Frau für die Nachtruhe verfolgte. In achtzehn Jahren Ehe hatte er sie kein einziges Mal ein Nachthemd tragen sehen, das nicht über und über mit Rüschen besetzt war. Früher einmal hatte sie ihn bezaubert. Jetzt allerdings nicht mehr – schon seit Jahren.
Sie kroch ins Bett, und endlich ging das Licht aus. Nun jedoch war William Lane nicht mehr schläfrig. Wie üblich hatte Odile es geschafft, etwas zu sagen, was an ihm nagen würde.
Diese junge Amtsärztin war von einem anderen Schlag als der gute, alte Dr. Johnson. Er hatte Totenscheine immer mit einem lässigen Schnörkel seines Füllfederhalters abgesegnet. Nimm dich in acht, schärfte sich Lane ein. In Zukunft mußt du dich unbedingt besser in acht nehmen.

FREITAG, 4. OKTOBER

39
    Als Maggie am Freitag morgen zum erstenmal aufwachte, schaute sie blinzelnd auf die Uhr und sah, daß es erst sechs war. Sie wußte, daß sie vermutlich genug Schlaf gehabt hatte, aber ihr war einfach noch nicht danach, aufzustehen, und so schloß sie wieder die Augen. Ungefähr eine halbe Stunde später versank sie in einen unruhigen Schlaf, in dem schemenhafte, bedrückende Träume kamen und gingen, bis sie vollkommen verschwanden, als Maggie um halb acht erneut erwachte.
    Sie stand mit einem Gefühl der Benommenheit und sich abzeichnender Kopfschmerzen auf und beschloß, daß ihr vermutlich ein zügiger Spaziergang nach dem Frühstück den Ocean Drive entlang zu einem klaren Kopf verhelfen würde. Den brauche ich auch, dachte sie, zumal ich heute morgen wieder zu den Friedhöfen gehen muß.
    Und morgen bist du dann zur Beerdigung von Mrs. Shipley auf dem Trinity-Friedhof, erinnerte sie eine innere Stimme. Zum erstenmal machte sich Maggie klar, daß Mrs. Bainbridge gesagt hatte, Greta Shipley werde dort beerdigt. Nicht, daß dies wirklich eine Rolle spielte. Sie wäre heute ohnehin zu beiden Friedhöfen gegangen. Nachdem sie am Vorabend soviel Zeit damit verbracht hatte, diese Fotografien unter die Lupe zu nehmen, drängte es sie, festzustellen, was eigentlich das sonderbare Glänzen verursachte, das sie auf Nualas Grab entdeckt hatte.
    Sie duschte sich, zog Jeans und einen Pullover an und trank schnell noch etwas Saft und Kaffee, bevor sie aus dem Haus ging. Maggie war sofort froh über ihren Entschluß, den Spaziergang zu machen. Der Frühherbsttag war prachtvoll. Die Sonne strahlte hell, während sie am Himmel emporstieg, obwohl eine kühle Brise vom Meer landeinwärts blies, so daß Maggie dankbar war, daß sie nach ihrer Jacke gegriffen hatte. Dann war da dieses herrliche Geräusch der ans Ufer schlagenden Wellen, und auch dieser einzigartige, wunderbare Geruch von Salz und Meerestieren, der die Luft erfüllte.
    Ich könnte mich in diesen Ort verlieben, dachte sie. Nuala hat hier immer ihren Sommer verbracht, als sie noch ein Mädchen war. Wie muß sie das vermißt haben, als sie von hier wegzog.
    Nach anderthalb Kilometern kehrte Maggie um und nahm denselben Weg zurück. Als sie aufblickte, bemerkte sie, daß nur ein Teil des zweiten Stocks von Nualas Haus – meinem Haus, dachte sie – von der Straße aus zu sehen war. Da sind zu viele Bäume drumherum, sagte sie sich. Die sollte man fällen oder wenigstens beschneiden. Und ich frage mich, warum der Teil des Grundstücks am Ende, wo man einen umwerfenden Blick aufs Meer geboten bekäme, nie bebaut worden ist. Gab es da vielleicht einschränkende Baubestimmungen?
    Die Frage ließ sie nicht mehr los, während sie ihren Spaziergang beendete. Ich sollte mir diese Sache wirklich genauer ansehen, dachte sie. Nach dem, was Nuala mir erzählt hat, hat Tim Moore dieses Grundstück vor mindestens fünfzig Jahren erworben. Gab es seither denn gar keine Änderungen bei den Baugenehmigungen? überlegte sie.
    Wieder im Haus, nahm sie sich gerade genug Zeit, rasch eine weitere Tasse Kaffee zu trinken, bevor sie pünktlich um neun losfuhr. Sie wollte die Besuche auf den Friedhöfen hinter sich bringen.

40
    Um Viertel nach neun parkte Neil Stephens seinen Wagen vor dem Briefkasten, auf den der Name MOORE gemalt war. Er stieg aus, schritt den Fußpfad entlang und auf die Veranda unter dem Vordach und klingelte an der Haustür. Niemand machte die Tür

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