Mondlicht steht dir gut
aus.
Erregt unterbrach ihn seine Mutter. »Das war’s, wo ich den Namen gelesen habe. Es stand in der Zeitung. Finnuala. Neil, sie war die Frau, die ermordet worden
ist!«
Als sie wieder zu Hause waren, zeigte Robert Stephens Neil die ordentlich gebündelten Zeitungen in der Garage, wo sie zum Recycling bereitlagen. »Es stand in der Zeitung vom Samstag, dem achtundzwanzigsten«, informierte ihn sein Vater. »Ich bin mir sicher, in dem Stapel muß sie sein.«
»Der Name ist mir deshalb nicht gleich wieder eingefallen, weil sie in dem Artikel Nuala Moore genannt wurde«, sagte seine Mutter. »Erst irgendwo am Ende des Artikels haben sie dann ihren kompletten Vornamen erwähnt.«
Mit wachsendem Entsetzen las Neil zwei Minuten später den Bericht über Nuala Moores Tod. Während des Lesens sah er dauernd Maggies glückliche Augen vor sich, wie sie ihm von der Wiederentdeckung ihrer Stiefmutter und von ihren Plänen für einen Besuch bei ihr erzählt hatte.
»Sie hat mir die fünf glücklichsten Jahre meiner Kindheit geschenkt«, hatte sie gesagt. Maggie, Maggie, dachte Neil. Wo war sie jetzt nur? War sie nach New York zurückgefahren? Er rief rasch in ihrer Wohnung an, doch ihre Telefonansage war unverändert – sie sei bis zum Dreizehnten außer Haus.
Die Adresse von Nuala Moores Haus stand zwar in dem Zeitungsartikel über den Mord, doch als er die Auskunft anrief, wurde ihm mitgeteilt, das Telefon habe eine Geheimnummer.
»Verdammt!« rief er aus, als er den Hörer auf die Gabel zurückknallte.
»Neil«, sagte seine Mutter beschwichtigend. »Es ist Viertel vor elf. Wenn diese junge Frau noch in Newport ist, ob nun in dem Haus dort oder sonstwo, ist es jedenfalls nicht die Zeit, um nach ihr zu suchen. Fahr doch morgen früh dorthin, und wenn du sie dort nicht antriffst, dann versuch es auf dem Polizeirevier. Es findet eine Morduntersuchung statt, und da sie die Tote entdeckt hat, weiß die Polizei bestimmt, wo sie zu erreichen ist.«
»Hör auf deine Mutter, mein Sohn«, sagte sein Vater. »Du hast einen langen Tag gehabt, und ich schlage vor, daß du für heute Schluß machst.«
»Ja, wahrscheinlich. Ich danke euch beiden.« Neil gab seiner Mutter einen Kuß, berührte seinen Vater am Arm und ging niedergeschlagen in den Korridor, der zu den Schlafzimmern führte.
Dolores Stephens wartete ab, bis ihr Sohn außer Hörweite war, und sagte dann leise zu ihrem Mann: »Ich hab so ein Gefühl, daß Neil endlich eine junge Frau getroffen hat, die ihm wirklich was bedeutet.«
37
Selbst eine minutiöse Untersuchung jeder einzelnen Vergrößerung ließ Maggie nichts auf diesen Gräbern erkennen, was ihr Unterbewußtsein so nachhaltig hätte beunruhigen können.
Sie sahen alle gleich aus, zeigten dieselben Dinge: Grabsteine mit einem unterschiedlichen Maß an Bepflanzung um sie herum; Gras, das für diesen Frühherbst noch von einem samtenen Grün war, abgesehen von Nualas Grab, auf dem die Grassoden teilweise zusammengeflickt wirkten.
Soden. Aus irgendeinem Grund ließ dieser Begriff etwas in ihr anklingen. Mrs. Rhinelanders Grab mußte doch auch noch mit frischen Grassoden bestückt sein. Sie war nur zwei Wochen früher gestorben.
Erneut musterte Maggie alle Aufnahmen von Constance Rhinelanders Grab, und zwar mittels einer Lupe, mit der sie nun Zentimeter für Zentimeter erforschte. Das einzige, was ihr auffiel, war ein kleines Loch, das zwischen den Pflanzen um den Grabstein herum zu sehen war. Es sah so aus, als hätte jemand vielleicht einen Stein oder etwas Ähnliches von dort entfernt. Wer immer das getan hatte, hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Erde wieder zu glattzustreichen.
Sie schaute sich nun wieder die besten Nahaufnahmen an, die sie von dem Grabstein auf Nualas Grab hatte. Die Grassoden dort waren glatt bis hin zu der Stelle, wo die Bepflanzung begann, doch auf einem der Bilder glaubte sie direkt hinter den Blumen, die Greta Shipley am Tag zuvor niedergelegt hatte, etwas zu sehen – einen Stein? War das, was auch immer es war, einfach deshalb dort, weil man nach der Beisetzung die Erde nur nachlässig gesiebt hatte, oder war das möglicherweise eine Art Friedhofsmarkierung? Da glänzte etwas merkwürdig …
Sie studierte die Aufnahmen der übrigen vier Gräber, konnte aber auf keinem davon etwas entdecken, was ihre Aufmerksamkeit hätte erregen können.
Schließlich legte sie die Abzüge auf einer Ecke des langen Arbeitstisches ab und griff nach einem
Modelliergestell und dem Gefäß
Weitere Kostenlose Bücher