Mondlicht steht dir gut
übrigen. Außerdem hatte es auch den Anschein, daß aus dem Erdboden bei Mrs. Rhinelanders Grab eine Glocke entfernt worden war. Das bedeutete also, daß man nur einer der Freundinnen von Greta Shipley nicht diesen sonderbaren Tribut gezollt hatte – falls es sich tatsächlich um so etwas handelte.
Als sie den Kaffee austrank und mit einem Kopfschütteln das Angebot der Serviererin ablehnte, ihr nachzuschenken, fiel Maggie blitzartig ein Name ein: Mrs. Bainbridge!
Wie Greta Shipley wohnte sie schon im Latham Manor, seit es eröffnet worden war. Auch sie mußte all diese Frauen gekannt haben, wurde Maggie klar.
Wieder in ihrem Wagen angelangt, rief Maggie mit ihrem Mobiltelefon Letitia Bainbridge an. Sie war in ihrer Wohnung.
»Kommen Sie doch gleich rüber«, sagte sie zu Maggie. »Ich würde Sie liebend gern sehen. Heute morgen ist mir ein bißchen trübselig zumute.«
»Bin schon unterwegs«, antwortete Maggie.
Nachdem sie das Handy wieder in seine Halterung eingehängt hatte, griff sie unter den Sitz nach der Glocke, die sie von Nualas Grab mitgenommen hatte. Dann steckte sie sie in ihre Umhängetasche.
Sie erschauerte unwillkürlich, während sie losfuhr. Das Metall hatte sich kalt und unangenehm feucht angefühlt.
42
Es war eine der längsten Wochen in Malcolm Nortons Leben gewesen. Der Schock, daß Nuala Moore den Verkauf ihres Hauses storniert hatte, hatte ihn, zusammen mit Barbaras Ankündigung, sie werde für längere Zeit zu ihrer Tochter nach Vail gehen, in einen Zustand der Benommenheit und Angst versetzt.
Er mußte einfach dieses Haus in seine Finger bekommen! Daß er Janice von der bevorstehenden Änderung der Verordnung zum Schutz von Feuchtgebieten erzählt hatte, war ein schrecklicher Fehler gewesen. Er hätte es darauf ankommen lassen und ihren Namen auf den Hypothekenpapieren fälschen sollen. So verzweifelt war er.
Und das war auch der Grund, weshalb Malcolm spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach, als Barbara den Anruf von Polizeichef Brower an diesem Freitag morgen durchstellte.
Er brauchte einen Moment, bis er sich soweit gefaßt hatte, daß er sicher sein konnte, gutgelaunt zu klingen.
»Guten Morgen, Chief. Wie geht’s Ihnen?« sagte er und versuchte, ein Lächeln in seine Stimme zu legen.
Chet Brower war unverkennbar nicht zu müßigem Plaudern aufgelegt. »Mir geht’s gut. Ich würde heute gern vorbeischauen und ein paar Minuten mit Ihnen reden.«
Worüber nur? dachte Malcolm in einem Anflug von Panik, erwiderte dann aber mit herzlicher Stimme: »Das wäre prima, aber ich warne Sie, ich habe mir bereits Karten für den Polizeiball besorgt.« Selbst in seinen eigenen Ohren klang sein Versuch, witzig zu sein, falsch.
»Wann haben Sie Zeit?« fragte Brower barsch.
Norton hatte nicht die Absicht, Brower wissen zu lassen, wieviel Zeit er tatsächlich hatte. »Ich hatte um elf einen Vetragsabschluß, der auf ein Uhr verschoben worden ist, also bin ich bis dahin frei.«
»Dann sehe ich Sie um elf.«
Nachdem er das abschließende Klicken in der Leitung gehört hatte, starrte Malcolm noch geraume Zeit nervös den Hörer an, den er in der Hand hielt. Schließlich legte er ihn zurück.
Es klopfte sanft an die Tür, und Barbara steckte ihren Kopf in das Büro herein. »Malcolm, ist irgendwas nicht in Ordnung?«
»Was soll schon nicht in Ordnung sein? Er will bloß mit mir reden. Ich kann mir nur vorstellen, daß es was mit dem zu tun hat, was am letzten Freitag passiert ist.«
»Ach, natürlich. Der Mord. Die übliche Vorgehensweise ist, daß die Polizei immer wieder enge Freunde befragt, ob sie sich nicht doch an irgend etwas erinnern können, was zu dem Zeitpunkt noch keine Bedeutung zu haben schien. Und natürlich seid ihr, du und Janice, schließlich zu dem Abendessen bei Mrs. Moore gegangen.«
Du und Janice. Malcolm runzelte die Stirn. Sollte ihn diese Anspielung etwa daran erinnern, daß er noch immer keine juristischen Schritte eingeleitet hatte, um sich offiziell von Janice zu trennen? Nein, im Gegensatz zu seiner Frau spielte Barbara nicht mit Worten, die lauter versteckte Hinweise enthielten. Ihr Schwiegersohn war ein stellvertretender Bezirksanwalt in New York; sie hatte ihn vermutlich von solchen Fällen reden hören, überlegte sich Malcolm. Und dann wimmelte es natürlich auch im Fernsehen und in Filmen von Einzelheiten aus der Polizeipraxis.
Sie begann die Tür wieder zu schließen. »Barbara«, sagte er flehentlich, »gib mir nur noch ein kleines bißchen Zeit. Verlaß
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