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Mondmädchen

Mondmädchen

Titel: Mondmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Statthalter von Numidien zu kämpfen, aber Caesar wollte stattdessen diesen Kompromiss. Ich habe mich bereit erklärt, nach Mauretanien zu gehen, unter einer Bedingung.«
    »Und die war?«
    »Dass er dich und Alexandros mir übergibt.«
    Der Raum kippte und schwankte um mich herum. Ich streckte die Hand nach einem geschwungenen Stuhl aus Ebenholz aus, um mich festzuhalten. Alexandros. Wie sehr er sich gefreut hätte, Juba wiederzusehen! Zu wissen, dass wir nicht nur Rom und dem Schatten von Octavians Hass entkommen waren, sondern bei jemandem leben würden, der sich immer schon um uns gekümmert hatte.
    Voll Schmerz schloss ich einen Moment lang die Augen und dachte daran, wie Alexandros gescherzt hatte, dass er sich beim Verlassen von Rom fühlte wie Persephone, als sie dem Hades entstieg. Er hatte recht gehabt. Aber ich fühlte mich jetzt eher wie Orpheus, der zu früh zurückgeblickt und Eurydike verloren hatte.
    »Es tut mir so leid wegen Alexandros«, sagte Juba. »Er wird mir sehr fehlen.«
    Schweigen breitete sich aus.
    »Bist … bist du auch traurig, dass du Marcellus verloren hast?«, fragte er leise.
    Fast hätte ich gelacht. Ich hatte seit unserer Abreise in Rom überhaupt nicht mehr an ihn gedacht. Ich schüttelte den Kopf.
    »Du siehst doch ein, dass Caesar einer Verbindung mit Marcellus niemals zugestimmt hätte, oder?«
    Ich nickte und schämte mich für meine fehlgeleiteten Verführungsversuche. »Aber ich begreife noch immer nicht, warum er deiner Bedingung zugestimmt hat«, sagte ich. »Er hasst mich.«
    »Ja, aber gleichzeitig kann er nicht umhin, deine Entschlossenheit und deinen Herrschaftswillen anzuerkennen. Zumindest hat Livia das immer getan. Und seine Zustimmung lässt ihn gut dastehen, da er dich ohne einen Skandal loswerden und damit gleichzeitig die Bevölkerung seiner östlichen Besitztümer zufriedenstellen kann. Man wird sich freuen zu hören, dass eine Prinzessin von Ägypten in Afrika herrscht. Es war ein guter – nein sogar ein genialer – politischer Schachzug.«
    Ich starrte Juba an. Konnte all das wirklich wahr sein?
    Er musterte mich kritisch und verzog ein wenig enttäuscht das Gesicht. »Hast du eigentlich mein Geschenk bekommen?«, fragte er. Plötzlich wirkte er schüchtern, zurückhaltend.
    Ich nickte. »Danke«, sagte ich und fürchtete, dass das zu steif klang. Ich versuchte zu lächeln. »Ich hätte von dir allerdings eher griechische Gedichte erwartet, keine lateinischen.«
    »Dann hast du es also nicht gemerkt?«
    »Was denn gemerkt?«
    »Das ist genau die Schriftrolle, die du damals unter dem Zitronenbaum liegen gelassen hast, als du davongelaufen bist …«
    Hitze stieg mir ins Gesicht. Hatte ich damals Catull gelesen? »Genau die Rolle? Und du hast sie all die Jahre aufbewahrt?«
    Er nickte und zuckte leicht die Achseln, als wäre es ihm ein wenig peinlich.
    Mir schnürte sich der Hals zusammen bei der Erinnerung, wie sehr ich ihn auch damals schon geliebt hatte, als Kind. »Damals hast du mich abgewiesen!«, scherzte ich, während ich mich bemühte, meine Gefühle in den Griff zu bekommen. »Du hast gesagt, ich wäre wie eine Schmeißfliege!«
    »Du warst kaum dreizehn! Du hast mich überrascht. Und das mit der Schmeißfliege war als Kompliment gemeint – eine Schmeißfliege, die mich dazu gebracht hat, über mich selbst hinauszuwachsen. Ohne dich würde ich mich noch immer in Rom hinter Stapeln von Schriftrollen verstecken.«
    Ich staunte über die geheimnisvollen Wege des Schicksals und der Götter. Wie nahe war ich daran gewesen, meiner Mutter in den Tod zu folgen und damit diesen Augenblick, dieses Leben zu versäumen.
    »Und nun«, sagte er und trat näher zu mir. »Willst du meine Königin sein?«
    Nach römischem Gesetz – und da dies nun ein römisches Vasallenkönigreich war – hatte ich keine Wahl, keinen Einfluss. Wenn das Familienoberhaupt mir befahl, Juba zu heiraten, dann musste ich das tun, ganz gleich, was ich fühlte oder wollte.
    Aber Juba wollte eine Entscheidung von mir. Ich sollte mein Schicksal selbst entscheiden, genau wie die Göttin mich gedrängt hatte, mich für das Leben zu entscheiden, mich meinem Leben zu stellen – meinem Leben mit ihm. Wieder dachte ich an den freundlichen alten Rabbi in Alexandria und an sein Prinzip des freien Willens.
    Für einen Augenblick konnte ich nicht sprechen. Und so nickte ich nur.
    Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Wie in alten Zeiten verspürte ich ein Flattern im Bauch beim

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