Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
Vom Netzwerk:
kämpfen um Anerkennung und Gleichberechtigung. Es gibt alles Mögliche. Die Wahrheit ist nicht einfach. Wann ist sie das schon?“
    „Manchmal hörst du dich tatsächlich an, als wärst du über hundert. Dann bist du so weise.“
    „Ist das schlimm?“
    „Nein, gar nicht. Ich mag das. Es fühlt sich … beruhigend an.“
    Lisandra bekam schon wieder eine Hitzewallung. Dieses Gespräch wurde immer persönlicher. Sie redete doch tatsächlich darüber, was sie an Haul mochte !
    „Wir sollten endlich nach dem silbernen Raben suchen“, sagte sie schnell. „Sonst wird es dunkel und wir haben unsere Zeit mit Gerede verschwendet. Wie viele Stunden haben wir noch?“
    „Bis Sonnenuntergang? Etwas mehr als sieben Stunden.“
    „Gut. Das ist ja noch eine Weile.“
     
    Sie setzten ihren Weg schweigend fort, um sich auf ihre größten Schwächen zu konzentrieren oder es wenigstens zu versuchen. Als sie den Waldrand erreichten und auf den Weg nach Gürkel stießen, mussten sie sich entscheiden. Wollten sie weiterlaufen nach Gürkel? Oder zum See, auf dem man jetzt nicht mal mehr Schlittschuh laufen konnte, weil er hoffnungslos zugeschneit war? Sie konnten auch zurück nach Sumpfloch gehen.
    „Er hat nichts darüber gesagt, dass wir frieren müssen“, sagte Lisandra. „Warum sollten wir nicht in der Festung nach unserer größten Schwäche suchen?“
    „Bis jetzt ist das der gemütlichste Tag unserer Ausbildung. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen.“
    „Du meinst, noch mehr Gemütlichkeit können wir uns nicht leisten?“
    „Na ja, es sind nicht die gemütlichen Wege, die bei Yu Kon ans Ziel führen.“
    „Was schlägst du vor? Sollen wir uns mit glühenden Kohlen bewerfen und gegenseitig aufspießen? Wäre das hilfreich?“
    Haul schüttelte lachend den Kopf.
    „Du hast gewonnen, Lockenköpfchen. Wärmen wir uns ein bisschen auf und überlegen dann, was wir als Nächstes versuchen.“
    Sie bogen ab in Richtung Sumpfloch und spazierten an diesem stillen Tag, an dem sie eigentlich den silbernen Raben hatten finden wollten, nebeneinander her, als wären sie ganz normale Schüler auf dem Heimweg von Gürkel.
    „Ich weiß, dass du frierst und blutest und blaue Flecken bekommst – heißt das, man kann dich auch mit einer Waffe töten?“
    „Es ist schwierig, mich mit einer Waffe zu töten“, antwortete Haul. „Aber man könnte es, wenn man es geschickt anstellt. Mein Zusammenhang ist ein bisschen anders beschaffen als deiner. Da ich auf Erinnerungen beruhe, kann ich mich selbst besser schützen und heilen.“
    „Hm. Ich glaube, dass musst du mir irgendwann mal genauer erklären.“
    „Wenn es dich interessiert?“
    Doch, es interessierte Lisandra. Je mehr sie von Haul erfuhr, desto mehr interessierte es sie. Bisher war sie immer so beschäftigt gewesen, so gehetzt von Yu Kon, dass sie nicht über Haul nachgedacht hatte. Darüber, wie anders er war und wie vertraut sich seine Gegenwart doch gleichzeitig anfühlte. Heute, da sie plötzlich die Energie und die Zeit hatte, sich über Haul zu wundern, konnte sie fast nicht mehr aufhören damit. Dabei wollte sie doch wirklich und unbedingt den silbernen Raben finden. Was war bloß ihre größte Schwäche?
    „Haul, ich komme nicht weiter“, klagte sie, als sie den Schulgarten durchquerten. „Hast du keinen Tipp für mich? Was ist meine größte Schwäche?“
    „Ich könnte jetzt einiges aufzählen. Dass du ein Trotzkopf bist und so ehrlich, dass es dir nie gelingen wird, jemanden hinterlistig zu täuschen. Ich meine, ernsthaft zu täuschen, mit bösen Folgen. Du bist oft gedankenlos, gehst den Dingen nicht auf den Grund, vielleicht weil du faul bist oder zu leicht abzulenken. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass du Fragen und Situationen, die dir unangenehm sind, ausweichst, weil du das für sicherer hältst. Was es dir übrigens besonders schwer machen wird, den silbernen Raben zu finden.“
    „Wie kommst du darauf? Warum denkst du, dass ich unangenehmen Fragen ausweiche?“
    „Soll ich dir jetzt aufzählen, wann und wie oft du das in meinem Beisein schon getan hast?“
    „Nein.“
    „Siehst du? Jetzt machst du es wieder.“
    „Und was ist meine größte Schwäche? Von all dem Zeug, das du aufgezählt hast?“
    „Weiß ich nicht. Ich kenne sie vermutlich auch nicht, denn seine größte Schwäche hält man gerne geheim. Vor sich und vor anderen. Wenn das nicht so wäre, hätten wir den Raben längst gefunden.“
    „Wir drehen uns im Kreis“, stellte

Weitere Kostenlose Bücher