Mondschein, Kuesse Und Amore
schwanger.“ Sie schniefte. „Aber meine Situation ist nicht so ausweglos wie deine damals. Rico ist nicht wie mein Vater oder wie Michael. Er würde mich nie betrügen.“
Aber? Sie konnte die Stimme ihrer Mutter geradezu hören.
„Aber ich weiß nicht, was er für mich empfindet“, flüsterte sie. „Ich weiß nicht, ob er überhaupt lieben kann. Und ich glaube, er hat Angst.“
Sie biss sich auf die Lippe. „Ich will das nicht allein durchziehen. Du warst so eine gute Mutter, Mum, aber ich bin nicht du. Ich brauche jemanden, mit dem ich das alles teilen kann. Mit dem ich das erste Lächeln des Kindes teilen kann, den ersten Zahn, das erste Wort, den ersten Schritt. Jemand, der mir auch in schweren Zeiten zur Seite steht, der mich in den Arm nimmt, wenn ich mir Sorgen mache, und mir sagt, dass alles gut wird, weil wir ein Team sind.“ Sie holte tief Luft. „Ich brauche mehr Unterstützung als du. Ju würde mir natürlich helfen, aber es wäre nicht fair, ihr diese Last aufzubürden. Und jetzt, wo ich mir endlich meinen Traum erfüllt habe, will ich nicht wieder in meinen alten Job zurück. Das mag unbescheiden klingen, aber ich will alles. Ich will dieses Kind, ich will meine Karriere, und ich will …“ Erneut versagte ihr die Stimme. „Ich will Rico. Ich liebe ihn, Mum. Er ist ein guter Mensch. Nur ein bisschen orientierungslos, glaube ich. Und wenn ich ihn an mich und das Baby heranlasse, vielleicht lernt er dann auch, uns an sich heranzulassen. Vielleicht begreift er dann, dass es ungefährlich ist, uns zu lieben.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Und vielleicht ist es dann auch für mich nicht mehr gefährlich, ihn zu lieben.“
Ella ging den langen Weg nach Hause zu Fuß. Die ganze Zeit kreisten ihre Gedanken um Rico und das Baby. Konnte sie Rico heiraten, obwohl sie wusste, dass er sie nicht liebte und sie vielleicht nie lieben konnte? Konnte sie das Risiko eingehen, darauf zu hoffen, dass er sich verändern würde, und sich, wenn das Baby erst mal da war, wenigstens in das Kind verlieben würde?
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er um das Sorgerecht kämpfen würde. Schließlich war er selbst als Kind Opfer eines Sorgerechtsstreits gewesen. Doch was war die Alternative? Dass er nur Unterhalt zahlte? Das kam ihr auch nicht richtig vor.
Je länger sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie, dass dies die einzige Chance war, Rico aufzutauen und überhaupt an ihn heranzukommen. Für sie beide und für das Kind musste sie es versuchen.
Als sie nach Hause kam, ging sie zum Telefon. Er antwortete sofort. „Rico Rossi?“
„Hier ist Ella. Ich werde dich heiraten. Aber du musst verstehen, dass es mir nicht ums Geld geht. Ich möchte das Kind mit dir gemeinsam großziehen.“
„Okay.“
Sie hätte ihm ihre Entscheidung lieber persönlich mitteilen sollen statt am Telefon. Seine kühle, nüchterne Stimme am anderen Ende der Leitung verriet keinerlei Gefühlsregung.
„Und“, fuhr sie fort, „da wir heiraten, sollten wir gleich zusammenziehen, damit wir uns aneinander gewöhnen.“
„Gut. Ich kümmere mich um eine Wohnung hier im Hotel.“
„Das Hotel ist in Belgravia, Rico. Eine halbe Stunde von hier. Das heißt, ich müsste morgens um fünf Uhr aufstehen, um rechtzeitig zum Backen hier zu sein.“
„Du brauchst nicht zu pendeln. Du kannst die Hotelküche nutzen.“
Er verstand nicht, worum es ihr ging. „Rico, ich habe schon einmal erlebt, dass jemand für mich Entscheidungen trifft. Und das ist nach hinten losgegangen. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben, auch aus Rücksicht auf das Baby. Ich möchte hierbleiben .“
„Ich bin nicht Michael.“
„Ich weiß.“
„Und ich bin auch nicht dein Vater – oder mein Vater. Ich werde dafür sorgen, dass es funktioniert, Ella.“
„Das klingt, als würdest du über ein Geschäft reden, Rico, und nicht über eine Beziehung.“
Er seufzte. „Ich kann nicht aus meiner Haut, Ella.“
Was ist mit Gefühlen? Was ist mit Liebe? Doch Ella wagte nicht, die Frage auszusprechen. „Rico, ist dir eigentlich klar, dass ich genauso viel Angst davor habe wie du?“
„Ich habe keine Angst.“
Sie räusperte sich. „Du hast doch versprochen, dass du mich nie wieder belügst.“
Er seufzte. „Ich weiß. Und ich habe dir heute Nachmittag mehr anvertraut als je einem anderen Menschen. Mehr kann ich dir im Moment nicht bieten, Ella.“
Was blieb ihr für eine Wahl? Sie steckte schon zu tief drin. Es würde ihr das Herz
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