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Mondscheintarif

Mondscheintarif

Titel: Mondscheintarif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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Erlebnis.
     
    Montag! Mein Montag. Unser Montag. Endlich Montag. Die letzten Tage hatte ich in einem Zustand extremer Anspannung verbracht.
    Erst einmal hatte ich natürlich viel damit zu tun, den Abend mit Daniel aufzuarbeiten. In mehreren, vielstündigen Monologen hatte ich Jo immer und immer wieder den Verlauf wiedergegeben. Das ist wichtig. Weil man sich ja mit jedem Mal an eine neue Kleinigkeit erinnert.
    Wie er mir zum Beispiel den Parmesan gereicht hatte, mit dieser entzückenden, anmutigen und doch männlichen Grazie.
    Wie er den Kellner gebeten hatte, freundlich, aber nachdrücklich, noch etwas Brot zu bringen. Wie er sein Jackett ausgezogen hatte, mit einer nachlässigen, gleichzeitig aber auch dynamischen Geste.
    Das waren Dinge, die erst nach und nach in mein verwirrtes Gedächtnis zurückfanden.
    Ich kann es Jo nicht hoch genug anrechnen, dass sie auf meine stündlich wiederkehrende Frage «Habe ich dir eigentlich schon erzählt, wie er   …?» immer gutmütigantwortete: «Ja, das hast du. Aber erzähl es mir doch noch einmal.»
    Sie ist eine verdammt gute Freundin.
    Die letzten vier Tage und Nächte hatte ich damit verbracht, an Sex zu denken und wie man sich darauf vorbereitet. Eine anregende Gedankenmischung aus erotischer Phantasie und pragmatischer Strategie. Ich zweifelte nicht daran, dass es diesmal zum Äußersten kommen würde. Und, bei Gott, ich würde bereit sein.
    Die aufregendsten Stunden im Leben einer Frau sind die, in denen sie sich auf ein Rendezvous mit potenziell intimem Ausgang vorbereitet. Dagegen ist der Sex selbst oft regelrecht entspannend.
    Hier der Countdown im Einzelnen:
     
    Montag, 17.45   Uhr: Ich komme von der Arbeit nach Hause. Wobei Arbeit eigentlich das falsche Wort ist. Habe versucht, mich, vor dem Computer sitzend, mit autogenem Training zu beruhigen. Habe ozeanisch grinsend in der Kantine gesessen und vergessen, mein Hähnchenschnitzel im Knuspermantel zu essen. Habe ab 16   Uhr fortwährend auf die Uhr gestarrt und um 17   Uhr fluchtartig das Gebäude verlassen. Musste dann allerdings nochmal umkehren, weil ich meinen Mantel und meinen Autoschlüssel liegengelassen hatte.
     
    17.46   Uhr: Ich höre den Anrufbeantworter ab. Zwei Nachrichten. Bitte! Liebes Jesulein! Lass ihn nicht absagen!
    Peep.
    «Hallo, hier ist Jo. Lass mich raten: Ich bringe deinen Zeitplan durcheinander. Du hast noch ungefähr zwei Stunden für ein Ganzkörperpeeling, eine Gesichtsmaske und das Make-up. Ich weiß, es geht um Sekunden. Wenn du doch noch eine Minute übrig hast, dann rufmich an. Ansonsten: Hals- und Beinbruch. Übrigens: Zieh bloß keinen Body an, sag ich dir. Den Mechanismus kapieren Männer nie. Lass doch die Unterwäsche einfach weg. Das wirkt lasziv und erspart einem diese demütigende Frickelei an den B H-Häkchen . Also: Toi, toi, toi.»
    Peep.
    «Cora, Liebes, hier ist Big Jim. Heute ist dein großer Abend, nicht wahr? Wollte dir alles Gute wünschen. Wusstest du übrigens, altes Casanova-Rezept, dass sich Männer vor solchen Gelegenheiten die Zähne mit Colgate mint forte putzen und anschließend mit einem Schluck Whisky ausspülen? Altes Casanova-Rezept. Kannst ja mal drauf achten. Lass dich nicht unterkriegen. Na ja, oder vielleicht doch. Liebe Grüße.»
     
    17.48   Uhr: Ich trinke ein Glas Sekt auf meine guten Freunde und höre dazu meine «Ich-werde-Sex-haben»-Musik von Mtume.
    «I will be your lollypop – you can lick me everywhere.»
    Ich kann mir Zeit lassen – schließlich habe ich die Kleiderfrage schon vor Tagen mehrmals mit Jo durchdiskutiert und geklärt. Sexy, aber nicht aufdringlich. Elegant, aber nicht overdressed. Mit wenigen Handgriffen ausziehbar und nicht zu eng. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man im Augenblick höchster Ekstase in der Jeans stecken bleibt oder man unbekleidet aussieht, als sei man erst vor wenigen Tagen von feindlichen Agenten gefoltert worden: Zu knappe Kleidung, zu enge Unterwäsche hinterlässt unschöne Striemen am ganzen Körper. Abschreckend ist auch, wenn der Hosenknopf einen deutlichen Abdruck unterhalb des Nabels stanzt.
    Ich hatte mich für ein weich fallendes, cremefarbenes Sommerkleid entschieden. Mit einem langen Reißverschlussam Rücken und halblangen Ärmeln. Das ist sehr wichtig. Diese furchtbaren Spaghettiträger sind nichts für mich und meine ausgeprägten Oberarme. Sehe darin aus wie Axel Schulz im Negligé.
    Dank einiger Besuche im Solarium würde ich auf Nylons verzichten können. In der zweiten

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