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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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Liv sie.
    Einar trat von hinten
heran und legte seine Hand auf ihren Arm, so gut es eben ging. „Mach schon“,
sagte er.
    Nun, da Toiva endlich
hier war und ihrer Rivalin gegenübertreten würde, wäre sie am liebsten wieder
gegangen. Was erwartete sie schon hinter den Türen, was erhoffte sie sich von
einem allerletzten Kampf?
    Sie sah über die
Schulter zu Svija zurück, die sie in einem Korb an der Burgmauer entdeckt
hatte. Gemeinsam mit Einar hatte sie das Mädchen, ihre weißhaarige Freundin und
deren Mutter gerettet. Es war das erste Mal gewesen, dass Toiva ihren
Schützling hatte lächeln sehen.
    Hinter ihnen ertönten
Schritte. Zuerst sah Toiva nur eine schwarze Rüstung, dann ein Schwert und
schließlich erkannte sie Rubens‘ Gesicht, unter einer Schicht aus Asche und
Blut beinahe verborgen. Er steckte die Waffe zurück in die Scheide, als er
Toiva und ihre Gefährten erblickte. Ob er sich mittlerweile entschieden hatte ?, fragte sich Toiva. Ob er endlich zu den Mondschwingen
gehörte?
    Keiner von beiden sagte
etwas, nur das Mädchen mit den weißen Haaren zückte heimlich den Dolch unter
dem Mantel.
    „Der Jäger ist nicht
der, für den er sich ausgibt“, sagte Toiva. „Er wird uns nichts tun.“
    Dann wandte sie sich um,
öffnete die Türen und trat in den Thronsaal.

 
    Dort saß sie, in einem
staubigen Sessel, den Kopf zurückgelehnt, als gäbe es nichts, wovor sie sich
fürchtete. Toiva lief auf sie zu, ohne es wirklich zu merken.
    „Ich habe erwartet, dass
Ihr kommen würdet, nachdem ich meine Wächter schreien hörte. Nur nahm ich nicht
an, dass noch so viele andere Gäste erscheinen.“ Die Menschenkönigin stand auf
und kam Toiva milde lächelnd entgegen. „Eine Schande, dass wir uns erst jetzt
begegnen.“ Sie machte einen Knicks, ob er spöttisch war oder nicht vermochte
Toiva nicht festzustellen.
    „Gebt Euren Magiern den
Befehl zu gehen und ich verschone Euch, wenn Ihr Glück habt.“ Einschüchterung
erschien ihr die passendste Begrüßung.
    Liv sah sie traurig.
„Dafür, befürchte ich, ist es bereits zu spät.“
    „Zu spät? Bin ich tot,
oder was?“ Toiva zwickte sich in den Arm.
    „Schaut nach draußen.“
Liv lief an eines der Fenster und sah nach draußen. „Es dämmert bereits, obwohl
es noch lange kein Abend ist. Die Magier rufen die Nacht herbei, damit der Mond
auftaucht und sie ihn verbannen können.“
    Toiva lachte spöttisch
und blieb in der Mitte des Saales stehen. „Drei Geister sind unterwegs, um Eure
Magier zu töten. Selbst wenn Ihr sie mit einem Heer von Wächtern beschützt,
werden die Magier nicht überleben.“
    Liv blickte zu ihr nach
hinten, ihre Augen schimmerten wie schwarze Perlen. „Meine Magier benötigen
keinen meiner Wächter. Sie haben um sich herum einen Schutzwall errichtet.
Keiner wird ihn durchqueren können, selbst Eure Geister nicht.“
    „Oh, natürlich, niemand
kann Euch was anhaben. Ihr habt an alles gedacht.“
    „Glaubt es oder glaubt
es nicht. Es ist zu spät.“ Es wurde immer dunkler hinter den Fenstern, Lichter
funkelten in den Straßen.
    „Wie auch immer.“ Toiva
kam auf die Menschenkönigin zu und zog das Schwert hervor.
    Liv drehte sich zu ihr
um, ihr Rücken berührte das Fenster. Zitternd kam die Klinge näher, wanderte an
Livs Kleid empor und riss ihr Steinchen vom Stoff.
    „Eines habe ich in der
Tat nicht erwartet“, sagte Liv. „Ich hielt es nicht für möglich, dass Ihr
Geister auf Eurer Seite habt. Ich dachte, wir würden gewinnen.“
    Toiva hielt ihr das
Schwert vors Gesicht, die Klinge umschmeichelte ihren bleichen Hals.
    „Man erzählte sich immer
von Euch, Ihr würdet eine hässliche, stinkende Frau sein, mit fettigen Haaren
und einem breiten Hinterteil.“ Liv sah zu Boden und hielt für einen kurzen
Moment inne. „Es sind die Vorurteile, die uns zu Feinden gemacht haben. Die
Zeit ließ uns vergessen, warum wir uns so hassen. Vorurteile, nichts als
Vorurteile.“
    Die Klinge strich ihr
über die Haut.
    „Sagt mir, wo Eure
Magier sind und ich verschone Euch. Vorerst.“ Toiva konnte vor Ungeduld kaum
mehr die Waffe heben.  
    „Es hat keinen Sinn,
versteht es doch. Niemand kann die Magier mehr aufhalten.“
    „Wenn das so ist.“ Einen
Atemzug lang, wusste Toiva nicht, ob sie die Menschenkönigin töten sollte oder
nicht. Wenn sie recht hatte und die Magier durch einen Zauber geschützt wurden,
musste sie Liv zur Geisel nehmen. Wenn sie log, verdiente sie den Tod.
    „Tötet sie nicht.“ Der
Junge Linus

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