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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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eine samtene Mischung aus Glut und Rauch. Er machte nicht den Fehler, sich ihr zu nähern, da er wusste, dass er dann zu einem Bestandteil ihrer beängstigenden Welt werden würde. Stattdessen schaltete er das Licht ein und tauchte das Zimmer in einen sanften Schein. Er ging ihr gegenüber in die Hocke und seine Bewegungen waren langsam und anmutig. »Liebling, komm jetzt zurück zu mir. Du brauchst nicht an diesem Ort zu sein, du gehörst nicht dorthin.«
    Sie blickte starr vor sich hin, auf etwas hinter seiner Schulter. In ihren Augen stand das blanke Entsetzen, ein solches Grauen, dass er tatsächlich den Kopf umdrehte und damit rechnete, etwas zu sehen. Es war eiskalt im Zimmer. Das Fenster hinter ihr stand weit offen, und die Gardinen flatterten wie zwei weiße Flaggen. Ihm war nicht wohl dabei zumute. Jessica presste sich an die Wand, tastete mit den Händen unruhig um sich und suchte nach einem Zufluchtsort. Ihm stockte der Atem, als ihre Finger das Fensterbrett streiften und sie ihm unauffällig näherrückte.
    »Jess, ich bin es, Dillon. Sieh mich an, Kleines, du sollst wissen, dass ich bei dir bin.« Er richtete sich langsam auf
und verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen. Seine eigene Furcht war mittlerweile so groß, dass sein Herz heftig schlug. Ihre Schreie hatten aufgehört, aber sie starrte etwas an, das er nicht sehen und nicht bekämpfen konnte.
    Mit einem leisen Stöhnen warf sich Jessica gegen das offene Fenster und kroch hinaus so schnell sie konnte. Im nächsten Augenblick hatte Dillon mit seinen Händen ihre Taille gepackt und zog sie in das Zimmer zurück. Sie wehrte sich wie ein wildes Tier, griff nach der Fensterbank und den Gardinen und grub ihre Fingernägel in das Holz, während sie verzweifelt zu entkommen versuchte.
    »Es geht tief hinunter, Jess«, sagte Dillon und verrenkte sich, um ihren Tritten zu entgehen. Es gelang ihm, sie niederzuringen, ohne ihr wehzutun, und als er sie auf dem Boden hatte, setzte er sich auf sie und hielt ihre Arme fest, damit sie sich selbst nicht verletzen konnte. »Wach auf. Sieh mich an.«
    Ihr Blick ging weiterhin durch ihn hindurch; sie war in einem Netz gefangen, das er nicht durchtrennen konnte. Als sie aufhörte, sich zu wehren, zog er sie auf seinen Schoß, hielt sie eng umschlungen und sang ihr leise etwas vor. So lange er zurückdenken konnte, war das ihr Lieblingssong gewesen. Seine Stimme erfüllte das Zimmer mit Wärme, beschwichtigendem Trost und einem Versprechen von Liebe und Hingabe. Diesen Song hatte er in Zeiten voller Hoffnung geschrieben, als er noch an die Liebe und an Wunder geglaubt hatte. Als er noch an sich selbst geglaubt hatte.
    Jessica blinzelte, sah sich um und richtete den Blick auf Dillons Engelsgesicht. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie auf seinem Schoß saß und er sie eng an sich presste. Sie sah sich nach den Zwillingen um, doch
außer ihnen war niemand im Zimmer. Sie erschauerte, entspannte sich vollständig und ließ Dillons Stimme die letzten Überreste des Grauens vertreiben.
    »Bist du zurück, Kleines?« Seine Stimme klang unendlich zärtlich. »Sieh mich an.« Er führte ihre Hände an seine Lippen und küsste ihre Finger. »Sag mir, dass du weißt, wer ich bin. Ich schwöre es dir, ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert.« Da Jessica auf seinem Schoß saß, trennte sie nur dünner Stoff voneinander, und dieses Wissen ließ seinen Körper erwachen. Ihr Top war sehr knapp geschnitten und bot ihm einen großzügigen Ausblick auf die zarte Haut über ihren Brüsten. Die Versuchung, sich vorzubeugen und sie zu kosten, war groß.
    Ein kleines Lächeln zog ihre bebenden Mundwinkel hoch. »Das weiß ich, Dillon. Das habe ich immer gewusst. Habe ich Tara und Trevor einen Schrecken eingejagt?«
    »Tara und Trevor?«, wiederholte er erstaunt. » Mir hast du einen gewaltigen Schrecken eingejagt.« Er drückte ihre Handfläche auf seine nackte Brust, direkt über seinem pochenden Herzen. »Viel mehr von der Sorte verkrafte ich nicht, wirklich nicht.« Er strich mit einer vernarbten Fingerspitze über ihre bebenden Lippen, ein leichtes Schaben, das sie als sehr sinnlich empfand. »Was zum Teufel soll ich mit dir anfangen? Wenn ich noch ein Herz hätte, müsste ich dir sagen, dass du dabei bist, es zu brechen.« Er hatte solche Angst um sie gehabt, dass er sein Zimmer mit entblößtem Oberkörper verlassen und obendrein das Licht eingeschaltet hatte, um ihre Traumwelt zu zerstreuen, ohne zu überlegen,

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