Mondspiel: Novelle (German Edition)
sah, dass es wichtig war und dass sie Robert damit Halt gab. Robert lächelte auf Brendas Hand hinunter und beugte sich vor, um ihre Fingerspitzen zu küssen. »Er ist mitten durch die Wand aus Flammen ins Haus gerannt. Paul hat versucht ihm nachzulaufen, aber Brian und ich haben ihn mit Gewalt zurückgehalten. Das hätten wir auch mit Dillon tun sollen. Wir hätten ihn gewaltsam zurückhalten müssen.« Er schüttelte den Kopf, als die Erinnerungen ihn bestürmten.
Trevor streckte zu seinem eigenen Erstaunen seine Hand aus und berührte erstmals seinen Onkel. »Niemand hätte ihn zurückhalten können. Wenn es überhaupt etwas gibt, was ich über meinen Vater weiß, dann das:Von dem Versuch, uns rauszuholen, hätte ihn keiner
abhalten können.« Er warf einen Blick zurück auf die geschlossene Tür. Jessicas Schreie waren verstummt. Er konnte Dillons Stimme leise murmeln hören. »Niemand hätte ihn von dem Versuch abhalten können, zu Jess zu gelangen.«
Robert blinzelte und richtete seinen Blick auf Trevor. »Du bist ihm so ähnlich, so, wie er früher war. Tara, was ich euch zu sagen versuche, ist: Fürchtet euch nicht davor, die Narben eures Vaters anzusehen. Schämt euch niemals seines Äußeren. Diese Narben sind ein Beweis dafür, wie sehr er euch liebt und wie viel ihr ihm bedeutet. Er ist ein großartiger Mann, jemand, auf den ihr stolz sein solltet, und ihr werdet für ihn immer an erster Stelle stehen. Das haben nur wenige Menschen, und ich finde es wichtig, dass ihr wisst, was ihr an ihm habt. Ich hätte niemals in dieses Haus laufen können. Keiner von uns Übrigen konnte sich dazu durchringen, noch nicht einmal dann, als wir die Schreie gehört haben.«
»Tu das nicht, Robert«, sagte Brenda mit scharfer Stimme. »Niemand hätte diese Menschen retten können.«
»Schon gut, ich weiß.« Er rieb sich mit einer Hand das Gesicht, um die Schrecknisse der Vergangenheit auszulöschen, und rang sich entschlossen ein Lächeln ab. Jetzt musste er das Thema wechseln. »Ist jemand zu einem von Brendas albernen Brettspielen aufgelegt? Sie kann nicht genug davon kriegen.«
»Ich gewinne immer«, warf Brenda selbstgefällig ein.
Trevor warf einen besorgten Blick auf die geschlossene Tür und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder seiner Tante zu. »Ich gewinne immer«, konterte er.
Tara nahm Robert an der Hand. »Das stimmt«, vertraute sie ihm an.
»Dann wird es ein harter Kampf«, beschloss Brenda und ging zu ihren Räumlichkeiten voraus. »Ich verabscheue es, zu verlieren, egal, wobei.«
»Hast du wirklich Versicherungen auf uns abgeschlossen? «, erkundigte sich Trevor neugierig, als er ihr durch den Flur folgte.
»Natürlich, Herzchen, du bist ein Junge, da stehen die Chancen, dass du Dummheiten begehst, viel besser«, bemerkte Brenda selbstgefällig. »Die ganze schöne Knete«, fügte sie hinzu und grinste ihn über ihre Schulter an.
Trevor schüttelte den Kopf. »Die Masche kaufe ich dir nicht mehr ab, Tantchen . Du bist nicht das böse Mädchen, für das du von allen gehalten werden willst.«
Brenda zuckte sichtlich zusammen. »Sag das nicht nochmal, das ist ein Sakrileg. Und übrigens, mit deinen goldigen kleinen Streichen jagst du mir nicht die geringste Angst ein, du kannst sie also auch gleich bleibenlassen.«
»Ich spiele niemandem goldige kleine Streiche«, widersprach Trevor, der an ihrer Wortwahl Anstoß nahm. »Wenn ich dir einen Streich spielen würde, dann wäre der weder goldig noch klein. Und du würdest dich fürchten. Ich bin ein Meister im Streichespielen.«
Brenda stieß die Tür zu ihrem Zimmer auf und zog eine Augenbraue hoch, als er ihr in ihre Suite vorausging. »Ach, wirklich? Was ist dann mit dem vermummten Gesicht, das am Fenster auftaucht, und mit den geheimnisvollen Nachrichten, die auf meinen Schminkspiegel geschrieben werden? Verschwinde, ehe es zu spät ist. « Sie verdrehte die Augen. »Also, wirklich! Total kindisch. Und wie erklärst du, dass das Wasser in die Badewanne läuft, wenn der Stöpsel im Abfluss ist, und dass ständig Dunst im Zimmer hängt? Wenn ich nicht wüsste, dass du es bist,
wäre es mir unheimlich. Das offene Fenster und Brians magischer Kreis, das ist wirklich ein guter Einfall, um den Verdacht auf ihn zu lenken. Wir alle haben darüber geredet, und wir wissen, dass ihr beide es seid. Sogar dieser räudige Hund steckt mit euch unter einer Decke. Er knurrt den Dunst an und starrt ins Nichts und das bloß, um uns zu erschrecken.«
Kurze
Weitere Kostenlose Bücher