Mondspiel: Novelle (German Edition)
wie viel es von ihm zeigen würde. Jetzt hielt er sie auf seinem Schoß, und sein vernarbter Körper war ihren Blicken ausgesetzt, das Letzte, was er beabsichtigt hatte.
»Es tut mir leid, Dillon.« Tränen schimmerten in ihren leuchtend grünen Augen. Ihre Lippen zitterten immer noch. »Ich wollte nicht, dass es so kommt. Ich wusste nicht, dass es so sein würde.«
Er kapitulierte mit einem Stöhnen. Es sollte ihr nicht leidtun – das war das Letzte, was er wollte. Er half ihr von seinem Schoß, stand auf und zog sie mit sich hoch, schlang ihr einen Arm um die Taille und zog sie an seine Seite. »Weine nicht, Jess, ich schwöre bei Gott, wenn du weinst, wird es mein Untergang sein.«
Sie schmiegte ihr Gesicht an seine Brust, an die Narben seines früheren Lebens. Sie zuckte nicht zusammen, sie starrte sie nicht einmal angewidert an. Seine Jessica. Sein einziges Licht in der Dunkelheit. Er konnte ihre Tränen nass auf seiner Haut fühlen. Mit einem Fluch hob er sie hoch und schmiegte seine leichte Last an sich. Es gab nur einen Ort, an den er sie bringen konnte, den einzigen Ort, an den sie gehörte. Rasch stieg er mit ihr die Stufen zum zweiten Stock hinauf, zu seinem Zufluchtsort, zur Höhle des verwundeten Tieres. Er trat die Tür hinter sich zu.
»Jage ich dir Angst ein, Jess?«, fragte er leise. »Sag es mir, wenn dir mein Aussehen Angst einjagt.« Er legte sie auf das breite Bett. »Sag mir, ob du fürchtest, ich sei in dieses Haus zurückgegangen und hätte getan, was mir die meisten Menschen unterstellen.«
Ihr Kopf ruhte auf dem Kissen, als sie in das hypnotische Blau seiner Augen sah und augenblicklich in diesem tiefen, aufgepeitschten Meer ertrank. »Ich habe mich nie vor dir gefürchtet, Dillon«, antwortete sie aufrichtig. »Du weißt, dass ich nicht glaube, du hättest in jener Nacht jemanden erschossen. Ich habe es nie geglaubt.
Das Wissen, dass du ins Haus zurückgegangen bist, bevor die Schüsse fielen, ändert nichts daran, was ich über dich weiß.« Sie legte ihm eine Hand auf die Wange und ließ die andere leicht über seine Brust streichen. Was brachte ihn bloß auf den Gedanken, seine Narben könnten sie abstoßen? Er hatte sich in ein flammendes Inferno gestürzt, um seine Kinder zu retten. Seine Narben gehörten jetzt ebenso sehr zu ihm wie sein Engelsgesicht. Ihre Fingerspitzen glitten über einen starren Wulst aus Fleisch. Seine Tapferkeitsmedaille, das sichtbare Zeichen seiner Liebe – anders konnte sie seine Narben nicht sehen. »Und in meinen Augen warst du immer schön. Immer. Es war deine Idee, mich von dir fernzuhalten. Ich habe so oft versucht, dich im Zentrum für Brandopfer zu besuchen, aber du hast deine Einwilligung nicht gegeben.« Ihre Stimme klang verletzt und in ihren Augen stand Schmerz. »Du hast dich mir entzogen, und ich musste alleine zurechtkommen. Lange Zeit konnte ich ohne dich nicht atmen. Ich konnte mit niemandem reden. Ich wusste nicht, wie ich weitermachen soll.«
»Du hast etwas Besseres als das verdient, Jess«, sagte er grimmig.
»Was ist besser, Dillon? Ein Leben ohne dich? Der Schmerz vergeht nicht. Und die Einsamkeit auch nicht, weder für mich noch für die Kinder.«
»Ich wusste immer ganz genau, was ich tue und was ich wert bin.« Verwirrung huschte über sein Gesicht. »Meine Musik war für mich das Maß dessen, wer ich war und was ich zu bieten hatte. Jetzt weiß ich nicht, was ich dir geben kann. Aber du musst dir sicher sein, dass du mich wirklich willst. Ich kann dich nicht haben und dich dann wieder
verlieren. Ich muss wissen, dass es dir dasselbe bedeutet wie mir.«
Jessica lächelte ihn an, als sie aufstand. Sie stellte sich vor die große gläserne Schiebetür, die auf den Balkon führte, denn sie wollte, dass jeder Lichtstrahl auf sie fiel, damit ein Irrtum ausgeschlossen war. Anstelle einer Antwort packte sie den Saum ihres Tops und zog es sich über den Kopf.
Als sie dastand, von der Glasscheibe umrahmt und ihm zugewandt, sah sie aus wie eine exotische Schönheit, ätherisch und außer Reichweite. Ihre Haut hatte einen seidigen Schimmer und bat um seine Berührungen. Ihre Brüste reckten sich ihm fest und üppig entgegen und waren so vollendet, dass sein Herz gegen den Brustkorb hämmerte und sein Mund trocken wurde. Sein Verlangen war so immens, dass seine Jeans spannte.
Er streckte die Hand nach der dargebotenen Gabe aus und streifte ihre zarte Haut. Sie fühlte sich genauso unwiderstehlich an, wie sie aussah. Jessica stockte
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