Mondspiel: Novelle (German Edition)
Zeit herrschte Schweigen. Tara und Trevor tauschten einen langen Blick miteinander aus. »Steht dein Fenster offen, wenn du in dein Zimmer kommst?«, fragte Tara mit gepresster Stimme. »Und das ganze Zimmer ist voller Nebel oder Dampf?«
Robert sah sie scharf an. »Willst du damit sagen, dass ihr Kinder nicht hinter diesen Streichen steckt?« Er schenkte beiden ein Soda aus dem kleinen Eisschrank ein, den sie in ihrem Zimmer stehen hatten.
Trevor schüttelte den Kopf und leerte das Glas fast auf einen Zug. Er hatte gar nicht bemerkt, wie durstig er war. »Nein. Und Jessicas Fenster steht auch ständig offen.« Sein Verneinen ließ einen eisigen Hauch ins Zimmer ein. »Taras Fenster stand heute Abend offen. Und sowohl in Jessies als auch in Taras Zimmer war auf dem Boden einer dieser Kreise aus der Asche verbrannter Räucherstäbchen. Jess hat Dillon nichts davon gesagt, weil sie befürchtet, er würde die Aufnahmen sofort beenden. Sie meint, es sei wichtig für ihn und alle anderen, dass sie Musik machen.«
Robert und Brenda sahen einander lange an. »Wenn ihr uns die Streiche gespielt habt, dann könnt ihr es uns ruhig sagen«, beharrte Robert. »Wir wissen, dass Kinder solche Dinge tun.« Er zog ein Brettspiel aus dem Schrank und trug es zum Tisch.
»Cluedo! Wie angemessen für eine dunkle und stürmische Nacht, wenn wir gerade über geheimnisvolle Vorfälle reden«, scherzte Brenda, als sie das Spielbrett und das Zubehör auf dem kleinen Tisch ausbreiteten.
»Wir waren es nicht«, beharrte Trevor. »Ich weiß nicht, wer dahintersteckt oder warum, aber jemand will uns von hier vertreiben.«
»Warum sagst du das?«, fragte Robert mit scharfer Stimme, während er die Kartenstapel auslegte.
Trevor fiel auf, dass sein Blatt für Notizen voll war. Er knüllte es zusammen und sah sich nach einem Papierkorb um. Er hätte es gern hineingeworfen, um an seiner Wurftechnik zu feilen, aber das ging nicht, weil der Papierkorb mit Zeitungen gefüllt war. Seufzend stand er auf und ging hin. Aus irgendeinem Grund begann sich sein Magen unangenehm zu verkrampfen, und seine Haut fühlte sich feucht an. Das Gespräch setzte ihm viel mehr zu, als ihm bewusst gewesen war. »Ich weiß nicht recht, ich habe ständig das Gefühl, jemand beobachtet uns.Wir haben den Hund ins Haus gelassen, und er fängt an zu knurren und richtet seinen Blick auf die Tür, obwohl wir alleine im Zimmer sind. Das Fell auf seinem Rücken stellt sich auf. Es ist unheimlich. Aber wenn ich nachsehen gehe, ist niemand da.«
»Normalerweise würde ich glauben, du denkst dir das alles aus«, sagte Robert, »aber hier haben sich auch eigenartige Dinge zugetragen Wir dachten, ihr Kinder steckt dahinter, und deshalb haben wir nichts gesagt, aber mir gefällt das alles gar nicht. Habt ihr es Jessie erzählt?«
Trevor bückte sich, um den Zettel in den Papierkorb zu drücken. Die Zeitung fiel ihm ins Auge. Sie hatte Löcher an Stellen, an denen Worte ausgeschnitten worden
waren. Er sah sich nach seiner Tante und seinem Onkel um. Sie stellten gerade die Spielfiguren auf das Brett. Tara sah blass aus und hatte die Stirn gerunzelt. Sie hielt sich den Magen, als hätte auch sie Krämpfe. Trevor hob die Zeitung ein wenig an. Er fühlte sich an Filme erinnert, in denen Lösegeldforderungen aus Zeitungsschnipseln auf Papier geklebt wurden. Taras Glas war leer. Die Furcht jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Ganz langsam richtete er sich wieder auf und entfernte sich unauffällig von dem Beweisstück im Papierkorb.
»Nein, ich habe Jessie so gut wie nichts erzählt. Sie war mit den Aufnahmen beschäftigt, und sie ist ist ohnehin schon so überängstlich.« Er sah seiner Tante mitten ins Gesicht. »Mir ist ein bisschen übel. Das liegt doch nicht am Soda, oder?«
»Ich fühle mich auch nicht besonders gut«, gab Tara zu.
Brenda beugte sich besorgt über Tara. »Habt ihr eine Magenverstimmung?«
»Sag du es mir«, antwortete Trevor herausfordernd. Eine Woge von Übelkeit brach über ihn herein. »Wir brauchen Jessie.«
Brenda rümpfte die Nase. »Ich bin durchaus fähig, zwei kleine Kinder zu versorgen, die sich den Magen verdorben haben.«
»Das hoffe ich«, sagte Tara, »weil ich mich jetzt übergeben werde.« Sie rannte zum Bad und hielt sich den Bauch.
Brenda wirkte im ersten Moment in die Enge getrieben, eilte ihr dann aber hinterher.
11
»Jess, Kleines, kannst du mich jetzt hören? Weißt du, wer ich bin?« Dillon setzte seine Stimme schamlos ein,
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