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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ihr auf, wie sie zu ihm aufgeblickt haben musste, als er sie gerettet hatte. Zeit ihres Lebens würde sie den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht vergessen, das Entsetzen in seinen Augen. Sie hörte sich selbst schreien,
weil sie es nicht wahrhaben wollte. Immer wieder. In dem Laut drückten sich reine Seelenqualen aus.
     
    »Jessie.« Trevor rief leise ihren Namen. Er hatte einen Arm um Tara geschlungen. Sie sahen hilflos zu, wie Jessica sich dicht neben dem Fenster an die Wand presste und immer wieder schrie, ihr Gesicht eine Maske des Entsetzens. Ihre Augen waren geöffnet, doch die Zwillinge wussten, dass Jessica nicht sie sah, sondern etwas anderes, etwas, das für sie lebhaft und real vorhanden war, das sie selbst jedoch nicht sehen konnten. Nachtängste waren gespenstisch. Jessica war in einem Alptraum gefangen und oft verschlimmerte es sich durch alles, was sie taten.
    Die Tür zu ihrem Schlafzimmer wurde aufgerissen, und ihr Vater kam hereingestürzt, während er sich noch die Jeans zuknöpfte. Er trug kein Hemd und war barfuß. Sein Haar war wüst zerzaust und fiel wie dunkle Seide um sein vollendet geformtes Gesicht. Seine Brust und seine Arme waren ein dichtes Geflecht aus starren Wülsten und Wirbeln aus roter Haut. Die Narben zogen sich über seine Arme und breiteten sich auf seiner Brust bis zu seinem Bauch aus, wo sie in normale Haut übergingen.
    »Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte Dillon, doch sein wilder Blick hatte bereits Jessica gefunden, die noch an die Wand gepresst war. Er warf einen Blick auf seine Kinder. »Ist alles in Ordnung mit euch?«
    Tara starrte das Narbengeflecht an. Nur mit Mühe konnte sie ihren Blick davon losreißen und ihm ins Gesicht sehen. »Ja. Sie hat Alpträume. Das ist ein ganz schlimmer.«
    »Tut mir leid, dass ich mein Hemd vergessen habe«, sagte Dillon sanft zu ihr, bevor er seine Aufmerksamkeit
wieder Jessica zuwandte. »Wach auf, Kleines, es ist vorbei«, gurrte er leise. Seine Stimme war gesenkt und unwiderstehlich, nahezu hypnotisch. »Ich bin es, meine Süße, du bist hier in Sicherheit. Ich lasse nicht zu, dass dir jemand etwas antut.«
    Tara drehte den Kopf um, als sich weitere Personen in der Tür ihres Zimmers drängten. Sie musste gegen die Tränen anblinzeln, damit sie erkennen konnte, wer es war. Trevor schlang seinen Arm um sie, um ihr Trost zu spenden, und sie nahm ihn an.
    »Gütiger Himmel«, sagte Brenda, »was ist denn nun schon wieder passiert?«
    »Schick sie fort, Trevor«, ordnete Dillon an, »und dann verschwindet ihr und macht die Tür hinter euch zu.«
    Trevor befolgte seine Aufforderung sofort. Er wollte nicht, dass jemand Jessica anstarrte und sie in einem derart kritischen Zustand sah. Und ihm gefiel auch nicht, wie sie den Oberkörper seines Vaters anstarrten. Er nahm Tara mit, bahnte sich einen Weg durch die Umstehenden, schloss energisch die Tür hinter sich und ließ Dillon mit Jessica allein. »Die Vorstellung ist beendet«, sagte er mürrisch. »Ihr könnt also ebenso gut wieder ins Bett gehen.«
    Brenda sah ihn finster an. »Das hat man davon, wenn man behilflich sein will. Wenn Jessie mich braucht, macht es mir nichts aus, die ganze Nacht bei ihr zu sitzen.«
    Zum Erstaunen aller Anwesenden schlang Tara Brenda ihre Arme um die Taille und blickte zu ihr auf. »Ich brauche dich«, vertraute sie ihr an. »Ich habe ihn schon wieder verletzt.«
    Trevor räusperte sich. »Nein, das hast du nicht getan, Tara.« Er war froh zu sehen, dass sich die Bandmitglieder zerstreuten und nur Brenda und Robert zurückblieben.
    »Doch, ich habe seine Narben angestarrt, und er hat es gemerkt«, gestand Tara und sah dabei zu Brenda auf. »Obwohl Jessie geschrien hat und er ihr unbedingt helfen wollte, hat er es gemerkt. Und er hat gesagt, es täte ihm leid.« Wieder stiegen Tränen in ihren Augen auf. »Ich wollte ihn nicht anstarren, ich hätte wegschauen sollen. Es muss ihm furchtbar wehgetan haben.«
    Robert legte ihr unbeholfen die Hand auf den Kopf, weil er sie trösten wollte. »Wir konnten ihn nicht zurückhalten. Das Haus hat lichterloh gebrannt. Er hat nach dir und deinem Bruder und Jessica gerufen. Er ist auf das Haus zugerannt. Ich habe ihn festgehalten und Paul auch. Er hat uns beide abgeschüttelt.« Kummer und Schuldbewusstsein schwangen in seiner rauen Stimme mit. Robert unterbrach sich, rieb sich den Nasensteg und zog die Stirn in Falten.
    Brenda legte die Hand auf seinen Arm, ganz beiläufig, als sei es nicht wichtig, aber Trevor

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