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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Bestimmungsort in Gottes Händen lag.
    Er sah dem Abendessen mit Nervosität entgegen, denn er fürchtete, seine Angst zu verraten. Er hatte versucht zu beten, hatte um Mut gebeten, aber nach wie vor zitterte seine Hand, hatte er seine Stimme nicht richtig unter Kontrolle.
    Eines seiner Gemeindemitglieder, eine junge Frau, war in der Kapelle erschienen, als sie hörte, daß er blieb, und hatte ihm Rauschgift angeboten. Etwas, um die Nerven zu beruhigen. Ihm durch die Prüfung zu helfen. Dieses Zeug, das die Leute »Silber« nannten. Es war illegal, und er erschrak, als sie das Päckchen zum Vorschein brachte. Er sagte, nein, er würde es nicht brauchen und vielen Dank, aber sie hielt es ihm weiter hin, und er gelangte endlich zu dem Schluß, daß es seine Pflicht war, ihr das Zeug wegzunehmen. Um sie von der Versuchung zu befreien. Sie küßte ihn auf die Wange, wünschte ihm Glück und lief davon. Er hatte tatsächlich daran gedacht, es zu nehmen. Er wußte jedoch nicht, ob er solche Sachen vertrug, und schließlich warf er es in einen Abfallbehälter.
    Sein Mobiltelefon piepte.
    »Kaplan Pinnacle«, sagte er.
    »Kaplan, hier Evelyn.«
    »Ja.« Ihr vertrauter Umgangston verwirrte ihn etwas. »Was gibt es, Dr. Hampton?«
    »Ich wollte Sie nur daran erinnern, daß wir in ein paar Minuten das Abendessen servieren.«
    »Ich hatte es nicht vergessen.«
    »Gut.« Sie legte eine Pause ein. »Sind Sie okay?«
    »O ja«, sagte er. »Mir geht es gut.«
    »Der Vizepräsident kommt auch.« Als benötigte er noch eine Motivation.
    »Ja, ich … Ich war schon auf dem Sprung.«
    Die Bahn fuhr in die Haltestelle ein. Die Türen gingen auf, und alle stiegen ein. Dann schlossen sich die Türen wieder mit hörbarem Klicken, und das Fahrzeug glitt zwischen die Bäume. Er blickte hinterher, bis es im dichten Waldland auf der gegenüberliegenden Seite der Main Plaza verschwand.
     
     
San Francisco, 15 Uhr 17 Pazifische Sommerzeit (18 Uhr 17 Ostküsten-Sommerzeit)
     
    Jerry Kapchik machte Feierabend, sobald es nur möglich war, und begab sich auf die Suche nach einem Teleskop. Wal-Mart war ausverkauft. Ebenso Sears. Es gab noch ein Fachgeschäft an der Ocean Avenue, Galileo’s. Auch dort war man leergeräumt, abgesehen von einem 90-mm-Grazier-Spiegelteleskop, das fünftausend Dollar kostete. »Jeden Penny wert!« drängte der Verkäufer Jerry. Es verfügte serienmäßig über eine Abschirmung, mit welcher der Benutzer direkt in die Sonne blicken konnte und ebenfalls über ein Computerprogramm, das über siebzehntausend Himmelskörper gespeichert hatte. »Schlagen Sie einfach im Handbuch den Code für jedes beliebige Objekt nach, das Sie sich ansehen möchten«, erklärte der Verkäufer, »peilen Sie den Nordstern an und geben Sie den Code über die Tastatur ein. Das Teleskop findet den Himmelskörper automatisch, stellt sich scharf und folgt seiner Bahn, bis Sie einen anderen Befehl eingeben. Oder natürlich, bis das Objekt unter den Horizont sinkt.«
    »Natürlich.«
    »Damit«, ergänzte der Verkäufer, »werden Sie den Wunsch nach einem eigenen Observatorium haben.«
    Jerry versuchte, ihn herunterzuhandeln, aber der Verkäufer erklärte ihm, er wäre nicht sicher, ob er ihm das Teleskop überhaupt verkaufen wollte, weil zehn Minuten zuvor jemand am Telefon gewesen war. Er war schon unterwegs und hoffte, ein solches Gerät zu erwerben. »Sie haben Glück«, sagte er. »An einem Tag wie heute mußte ich ihm sagen, daß wir nichts zurücklegen können.« Er blickte auf die Uhr, als rechnete er damit, daß der angehende Kunde in diesem Moment die Straße entlanggebraust käme.
    Der Betrag lag über dem, was Jerry hatte ausgeben wollen, und er wußte nicht recht, wie er es Marisa erklären sollte. Aber irgend etwas hatte ihn gepackt. Vielleicht hatte es damit zu tun, daß er jetzt das plötzliche Interesse seines Sohnes an Astronomie nutzen konnte. Vielleicht würde sich Jimmy in späteren Jahren an das Grazier als den Wendepunkt in seinem Leben erinnern. Jedenfalls war heute ein besonderer Abend, und dafür sollten sie eigentlich auch die richtige Ausrüstung haben, um das Ereignis zu verfolgen.
    Das Gerät war in zwei Kisten verpackt, aber der Verkäufer versicherte Jerry, es wäre wirklich ganz einfach zu montieren. Jerry schnappte sich noch eine Ersatzbatterie, schleppte die Kisten nach draußen und lud sie in ein Taxi. Das Taxi brachte ihn zum Parkplatz direkt am Skyline Boulevard, wo er jeden Morgen sein Auto abstellte, um mit der

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