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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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geschnitztes Queen-Size-Bett, einen dicken blauen Teppich, antikes Mobiliar, üppige zitronengelbe Vorhänge und einen geräumigen begehbaren Wandschrank. Ein Originalbild, eine Landschaft, dominierte eine der Wände. Fotos von lachenden Kindern standen auf der Kommode und einem Beistelltisch. Auf einem Regal am Kopfende des Bettes standen mehrere in Leder gebundene Bücher.
    Er wusch sich, zog sich um und ging hinunter ins Wohnzimmer, wo sich Mariel und Scott in gedämpftem Ton unterhielten. Mariel balancierte eine Kaffeetasse auf dem Knie. Scott hatte sich ein Getränk gemixt.
    »Diese ganze Kometensituation ist völlig außer Kontrolle geraten«, meinte Mariel. »Die Leute haben keinen Sinn für die Verhältnismäßigkeit mehr.« Vor Trauer über diesen Verlust schüttelte sie den Kopf. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen, Archie?«
    Scott war ihrer Meinung. »Aber das hat nichts mit dem Kometen zu tun«, fügte er hinzu.
    Archie bat um Chablis. Er fragte sich, was Scott mit seinem Kommentar wohl gemeint hatte. »In welcher Hinsicht, Sir?« wollte er wissen.
    »Der Komet wird auf dem Mond einschlagen, um Gottes willen, Archie! Mir ist egal, wie Sie es darstellen, aber es ist einfach keine große Sache. Hören Sie, in Wahrheit legt das Land einen weiteren Schritt zu einem kollektiven Nervenzusammenbruch zurück. Mein Berufsstand sieht das schon seit Jahren kommen.«
    »Und was ist Ihr Beruf, Scott?«
    »Der gleiche wie bei meinem Sohn. Wertpapierhändler. Im Ruhestand.« Bei ihm klang es wie Großadmiral, im Ruhestand. »Jeder weiß, daß wir in erschreckenden Zeiten leben. Terroristen mit Atomwaffen, überall Rebellen, internationale Konzerne ohne jede nationale Loyalität, bei denen man nie weiß, wo sie stehen. Alle haben eine Todesangst vor der Technik. Das Land hat keinen Glauben an Gott mehr. Die Regierung ist nur noch eine Bande von Bürokraten und Politikern, die schnellstmöglich ihr Schäflein ins trockene bringen; die Kirchen sterben, und die Verrückten wissen auch nicht mehr, was Sache ist. Wenn überhaupt etwas passiert, dann liegt es an einer Verschwörung. Es ist eine Zeit, in der man einen guten Kundenbetreuer braucht.«
    »Verzeihung?« Das war Claire, die gerade ins Zimmer gekommen war.
    »Ich versuche zu verdeutlichen«, sagte Scott, »daß es früher anders war. Welche Papiere man auch gekauft hat, sie sind gestiegen. Die Leute sagten, sie bräuchten keine professionellen Empfehlungen. Weil sie sowieso immer Geld machten. Aber das trifft heute nicht mehr zu. Man braucht heute einen Experten …«
    »Ich bin sicher«, warf Mariel ein, »daß das jeder weiß, Dad.« Sie wandte sich an ihre Gäste. »Sind Sie beide hungrig? Kann ich Ihnen was zu essen besorgen?«
    »Danke«, antwortete Archie, »wir haben unterwegs zu Mittag gegessen.« Er bewunderte die Einrichtung. Der Raum war in Eiche und Leder gehalten. Ein Ohrensessel stammte von Pine River. Ein weiteres Original in Öl hing über dem Kamin; es zeigte Menschen auf einer Bergflanke unter einem bedrohlichen Himmel.
    »Es ist von Tollinger«, sagte Mariel und erwartete anscheinend, daß er den Namen kannte.
    Archie nickte, als fragte er sich, wie ihm diese Tatsache nur hatte entgehen können.
    Claire hatte das Bild abgeschritten und sah es sich jetzt ganz aus der Nähe an. »Es ist das Cœur de Vivre«, stellte sie erschrocken fest.
    »Ja«, sagte Mariel.
    Archie entnahm Claires plötzlicher Atemlosigkeit, daß das Gemälde eine ganze Menge wert war. »Scott«, sagte er, »was gefällt Ihnen zur Zeit auf dem Markt am besten?«
     
     
Mondbasis, Unterkunft des Kaplans, 14 Uhr 26
     
    »Kaplan? Hier ist Jack Chandler. Ich möchte Ihnen mitteilen, daß uns nun doch ein Bus abholen wird. Wir versuchen zu entkommen.«
    »Gott sei Dank!«
    »Um ehrlich zu sein: Ich bin nicht besonders optimistisch. Aber es ist wenigstens eine Chance.«
    »Ja. Alles ist besser, als einfach nur dazusitzen.«
    »Evelyn findet jedoch, es wäre eine gute Idee, wenn wir den Abend mit vollem Magen in Angriff nehmen. Wir planen ein Abendessen. Kommen Sie auch?«
    »Sicherlich.«
    »Gut. Ausgezeichnet! Wir werden speisen und ein bißchen was trinken, wenn es recht ist. Und dann gehen wir hinüber zum Raumhafen.«
    »Okay.«
    »Also um halb sieben.«
    Klar. Sehr britisch, das. Tee und Lammkoteletts am Abend der Katastrophe. »Ich komme«, sagte er.
     
    TRANSGLOBAL-SONDERBERICHT, 14 Uhr 31
    Via Pool Agreement an die mitwirkenden Sender verteilt.
     
    Hier spricht Keith

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