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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Beach:
     
    »Um Gottes willen, falls Sie in Hörweite meiner Stimme sind, suchen Sie Deckung!« (Die Kamera zeigt eine stampfende See, von Blitzen erhellt. Ein enormer schwarzer Trichter zeichnet sich sporadisch ab.) »Dieses Ding schlägt in wenigen Minuten über Miami Beach zusammen. Falls Sie einen Sturmkeller haben, suchen Sie ihn auf. Falls nicht, nehmen Sie irgendein Zimmer tief im Haus. Wir sind mehrere Kilometer entfernt, kriegen aber trotzdem noch etwas vom Luftstrudel ab und müssen landen. Verschwinden Sie in jedem Fall aus dem Freien!«
     
     
AstroLab, 3 Uhr 11
     
    Sobald die Daten von Skyport bestätigt waren, hing Wes Feinberg am Telefon, um mit dem Weißen Haus zu sprechen. Sie hatten ihm die Durchwahl von Mercedes Juarez gegeben.
    Das entsprach nicht seinen Präferenzen. Mercedes hatte zuviel Respekt vor Personen und vor Autorität. Wes Feinberg brauchte jedoch jemanden, der sich nicht daran störte, bürokratische Hindernisse zu durchbrechen und direkt das Oval Office aufzusuchen. Er hatte um eine Leitung zum Präsidenten gebeten (»Unmöglich!«) oder zumindest zu Al Kerr (»Mr. Kerr ist ein äußerst beschäftigter Mann.«). Die Welt ging vielleicht unter, aber Mr. Kerr war zu beschäftigt, um es zu bemerken.
    »Können Sie mich mit dem Präsidenten verbinden?« bat er Juarez.
    »Ich täte es, wenn es möglich wäre, Professor Feinberg. Er ist schon die ganze Nacht im Lagebesprechungsraum.«
    »Ja. Na ja, Sie könnten ihm ausrichten, daß er eine Lage hat.«
    »Was genau ist los?«
    »Alles würde besser funktionieren, wenn ich direkt mit ihm sprechen könnte. Er sieht sich vielleicht mit dem schlimmsten Fall konfrontiert.«
    »Sie meinen wahrscheinlich den Bericht, den die NASA vor ein paar Minuten übermittelt hat.«
    »Ich weiß nicht. Was sagt denn der Bericht?«
    »Er ist geheim.«
    »Dann kann man nur schlecht darüber reden, nicht wahr?«
    Juarez’ Ton wurde steif. »Professor Feinberg, falls Sie mir Einzelheiten nennen möchten, sorge ich dafür, daß sie ihn erreichen.« Oder vergeuden Sie nicht meine Zeit.
    »In Ordnung. Wir haben einen dicken Brummer im Anflug. Seine Katalognummer lautet achtunddreißig. Er wird später am Morgen die obere Atmosphäre durchdringen. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß er genügend Geschwindigkeit verliert, um auf eine Umlaufbahn zu gehen. Sagen Sie dem Präsidenten, in diesem Fall muß er davon ausgehen, daß der Orbit rasch verfällt. Was ich damit sagen möchte: Ich denke, daß das verdammte Ding herunterkommt. Haben Sie das verstanden?«
    Eine lange Minute war es still am anderen Ende. Dann: »Wie groß? Wann kommt er? Wo schlägt er auf?«
    Er fragte sich, was wohl in dem NASA-Bericht stand. »Er ist anderthalb Kilometer lang. Begreifen Sie, was das bedeutet?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich denke schon.«
    »Sagen Sie es ihm. Falls er irgendwelche Möglichkeiten hat, bleibt vielleicht nicht mehr viel Zeit, sie auch zu nutzen.«
    »Ich richte es ihm aus.«
    »Er muß mit mir reden.«
     
     
Boston, 3 Uhr 16
     
    Die Welle war nicht besonders groß, im Kontext dieses Abends gesehen. Sie walzte über den Flughafen Logan und Winthrop hinweg, die kaum zehn Minuten vorher evakuiert worden waren, nachdem eine Warnung auch die wenigen Dickköpfe verscheucht hatte, die dort ausharrten. Die Flut war kaum zweieinhalb Meter hoch, als sie durch die Innenstadt von Boston rauschte. Weitere Wogen schlugen im Süden bei Plymouth an die Küste und im Norden bei Gloucester. Die Katastrophe wurde durch eine Massenkarambolage bei Marblehead verschlimmert, die die Route 114 blockierte. Damit saßen Tausende in der Falle, als das Meer zuschlug.
    In Plymouth wurde das Kraftwerk der Commonwealth Electric zerstört. Das wiederum überlastete Boston und Providence, und das System leitete die Abschaltung ein. Um Viertel nach vier war der gesamte Nordosten ohne Strom. Jede Großstadt an beiden Küsten hatte nun mit verzweifelten Fluchtbewegungen zu kämpfen. Die Polizeikräfte lösten sich auf, da die Beamten davonliefen, um die eigenen Familien zu retten. Krankenhäuser und andere Rettungsdienste brachen aus dem gleichen Grund zusammen. Wer den Versuch aufgab, aus der Stadt zu flüchten, und Zuflucht in örtlichen Kirchen oder Gemeindezentren suchte, fand sie oft verschlossen. Militär und Nationalgarde konnten sich nur in der Luft rasch fortbewegen. Bislang waren an der Westküste keine Tsunamis aufgetreten. Experten äußerten vorsichtigen Optimismus.
    Die Medien

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