Mondsplitter

und versicherte allen, daß sie sich keine Sorgen zu machen brauchten. Dann setzte er den Helm auf, überprüfte das Funkgerät, betrat die Luftschleuse und schloß die Innenluke hinter sich.
    »Tony?«
    »Nur zu, Saber.«
    »Wir haben ein paar Signale auf dem Schirm.«
    »Irgendein Grund zur Sorge?«
    »Negativ. Aber die Gegend ist nicht sauber.«
    Darin bestand natürlich die Gefahr: Falls etwas auf sie zukam, mußte Saber den Antrieb starten, um auszuweichen. Das wäre für ihn unglücklich, solange er draußen war. »Okay. Bringen wir es hinter uns, Baby.«
    Die Außenluke öffnete sich. Tony hakte eine Sicherungsleine am Gürtel fest. Sie würde sich entrollen, während er sich bewegte, und reichte bis ins Innere des Frachtdecks. Er montierte die Taschenlampe ans Handgelenk, schaltete sie ein, meldete, daß er startbereit war, und stieg aus. Die Luke schloß sich hinter ihm.
    Der Rumpf war mit Einschlags- und Brandspuren übersät. Er nahm ihn in Augenschein und schüttelte den Kopf. »Wir sind ein bißchen ramponiert«, informierte er Saber.
    Die Luftschleuse zum Frachtdeck lag hinter der Rumpfkrümmung außer Sicht. Er stieß sich ab und bewegte sich rasch an der Außenwand hinunter, wobei ihm strategisch plazierte Handgriffe halfen. ›Hinunter‹ bedeutete Richtung Triebwerksmündung und Mondwolke, die ins Blickfeld kam, als er sich der Frachtdeckluke näherte. Er sah, wie das abgebrochene Fahrwerk an seiner Halterung baumelte und dabei an ein gebrochenes Bein erinnerte. Die ganze Unterseite des Mikrobusses war ramponiert, sowohl von Trümmerstücken als anscheinend auch von dem Landebein, das bei plötzlichen Kurven leicht an den Rumpf knallen konnte. Er mußte später wieder herkommen und es loswerden.
    Die Luke selbst war verbogen; unweit davon entdeckte Tony eine baseballgroße Stelle, wo etwas aus dem Rumpf herausgeplatzt war. Ein Stein war an der anderen Seite eingeschlagen und hier wieder ausgetreten. Das Metall sah versengt aus. Im Inneren brannte noch Licht.
    »Ich kann hineinsehen«, berichtete er Saber.
    »Erkennst du Bigfoot?«
    »Nein. Aber irgendwas spiegelt da drin.«
    »Was?«
    »Es ist eine Plastiktüte.«
    »Oh«, sagte Saber. »Er hat eine Menge Zeug in Plastikbeuteln an Bord gebracht.«
    Der Beutel schwebte aus seinem Blickfeld heraus, und er sah nur noch das Schott gegenüber. »Okay«, sagte er und richtete die Taschenlampe auf die Luftschleuse, »Zeit, an die Arbeit zu gehen.« Er setzte sich gerade Richtung Luke in Bewegung, als etwas flüsternd ans Helmvisier regnete. Vielleicht eine Handvoll Sand.
    »Ist irgendwas passiert?« fragte Saber.
    »Negativ«, sagte er.
    »Okay. Versuch hineinzukommen, so schnell du kannst.«
    »Bin schon dabei.« Er erreichte die Lukensteuertafel, klappte sie auf und drehte den Schlüssel. Eine weiße Lampe ging an. Gut. Wenigstens hatte er Strom.
    Er drückte den AKTIVIEREN-Schalter, und das Statusdisplay leuchtete auf. DRUCKVERLUST, meldete es. Die Lampe sprang auf Rot.
    Sein Anzug verzeichnete eine Vibration. »Mehr Steine?« fragte Tony.
    »Hab keine kommen sehen, Tony. Muß unter dem Radar passiert sein.« Die Anlage spürte einfach keine Kieselsteine auf. »Bist du gleich drin?«
    Er betrachtete Display und Luke. »In einer Minute.«
    »Roger.«
    Er dachte an Bigfoot. Sie hatten nie gesellschaftlich miteinander verkehrt, nie Zeit zusammen verbracht, eigentlich nicht einmal viel geredet. Nur eben hallo gesagt. Die Leute von der Betriebsmannschaft neigten dazu, vor allem mit Kollegen Kontakt zu pflegen. Tony freundete sich mit anderen Piloten an, und er vermutete, daß Bigfoot seine Zeit mit der Raumhafenmannschaft verbracht hatte. Oder mit den Managern. Wahrscheinlich den Managern. Tony fragte sich, was Bigfoot gerade getan hatte, als der Stein durch das Schott schmetterte, woran er gedacht hatte. Er hoffte, daß er schnell gestorben war. Aber er mußte ein paar Augenblicke gehabt haben …
    Das Statusdisplay zeigte immer noch Rot.
    Er hatte keine Zeitanzeige an seinem Anzug, aber es schien ihm lange zu dauern.
    »Tony?«
    »Jo.«
    »Kannst du dich ein bißchen beeilen?«
    »Der Luft strömt noch.«
    Die rote Lampe ging schließlich aus, und der Text auf dem Display wechselte: DRUCKVERLUST VOLLSTÄNDIG.
    Tony verlagerte die Position, hielt sich mit der rechten Hand am Griff fest und war bereit, sofort in die Luftschleuse zu schlüpfen, wenn sie aufging.
    Sie blieb jedoch zu.
    »Saber, ich denke nicht, daß dieses Ding funktioniert.«
    »Sie muß