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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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das Sonnenlicht. Sie sind nicht ausreichend davor geschützt und werden einen schlimmen Sonnenbrand bekommen, wenn Sie sich ihm aussetzen. Ich versuche, Sie mit dem Bus abzuschirmen. Aber vergessen Sie das nicht. Sie bekommen diesen Beutel über den Kopf. Dadurch fühlen Sie sich eingezwängt. Bleiben Sie ruhig. Das Atmen fühlt sich wahrscheinlich komisch an. Nicht das Luftholen. Das wird leicht sein. Aber ich denke, Sie werden sich etwas mühen müssen, auch auszuatmen.
    Der g-Anzug kühlt Sie nicht, weil er dafür gedacht ist, unter einem D-Anzug getragen zu werden. Also wird Ihnen gleich warm. Das ist ein weiterer Grund, warum wir nicht möchten, daß Sie in die Sonne geraten. Sie werden sich wie in einer Sauna fühlen.«
    »Nur weiter«, sagte Charlie. »Ich notiere mir alles.«
    »Tut mir leid. Ich wünschte, es wäre einfacher. Jemand sollte ein Halstuch improvisieren und ihm um den Kopf wickeln.« Sie erklärte ihm weiter Schritt für Schritt, was er tun mußte.
    »Noch eins«, sagte sie. »Wir haben keine weitere Sicherungsleine. Bevor Sie irgendwas tun, ziehen Sie Tony herein, lösen die Leine und binden sie sich an den Gürtel. Fest! Falls wir manövrieren müssen, lasse ich die Außenbordlampen zweimal aufleuchten, zähle bis fünf und beschleunige. Sie beschaffen sich dann festen Halt, okay? Die Sicherungsleine schützt Sie nicht vor Prellungen oder davor, daß der Beutel aufplatzt. Und bleiben Sie um Gottes willen mit dem Bus verbunden, damit wir Sie nicht verlieren!«
    Sie setzten ihm den Beutel wieder auf. Evelyn wollte ihn schon mit Klebeband befestigen, da hob Saber den Finger. »Noch nicht«, sagte sie.
    »Wieso nicht?«
    »Er muß ausatmen. Die Luft kann nicht entweichen, und der Beutel beschlägt.« Sie brachte einen Strohhalm zum Vorschein.
    »Aber«, wandte Evelyn ein, »dadurch verliert er die Luft.«
    »Richtig. Also brauchen wir eine Art Absperrhahn. Hat irgend jemand eine Büroklammer?«
    »Hier«, sagte der Kaplan.
    Saber nahm sie entgegen, steckte sie auf ein Ende des Strohhalms, begutachtete die Konstruktion und machte sie mit Klebeband fest. Dann befestigte sie den Strohhalm mit Klebeband am Top des g-Anzuges. Das zugeklammerte Ende des Strohhalms zeigte nach unten, das obere Ende steckte innerhalb des Plastikbeutels. »Wenn es nötig wird, Charlie«, sagte sie, »öffnen Sie die Klammer, um die ausgeatmete Luft loszuwerden.« Sie biß sich auf die Lippe. »Auf diese Weise werden Sie ein bißchen Luft ablassen können, aber tun Sie das ganz langsam. Sollte der Druck zu schnell fallen, bekommen Sie Nasenbluten.«
    Ihre Augen wurden dunkel. »Ich denke, Sie sind jetzt soweit. Und es tut mir leid. Es gefällt mir nicht, das mit Ihnen zu machen.«
    Er nickte und lächelte.
    Evelyn schnallte einen Werkzeuggurt um seine Körpermitte, reichte ihm die Werkzeuge und band ihm die Lampe ans Handgelenk.
    Sie wünschten Charlie Glück.
    Und Charlie betrat mit trockenem Mund und nervösem Magen die Luftschleuse und zog die Tür zu. Die Druckfläche zum Einschalten war weiß. Er drückte darauf, sah, wie die Statusdisplays die Farbe wechselten, und setzte sich. Er fühlte sich schon klamm. Die Atemgeräusche unter dem Plastikbeutel waren laut, und er kontrollierte den Strohhalm, um sicher zu sein, daß die Büroklammer noch an Ort und Stelle war.
    Der Pumpvorgang kam ihm langsam vor. Charlie saß da und lauschte seinem Herzschlag. Saber behielt recht: Für rasches Atmen wurde eine bewußte Anstrengung nötig.
    Eine grüne Lampe sprang an, und die Außenluke schwenkte auf. Er blickte ins Weltall hinaus und erwartete, trotz Sabers Erläuterungen, eine Woge aus Kälte. Er stellte jedoch keine unmittelbare Temperaturänderung fest. Die Nervosität ließ nach, und er blickte mit erstaunlicher Ruhe ins Universum hinaus. Niemand bringt es bis zum Amt des Vizepräsidenten, ohne ein ausgeprägtes Selbstvertrauen zu entwickeln und ohne die Fähigkeit, unter Druck zu reagieren. Obwohl sich Charlie dieser Eigenschaften gar nicht sonderlich bewußt gewesen war, waren sie doch vorhanden und retteten ihn jetzt.
    Er sah sich um und entdeckte Tonys Leiche, die immer noch still im All trieb.
    Sie hereinzuziehen kostete Zeit. Und Charlie wußte besser als jeder andere, daß die Zeit gegen ihn arbeitete; das verriet ihm schon die sich in seinen Lungen ausbreitende Luft. Besser, es ohne die Sicherheitsleine zu riskieren und hinter sich zu bringen. Tony später zu holen. Unter den jetzigen Bedingungen gab es keine

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